Oma Luise holt ihre kleine Enkelin Annelie vom Kindergarten ab. Bereitwillig gibt das Mädchen seiner Großmutter die Hand und tritt mit ihr gemeinsam den Heimweg an.
„Na, wie war es heute im Kindergarten? Bestimmt habt ihr schöne Sachen gemacht“, wendet sich Oma Luise an ihre Enkelin.
„War heute doof?“, antwortet diese kurz und knapp.
Erst jetzt bemerkt Luise, dass Annelie ein ziemlich beleidigtes Gesicht macht. Irgendetwas muss wohl vorgefallen sein.
„Vielleicht hat sie ja etwas angestellt oder sich mit einem anderen Kind gestritten“, überlegt die Großmutter insgeheim.
„Erzähl doch mal, was dich gestört hat!“, fordert sie deshalb das Mädchen auf.
„Hilda ist doof!“, lautet die kurze Antwort. Doch dann sprudelt es aus der Kleinen nur so heraus:
„Es gab Gummibärchen. Für jeden so viele…“ Annelie hält ihre rechte Hand in die Höhe und spreizt alle fünf Finger auseinander. „Und jetzt ist die Packung leer!“, sagt sie empört.
„Wie ist das denn passiert?“, forscht Oma Luise nach.
„Hilda hat alle heimlich gefuttert. Das ist voll ungerecht!“
„Das stimmt! Das ist ja fast so wie bei Piepsie, Braunschopf und der dicken Emma“, meint Luise.
„Kenne ich nicht. Hat die dicke Emma auch alle Gummibärchen aufgefuttert?“
„So ähnlich. Warte ich erzähle es dir:
Du kennst doch die Spatzen auf dem alten Marktplatz mitten in der Stadt.“
Annelie nickt und bekommt ganz große Augen. Das passiert immer, wenn sie gespannt und neugierig ist, besonders dann, wenn Oma ihr eine Geschichte erzählt.
„Piepsie und Braunschopf sind zwei kleine Spatzen und sie wissen, dass vor dem Cafe am Marktplatz immer ganz viele Krümel für sie abfallen. Die Menschen, die an den Tischen ihre Kuchen essen, lassen diese manchmal absichtlich und manchmal unabsichtlich fallen. Dann freuen sich die beiden kleinen Spatzen und fliegen herbei, um sich einige der Krümel zu holen und in ihren Schnäbeln verschwinden zu lassen. Manchmal sind sie sogar so frech und fliegen direkt auf die Tische, um besonders leckere und große Krümel zu bekommen.
Gestern erst habe ich sie wieder beobachtet, aber sie waren nicht alleine. Es kamen noch mehrere Spatzen und jeder von ihnen hat etwas abbekommen. Die Welt war in Ordnung, aber nur so lange bis die dicke Emma kam.“
„Wer ist denn die dicke Emma?“, fragt Annelie nach. „Von der habe ich noch nie gehört!“
„Sie ist eine Taube und viel größer und dicker als die Spatzen. Sie hat alle einfach weggedrängt und sich die leckeren Happen geschnappt. Sogar einen ganz dicken, schweren Brocken hat sie sich ergattert und ist mit ihm in eine Ecke gerannt, wo sie ihn gierig verschlungen hat. Für die Spatzen blieben nur ein paar winzige Krümelchen übrig. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass sie das auch total ungerecht fanden und wütend auf die dicke Emma waren.“
Annelie nickt verständnisvoll.
„Am Abend fanden sie dann die dicke Emma jammernd in eben dieser Ecke sitzen. Die Spatzen jedoch waren vergnügt und freuten sich über die wenigen, aber leckeren Krümel, die ihnen die dicke Emma übriggelassen hatte und die ihnen gut bekommen waren. Die dicke Taube Emma jedoch hatte ganz schlimme Bauchschmerzen, weil sie viel zuviel gefuttert hatte.“
„Genau wie Hilda“, stellt Annelie fest. „Die hat jetzt bestimmt auch Bauchweh.“
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Was hat Oma Hildi angestellt? (1)
Wieder einmal eine sehr schöne Geschichte. 🙂
Wo du immer nur diese Ideen hernimmst. Toll !
LG Frauke
oh ja .. die Tauben 😉
eine hübsche Geschichte
so mancher bekommt wohl „Bauchweh“
wenn die „Brocken“ zu groß sind ..
die Spatzen bei uns im Einkaufsmakrt waren auch immer zur Stelle
draussen bei den Tischen und Stühlen
oft haben wir dort gesessen und ich habe sie sogar von Hand gefüttert
jetzt sind es lange nicht mehr so viele
Corona hat wohl auch dafür gesorgt dass sie abgewandert sind
auch sitze ich nicht mehr dort
ein paar sind aber immer noch zu sehen
liebe Grüße
Rosi
Ja, auch wir haben es schon erlebt, dass die kleinen, frechen Spatzen ganz nah an uns herankommen und sich die Krümel abholen.
Ich wünsche Dir ein schönes Osterfest.
Astrid
Ein schöne Geschichte mit der dicken Emma. Wünsche Dir ein angemehmes Wochenende aus Nordwest Arkansas.
Dankeschön, das wünsche ich Dir ebenfalls.
LG
Astrid
Liebe Astrid,
ich lese eigentlich alle Deine Geschichten, aber ich finde oft nicht die passenden Worte, um
darauf zu antworten. Es ist auf jeden Fall gut, dass wir das Internet haben und in Sekundenschnelle eine Antwort über große Entdernungen schicken können. Auf der anderen Seite wird mit mit Informationen geradezu überfüttert und ich weiß nicht, ob das unbedingt gut für das Gemüt ist. Liebe Grüße aus dem heute endlich sonnigen Arkansas,
Karl-Heinz