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Hallo lieber Herbst!

Hallo lieber Herbst!

Meine Mutter hat heute die Schublade unserer Wohnzimmervitrine ausgemistet. Dabei hat sie das Briefpapier gefunden und mir geschenkt. Sie meinte, sie wisse nicht wem sie einen Brief schreiben solle, denn alle würden nur noch mit dem Handy telefonieren oder E-mails schreiben. Ich könne das Papier zum Malen nehmen. Aber ich habe da eine andere Idee:
Ich möchte Dir schreiben, denn ich finde Dich ziemlich nett und das sollte man Dir auch mal sagen. Also: 

Lieber Herbst, ich mag Dich! Ich finde Dich richtig cool!

Ich weiß ja, viele Leute sind da anderer Meinung. Meine Oma zum Beispiel. Sie schimpft immer über Dich. Sie sagt, Du bist böse, weil Du ihr Haar zerzaust. Entweder machst Du ihr eine Sturmfrisur oder Du schickst so viel Feuchtigkeit durch die Luft, dass sich ihre Locken noch mehr kringeln. 
Du musst wissen, dass meine Oma überhaupt keine echten Locken hat. Sie geht nämlich zum Friseur und dort zaubern sie ihr eine Dauerwelle auf den Kopf. Wenn Du dann Nieselregen schickst, hat meine Oma eine Krusselfrisur.
Naja, ehrlich gesagt, gefällt sie mir damit auch nicht so gut, aber ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Oma ist in so einem Fall allerdings echt sauer auf Dich und schaut gar nicht glücklich aus. Sonst ist sie aber ein total fröhlicher Mensch und lacht auch viel. Papa sagt dann nur: „Frauen und ihre Haare, – das ist ein Thema für sich. Das werden wir Männer nie begreifen.“ 
So ein bisschen kann ich meine Oma ja verstehen, denn Nieselregen ist auch nicht gerade mein Lieblingswetter. Ich mag es allerdings, wenn Du uns Wind schickst. Dann kann ich nämlich meinen Drachen steigen lassen, den ich letztes Jahr mit meinem Papa gebastelt habe.
Außerdem wirbelst Du so schön die Blätter durcheinander und man kann versuchen sie zu fangen. Unser Nachbar ärgert sich allerdings jedesmal, wenn er gerade das Laub im Garten auf einen Haufen gemacht hat und Du den Wind hinein blasen lässt. Er flucht sogar, wenn er wieder von vorne anfangen muss. Wahrscheinlich glaubt er, man könne das nicht hören, weil ja der Wind um die Ecken pfeift.
Ja, manchmal schüttelst Du die Bäume schon ein wenig zu heftig. Das muss ich zugeben. Ich frage mich auch, weshalb denn all die bunten Blätter vom Baum geschüttelt werden müssen. So ein kunterbunter Baum sieht doch gut aus. Aber Du wirst das schon alles richtig machen und außerdem wachsen im Frühling ja wieder neue Blätter nach.
Toll finde ich es, wenn beim Schütteln auch die Kastanien herunter fallen. Die nehme ich alle mit nach Hause. Meine Mama macht mir eine heiße Schokolade und mit meiner Oma bastele ich Männchen aus den Kastanien. Ich glaube das macht ihr Spaß. Mir übrigens auch. 
Super finde ich es, dass Du viele Pfützen zauberst. Ich springe sooo gerne hinein. Mama hat mir extra neue rote Gummistiefel gekauft. Damit darf ich in die Pfützen hüpfen und meine Füße bleiben trocken. Ich muss nur aufpassen, dass ich dabei niemand nass spritze, denn das mögen die meisten Leute nicht, sagt meine Lehrerin.
Entschuldige bitte, ich will ja nicht meckern, aber eine Sache stört mich allerdings auch. Jetzt werden die Tage kürzer und es wird immer ein bisschen früher dunkel. Ich muss dann nach Hause und darf nicht so lange draußen spielen, wie im Sommer. 
Gestern fand meine Oma Dich richtig gut. Sie hat Dich gelobt, weil Du uns die Sonne geschickt hast und alles golden aussah. Oma meinte, das sei der Goldene Herbst und den mag sie sehr.  Dabei hat sie meinen Opa ganz verliebt angesehen und ihm über die grauen Haare gestreichelt. Opa hat sie angelächelt und ihr zugezwinkert.
So jetzt ist mein Brief fertig und ich lege ihn heute Abend auf die Fußmatte vor der Haustür. Schick einfach den Wind vorbei, er wird ihn für Dich abholen.

Ganz liebe Herbstgrüße

Dein Fan Michi

 

 

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16 Kommentare

  1. Liebe Astrid,
    was für ein liebevoller Dankesbrief an den Herbst!
    In diesem Jahr zeigt er sich ja bei uns von seiner buntesten und schönsten Seite. Man kann sich gar nicht satt sehen an den Farben. Die Temperaturen sind für November etwas hoch, aber das legt sich sicher auch noch. Wenn wir jeden Tag so gut es geht leben, dann findet man auch an jedem Herbsttag Augenblicke des Glücks, gell.
    Hab einen angenehmen Start in die neue Herbstwoche,
    liebe Grüße
    moni

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Moni,
      hab Dank für Deine Besuche auf meiner Seite und die Kommentare.Ich freue mich sehr darüber, auch wenn ich nicht immer die Zeit finde sofort darauf zu antworten. Aber ich glaube, dafür hast Du sicherlich Verständnis.
      Ich bin zwar immer auf Deiner Seite, kann aber oftmals kein Like hinterlassen. Da funktioniert irgendetwas nicht. Schade, denn ich besuche Dich gerne. So muss ich es Dir jetzt auf diesem Weg sagen ;-).
      Sei herzlich gegrüßt
      Astrid

  2. Liebe Astrid, herzliche Grüße.
    Gestern und Vorgestern spürte ich recht stark den Herbst in meinem körperl. Gebälk.
    Da hilft mir auch kein Brief schreiben an den Herrn Herbst. Naß-kaltes Wetter mit Nieselregen ist nun mal doof. Sonne, Wind und dadurch Blätterwirbel gefällt mir besser.
    Wir können uns ja eigentlich nicht beklagen. Herbstlich fröstelnd oder unangenehm novembrig haben wir es ja nicht.
    Drachensteigende Kinder sieht man gar nicht mehr.
    Ich war jedes Jahr als Kind so oft Drachensteigen mit den Eltern und dann alleine. Drachen baute ich selber, gelernt von den Eltern. Die waren viel größer als ich. Später dann mit Männe und unseren Jungs.
    Alles Gute, tschüssi Brigitte.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Brigitte,
      vielleicht sollte man tatsächlich wieder einmal Drachen steigen lassen. Es hat schon etwas Faszinierendes an sich, wenn er sich so vom Wind dahintreiben lässt. Das macht Jung und Alt immer wieder Freude.
      LG
      Astrid

  3. Hallo liebe Astrid,
    ich melde mich zurück aus meiner literarischen Abgeschiedenheit. Vielleicht gibt mir der Herbst ja auch mehr Zeit (endlich wieder) Worte zu finden, Zeit für Worte zu finden. Ich liebe den Herbst sehr. Auch wenn er dunkle Tage bringt, aber das Licht und das Knistern unter den Füßen, die Dynamik, die das Wetter mit sich bringt, das, was die Natur uns zeigt, das ist schon aller Ehren und alles Staunen wert. Eine schöne Idee ist das, dem Herbst einen Brief zu schreiben. LG Tanja

    • Astrid Berg sagt

      Hallo Tanja,
      schön, dass Du wieder da bist und mich auch gleich wieder besucht hast. Lass es Dir gutgehen und hab ein schönes Wochenende.
      LG
      Astrid

  4. Das ist ja mal eine ganz neue Idee. Kinder schreiben dem Weihnachtsmann, Verliebte schreiben sich SMS – aber wer schreibt dem Herbst?
    Möge er lange bleiben und sich wohl fühlen, der Winter kann noch warten.
    Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Kerstin,
      ich weiß, Dein Kommentar zum Herbst ist schon lange her, aber mir hat wie so häufig die Zeit zum Antworten gefehlt. Nun hat sich der Goldene Herbst abgewandt und wir haben trübes, kaltes und feuchtes Wetter.
      Ich hoffe, dass die baldige Adventszeit ein wenig Ruhe einkehren lässt und wir der Hektik des Alltags entfliehen können. Kerzenschein und das flackernde Feuer im Kamin ist doch auch etwas Schönes.
      Hab ein angenehmes Wochenende und sei herzlich gegrüßt.
      Astrid

  5. ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:

    Liebe Astrid, lieber Michi,

    Ja, der Herbst hat es in sich. Der Herbstfan Michi hat recht, sehr recht sogar. Soviel Abwechslung wie uns der Herbst bietet, bei noch angenehmen Temperaturen, hat uns der Dezember nicht zu geben. Außer er schickt uns das Christkind und Knecht Rupprecht vorbei. Auch ein Herbstfan hat Wünsche und wenn er seinen Wunschzettel vor das Fenster legt muß er ja schließlich transportiert werden. DHL kommt da leider nicht vorbei und eine Briefmarke wäre auch nicht aufgeklebt. Die Wünscheliste muß aber dringend zu Oma, damit sie weiß was sie bei Amazonien bestellen muß. Leider bringt das wieder die Haare in Unordnung, aber was macht das schon, dafür wurde ja der Kamm erschaffen.
    Freu mich lieber Michi, daß Du ein Herbstfan bist, reichen wir uns die Hand, ich bin auch einer. Einen sehr schönen Bericht hast Du da verfaßt, hoffentlich sind keine vielen Rechtschreibfehler drinnen, nicht daß der Wind beim Transport Schwierigkeiten hat, oder das Christkind es nicht richtig lesen kann. Gell, wir hoffen das Beste und stampfen weiter durch den Blätterwald, wir zwei. Deine Helga 🍁🍂🍁🍂🍁🍂🍁🍂🍃🍃🍃

    • Astrid Berg sagt

      Oh, ich mag noch gar nicht an den Dezember denken. Auch habe ich das Gefühl, dass Weihnachten noch ganz weit weg ist, aber da täusche ich mich wahrscheinlich. Ich denke, die Wochen werden nur so verfliegen und mit ihnen der Herbst und das schöne angenehme Wetter. Leider.
      LG
      Astrid

  6. Liebe Astrid,
    hoffentlich hat der Herbst seinen Wind vorbei geschickt, damit er diesen wunderbaren Brief auch zu Gesicht bekommt! Toll geschrieben!
    Liebe Grüße
    Regina

    • Astrid Berg sagt

      Oh danke, liebe Regina. Ich freue mich, wenn meine Geschichten gefallen.
      Ich wünsche Dir eine schöne Restwoche und schicke herzliche Grüße vom mir zu Dir.
      Astrid

  7. Eine schöne Erzählung, liebe Astrid. Darin kann man den Herbst so richtig miterleben.
    Er strengt sich ja auch dieses Jahr mächtig an, damit wir ihn mögen. Auch heute haben wir wie in den letzten Tagen herrlichen Sonnenschein und blauen Himmel. Und das bisschen Laub wegkehren schaffen wir auch.
    Liebe Grüße von der Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Er soll sich nur noch ein bisschen anstrengen, denn ich mag mich momentan noch gar nicht von dem schönen Wetter trennen. Aber es ist schon seltsam, dass in ein paar Wochen Weihnachten vor der Tür steht. Das kann man sich im Moment gar nicht vorstellen. Doch das Wetter ist leider unberechenbar und kann von einen auf den anderen Tag umschlagen. Wir werden wohl nicht ewig einen goldenen Herbst haben.
      LG
      Astrid

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