„Mmh, mmh!“, überlegt Willi hin und her und streicht sich über seinen langen weißen Bart. „Da muss ich doch gleich mal schauen, wo ich meine Stiefel und meinen Wintermantel hingehängt habe.“
Das Engelchen lächelt erleichtert, denn anscheinend ist der Weihnachtsmann damit einverstanden bei den himmlischen Vorbereitungen für das Fest auszuhelfen.
„Dankeschön!“, ruft das Engelchen freudig aus. „Ich wusste doch, dass du uns helfen wirst. Auf dich ist immer Verlass.“
So kommt es, dass Willi in der Himmelswerkstatt am großen Verpackungstisch einen Platz zugewiesen bekommt. In der Mitte liegen alle notwendigen Materialien, die zum Verpacken benötigt werden. Auf einem Fließband befinden sich die Geschenke, so dass man nur zugreifen muss. Das verpackte Geschenk kommt dann auf ein weiteres Band, das unter dem ersten verläuft. So hat alles seine Ordnung.
Willi zögert nicht, sondern legt sofort los. Selbstverständlich will er seine Arbeit besonders gut machen.
„Beim Verpacken ist Kreativität gefragt“, denkt er sich und überlegt kurz.
Der erste Versuch überzeugt ihn jedoch nicht so richtig, deshalb reißt er das Geschenkpapier wieder ab, zerknüllt es und wirft es neben sich. Beim zweiten Versuch hat er zu wenig Papier von der Rolle abgeschnitten, so dass es nicht um das Geschenk passt. Aber dann hat er es richtig drauf. Pfeiffend macht er sich an die Arbeit und begutachtet anschließend wohlwollend sein Werk.
„Perfekt!“, lobt er sich insgeheim selbst. „Man muss sich nur zu helfen wissen, dann kennt Kreativität keine Grenzen.“
Was Weihnachtsmann Willi nicht registriert, ist dass alle Engelsaugen auf ihn gerichtet sind. In der Himmelswerkstatt ist plötzlich Geschnatter und Gelächter ausgebrochen. Die Bänder stehen auf einmal still, aber erst als ein Engelchen ihn an seinem Arm zupft, blickt er auf.
„Warum störst du mich bei der Arbeit?“, fragt er verwundert. „Ich muss mich konzentrieren.“
„Naja“, meint das Engelchen und tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Das dürfen wir nicht!“
„Was?“, wundert sich Willi erneut. „Was dürft ihr nicht?“
„Nicht nur wir dürfen es nicht, sondern auch du darfst die Geschenke nicht als Bonbon verpacken.“
„Was ist denn das für eine seltsame Vorschrift?“, empört er sich. „Sieht doch lustig aus. Außerdem freuen sich die Kinder über solche wunderschön verpackten Geschenke.“
„Das glaube ich nicht“, gibt das Engelchen zu bedenken.
„Dann fehlt dir die Vorstellungskraft“, entgegnet Willi kopfschüttelnd.
„Ich glaube eher, ich habe zu viel davon“, wagt das Engelchen schüchtern und ganz leise zu sagen.
„Rück schon mit der Sprache heraus, sag es ihm doch!“, ruft es plötzlich aus einer Ecke der Himmelswerkstatt.
„Was sollst du mir sagen?“
„Naja, du hast doch lange Zeit den Schlitten mit den Geschenken gefahren… Hast du auch mal welche verloren?“
„Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass der Stapel auf dem Schlitten immer ziemlich hoch war und ich aufpassen musste, dass kein Geschenk verloren ging. Nur einmal, da hat so ein Witzbold…“
Willi schaut von dem Engelchen zu seinem verpackten Geschenk und kratzt sich am Kopf. Dann nickt er und spricht weiter: „…die Geschenke als Bonbons verpackt…“
„…und die sind vom Weihnachtsschlitten gekullert…“, vollendet das Engelchen Willis Gedankengang.
Willi schlägt sich die flache Hand gegen seine Stirn und bricht in schallendes Gelächter aus.
„Jetzt wird mir vieles klar: Deshalb sind alle Geschenke einfach nur viereckig verpackt, obwohl das ziemlich langweilig ist“, murmelt er in seinen Bart. „Man kann sie besser stapeln und fallen daher auch nicht vom Schlitten.“
Und nach einer kleinen Pause fügte er noch hinzu:
„Dann muss ich meine Kreativität halt auf die Bänder und Schleifen verlagern, die die Geschenke verzieren.“
Dafür erntet er von allen anwesenden Engelchen einen riesigen Applaus. Geschwind gehen alle wieder an ihre Arbeit und Weihnachtsmann Willi sucht sich schon mal die schönsten und buntesten Bänder zusammen, aus denen er die wundervollsten Schleifen bindet.
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