Kurzgeschichten, Professor Konfusi-Geschichten
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Die Bitte

Professor Konfusi ist unterwegs. Er hatte eine Besprechung mit einem Kollegen und will gerade in sein Auto einsteigen, als das Handy klingelt.
„Konfusi“, meldet er sich kurz.

„Hallo, mein Lieber, ich bin’s, deine Angetraute“, hört er die Stimme seiner Gattin. „Könntest du mir bitte einen Gefallen tun und ein Rezept beim Arzt abholen?! Ich müsste sonst nochmal extra in die Stadt fahren, aber wenn du…“
„Kein Problem, ich geh gleich mal hin und dann komme ich nach Hause.“
Gesagt, getan. Und damit ist die Aktion sowohl bei seiner Frau als auch bei ihm abgehakt und vergessen.
Erst am nächsten Tag fällt die Angelegenheit seiner Frau wieder ein.
„Wo sind eigentlich die Medikamente?“, erkundigt sie sich.
„Welche Medikamente?“, fragt Professor Konfusi zurück.
„Sag nur, du hast das Rezept gestern nicht abgeholt?“, erkundigt sich seine Gemahlin.
„Ja doch, klar!“, und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Sollte ich auch gleich die Medikamente in der Apotheke holen? Das wusste ich jetzt nicht“, gibt er zu und blickt völlig unschuldig drein.
„Das kann man sich aber denken.“ Seine Gattin schüttelt den Kopf. „Wahrscheinlich hatte er seine Gedanken wieder bei irgendeinem wissenschaftlichen Thema“, fügt sie im Stillen hinzu und richtet dann eine wichtige Frage an ihren Mann: „Wo ist denn das Rezept?“
„Wenn ich das wüsste! … Lass mich mal überlegen! … Ich habe es entgegengenommen und dann habe ich es irgendwo hingesteckt…“
Als der ältere Herr bemerkt, dass seine Frau die Stirn runzelt und ihn fragend anblickt, fügt er schnell hinzu:
„Ja, genau, ich habe es in meine Jacke gesteckt. Moment mal…“
Professor Konfusi durchsucht alle Taschen seiner Jacke, allerdings ohne Erfolg.
„Bestimmt liegt es im Auto!“, lautet seine nächste Idee, die jedoch auch ins Leere läuft. 
„Dann habe ich es vielleicht in meiner Aktentasche“, meint er nachdenklich, als der wieder ins Haus zurückkehrt und geradewegs zur Garderobe marschiert, wo er die Mappe am Abend zuvor abgestellt hat. Doch leider lässt sich auch hier nichts finden. Jetzt ist guter Rat teuer. Im Grunde genommen sind mittlerweile alle denkbaren Möglichkeiten ausgeschöpft. Damit ist auch für Professor Konfusi die Angelegenheit beendet und er will sich wieder seiner Lektüre zuwenden. Kurz darauf klingelt das Telefon und er ist sofort in ein fachliches Gespräch mit einem Kollegen vertieft.
Frau Konfusi hat sich schon damit abgefunden, dass sie nun doch selbst die Sache mit dem Rezept und den Medikamenten in Angriff nehmen muss. „Sicher ist sicher!“, denkt sie sich, doch da kommt ihr eine andere Idee. Die Zeitspanne zwischen ihrem Anruf und der Ankunft ihres Mannes zu Hause war recht groß gewesen. „Sollte er noch einmal im Büro gewesen sein?“, fragt sie laut vor sich hin.
„Richtig, meine Liebe. Jetzt, da du es sagst, fällt es mir wieder ein. Ich musste noch ein paar Dinge im Büro regeln. Bestimmt liegt das Rezept auf meinem Schreibtisch in der Universität.“
Professor Konfusi strahlt, denn nun scheint er die Lösung seines Rätsels gefunden zu haben. „Ich muss nachher sowieso noch mal hin, sie brauchen ein paar Unterschriften von mir.“
„Dann bringst du bitte auch gleich die Medikamente mit!“, erinnert ihn seine Gemahlin vorsichtshalber noch einmal.
Doch auch an diesem Abend kommt er wieder unverrichteter Dinge daheim an. 
„Hast du meinen Anzug mal durchsucht?“, will er von seiner Frau wissen.
„Da habe ich nichts gefunden, aber du kannst gerne auch nachsehen…“
„Ich hab’s: Mein Hemd! Da muss es sein!“, startet der Professor einen erneuten Versuch. Ich habe das Rezept in die Brusttasche gesteckt.“ Seine Augen leuchten regelrecht vor Freude, dass die Erinnerung zurückgekehrt und des Rätsels Lösung gefunden ist.
„Das hängt im Hauswirtschaftsraum“, meint Frau Konfusi und läuft hin. Sie greift in die Tasche und zieht etwas heraus, das sie ihrem Gatten zeigt.
„Damit bekommen wir auf jeden Fall keine Medikamente“, sagt sie und zuckt mit den Achseln.
Am nächsten Morgen steht Professor Konfusi erneut in der Arztpraxis. 
„Waschmaschine!“, ruft er dem Arzt zu, der ihn fragend anschaut, weil der ältere Herr schon wieder an der Anmeldung steht.
„Meine Frau hat das Hemd gewaschen und jetzt sind von dem Rezept nur noch ein paar Papierkrümelchen übrig. Könnten Sie mir bitte ein neues Rezept ausstellen?!“
Stolz überreicht er am Abend seiner Frau das Rezept, kratzt sich jedoch verlegen am Kopf, als diese lachend fragt:
„Und wo sind nun die Medikamente?“

 

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