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Opas Geburtstagsgeschenk

Karlchen liegt im Bett. Eigentlich ist er kein Langschläfer, aber irgendwie scheint heute alles anders zu sein. Er schläft noch tief und fest als die Sonne schon vom Himmel lacht. Der kleine Junge erwacht erst aus seinen Träumen, als ein Sonnenstrahl ihn an der Nase kitzelt.

Doch dann ist er mit einem Schlag hellwach. Ihm ist es wieder eingefallen:

„Opa kommt heute aus der Kur zurück und er hat Geburtstag. Ich muss mich noch um sein Geschenk kümmern“, erklärt er der Mutter beim Frühstück.

„Hast du schon eine Idee, was du ihm schenken willst?“, erkundigt sie sich.

„Ja, ja, aber ich verrate es nicht. Das ist mein Geheimnis. Es soll eine Überraschung für Opa werden.“

„Opa kommt doch erst heute Nachmittag. Wenn du meine Hilfe beim Basteln oder so brauchst, dann sag es mir. Jetzt ist noch Zeit.“, schlägt sie ihrem Sohn vor.

„Nein, nein, das kann ich schon ganz alleine. „Ich weiß nämlich, was sich Opa schon lange wünscht.“

„Aha und was ist das?“

„Ich hab’ doch gesagt, dass ich es nicht verrate“, antwortet Karlchen. „Du erzählst es sonst Papa und Nina.“

Karlchen glaubt nicht, dass Papa und Mama etwas verraten würden, aber Nina ist noch klein. Sie geht noch nicht in den Kindergarten, aber plappert wie ein Wasserfall. Das sagt jedenfalls Opa immer. Sie würde bestimmt das Geheimnis ausplaudern und dann wäre es keine Überraschung mehr. 

„Du darfst mich nicht aufhalten, ich muss mich nämlich beeilen“, erklärt er der Mutter. „Sonst wird nicht alles rechtzeitig fertig.“

Aufgeregt läuft Karlchen in sein Zimmer und holt einen seiner zwei Teddybären vom Regal. Es ist der kleinere, denn den großen nimmt er immer mit ins Bett. Zuerst bürstet er den Teddy bis er wieder richtig flauschig ist. Danach kramt er in seiner Schublade, denn hier liegen alle seine gesammelten Schätze. Endlich hat er etwas gefunden, das er für sein Vorhaben als passend empfindet. Es ist eine rote Schleife an einem breiten roten Band. Diese Schleife bindet er dem Teddy um den Hals. 

„Chic siehst du aus“, flüstert er ihm zu. 

„So und jetzt kommt das Wichtigste. Uns darf niemand sehen, also sei schön still“, befiehlt er dem Bären.

Auf leisen Sohlen schleicht sich Karlchen mit dem Teddy, den er unter dem Pulli versteckt hat, in den Hauswirtschaftsraum. Dann geht alles ganz schnell. Zielsicher führt er seinen Plan aus. Allerdings hat er nicht mit seiner kleinen Schwester gerechnet, die ihn mit kleinen Trippelschritten verfolgt und alles beobachtet hat.

„Teddy!“, ruft sie laut. „Nina will Teddy!“

„Psst! Sei still!“

„Nina will Teddy!“, ruft seine kleine Schwester wieder. „Mama! Mama!“

„Nein, den kriegst du nicht!“, sagt Kerlchen ganz bestimmt.

„Mama! Ich will Teddy haben! Mama!!!!“

„Was ist denn hier los? Streitet ihr schon wieder?“, fragt der Vater, der gerade nach Hause gekommen ist und Ninas Geschrei vernommen hat.

Sofort ist Nina zur Stelle und zieht ihren Vater am Arm. „Komm mit!“, sagt sie und zieht ihn in den Hauswirtschaftsraum. 

„Hast du den Teddy versteckt?“, fragt der Vater seinen Sohn, der sich jetzt über seine Schwester ärgert.

„Nina macht die Überraschung für Opa kaputt!“, sagt er trotzig.

„Da! Teddy ist da!!“, ruft Nina und klopft gegen den Gefrierschrank.

„Du bist gemein!“ Karlchen gibt seiner Schwester einen Schubs. 

„Du bist gemein“, erklärt Nina und verzieht das Gesicht. „Teddy ist eingesperrt! Da!“, ruft Nina wieder und klopft abermals gegen den Gefrierschrank. „Teddy friert!“

„Ich glaube du solltest mir mal die ganze Sache erklären“, richtet sich der Vater nun an Karlchen und öffnet den Gefrierschrank, wo tatsächlich in einer der Schubladen der kleine Teddybär liegt.

Jetzt bleibt Karlchen nichts anderes mehr übrig, er muss nun mit der Sprache herausrücken:

„Opa hat mir erzählt, dass er sich als kleiner Junge einen Eisbären gewünscht hat, ihn aber nie bekommen hat. Und deshalb wollte ich ihm heute zum Geburtstag einen Eisbären schenken.“

 

 

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4 Kommentare

  1. PS: Mir ist übrigens aufgefallen, dass du aus Karlchen einmal ein Kerlchen gemacht hast – unteres Drittel ;-))
    PPS: Zum Thema „Fünf Minuten dumm stellen, erspart eine Stunde Arbeit“ – ich war auch immer eine, die dann die Arbeit ausgefasst hat, für die andere zu dumm, zu faul oder vielleicht doch auch zu clever waren 😉

    • Astrid Berg sagt

      Ach je, ich dachte, ich hätte diesen Fehler überall ausgebessert.🤔 Übrigens habe ich Karlchen geschrieben, aber mein Laptop meinte es besser zu wissen und hat aus dem a ein e gemacht. Naja, ganz so schlau ist er dann wohl doch nicht. Danke fürs aufmerksame Lesen und für die Info .
      Herzliche Grüße
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Was tut man nicht alles für den geliebten Opa oder die Oma?!😉Wartet mal noch ein Weilchen, dann könnt Ihr darüber berichten😉. Ich freue mich schon jetzt auf Deine Berichte über den einen oder anderen Streich von Eurem Enkelkind.
      Liebe Grüße
      Astrid

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