Kurzgeschichten, Weihnachten & Ostern
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Notstand

Roland wirbelt in seinem WG Zimmer herum. Er ist auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, wie man so schön sagt. Er stülpt das Unterste zu Oberst, aber bisher verläuft seine Suche ergebnislos. Plötzlich klopft es an seine Tür. 

„Immer nur herein! Es ist offen!“, ruft er. 

Sein Kommilitone Hannes tritt ein und sieht sich erstaunt um.

„Willst du ausziehen? Davon weiß ich ja gar nichts.“

„Quatsch, ich suche was und muss auch gleich weg.“

„Ich kann dir ja beim Suchen helfen, wenn ich wüsste wonach ich suchen soll“, bietet Hannes seine Hilfe an.

„Socken, ich habe keine sauberen Socken mehr!“, gibt Roland seinem Freund zu verstehen.

„Oh, bei dir ist also auch der Sockennotstand ausgebrochen“, lacht Hannes. Bei mir nämlich auch. Ich habe sie vergessen einzupacken, als ich Weihnachten zu Hause bei meinen Eltern war. Heute Morgen habe ich mein letztes sauberes Paar angezogen. Ich muss mir also einen 10er Pack kaufen. Heute sind allerdings die Geschäfte schon geschlossen.“

„Ja, morgen kann ich auch einkaufen gehen, aber ich brauche sie jetzt sofort und ganz dringend“, jammert Roland. „Ich bin auf die Geburtstagsfeier des Vaters meiner Freundin eingeladen und da kann ich schlecht barfuß erscheinen.“

„Mmh! Da hast du echt ein Problem!“, gibt Hannes zu.

„Ach, nee!?!“ Roland lässt sich sichtlich verzweifelt in den Sessel fallen. „Ich muss absagen …. mir geht es auch schon ganz schlecht.“

„Ich verstehe dich trotzdem nicht ganz. Du hättest doch einfach nur die gefühlten hundert Socken, die im Zimmer verstreut liegen, waschen müssen!“

„Das ging doch nicht!“

„Wieso? Die Waschmaschine steht im Bad und von Weihnachten bis jetzt wären sie trocken gewesen.“

„Weißt du das denn nicht?“, fragt Roland. „Zwischen den Jahren soll man doch nicht waschen!“

„Wer sagt das?“

„Meine Großtante väterlicherseits!“, erklärt Roland völlig erschöpft. „Das ist so ein Aberglaube, ich weiß das ja, aber man will das Schicksal doch nicht herausfordern und die bösen Geister rufen!“

„So ein Quatsch!“, lacht Hannes. „Aber weil du gerade deine Großtante erwähnst: Meine Großtante mütterlicherseits hat mir ein Päckchen geschickt.“

„Das interessiert mich jetzt aber gerade mal überhaupt nicht!“

„Vielleicht aber doch! Sie verschenkt nämlich Weihnachten gerne an Männer die drei großen S.“

Während Roland die Stirn verwundert in Falten zieht, stürmt Hannes aus dem Zimmer und kommt eine Minute später mit einem Päckchen wieder. 

„Pass auf!“, sagt er zu seinem Freund und öffnet das Paket. „Die drei S für Männer als Weihnachtsgeschenk sind zwar einfallslos und ein seltsamer Brauch, aber irgendwie doch manchmal ganz nützlich.“

Roland kommt sich vor, als würde er in einer Zaubershow sitzen, denn sein Freund zaubert regelrecht wundersame Dinge aus dieser kleinen Kiste:

„Hier haben wir das erste S!“ 

Hannes hält ein Stück Seife in die Höhe.

Als nächstes zaubert er einen grau-weiß gestreiften Schlips hervor. 

„Das wäre also das zweite S und das dritte S folgt zugleich!“

Hannes befördert einen Fünferpack weißer und einen Fünferpack schwarzer Socken aus dem Päckchen hervor.

„Trara!“, ruft er freudig aus. „Auf meine Großtante ist eben Verlass, die berühmten drei S!!!  Somit wäre dein Problem gelöst und meines übrigens auch!“

 

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Ohje, das fängt ja gut an!

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