Kurzgeschichten, Meine Plauderecke
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Das Bananenoutfit

Die Tatsache, dass ich heute diesen Post einstelle, hängt sehr eng mit zwei Personen zusammen. Hiermit meine ich erstens unseren Sohn und zweitens Traude (Rostrose). Das muss man allerdings ein wenig erläutern, denn diese beiden Personen kennen einander nicht, aber sie verbindet in Bezug auf mein heutiges Thema sozusagen ein Stückchen Stoff. Um genauer zu sein ein Stück gelber Stoff. Bevor Ihr Euch nun den Kopf zerbrecht, welche mysteriösen Dinge hier ablaufen, will ich es Euch erklären.
Unser Sohn digitalisiert gerade unsere alten Videos und ist dabei auf eine Aufnahme gestoßen, die vor fast dreißig Jahren entstanden ist. Sie zeigt unseren kleinen Sohn, der gerade erst laufen gelernt hat und mich. Mein Mann hat damals diese Videoszene gedreht. 
Darauf ist unser einjähriger Sohn zu erkennen, der nach der Kamera greifen will, was ihm allerdings untersagt wird. Daher verzieht er das Gesicht und will anfangen zu weinen. Dann komme allerdings ich ins Spiel. Er lässt sich Trost suchend in meine Arme fallen und ich nehme ihn hoch. 
Eine ganz normale Szene, die nichts Außergewöhnliches in sich birgt. Wäre da nicht dieses Stückchen Stoff. Gemeint ist meine damalige Kleidung. Ich trug einen gelben Overall. 
Während unser Sohn die alte Videoaufnahme neulich digitalisierte, kommentierte er diese folgendermaßen:
„…und hier das Bananenoutfit…“
 Gemeint war mein gelber Overall, den er als sehr modisch bezeichnete und fragte, ob ich diesen noch besitzen würde.
Soweit, so gut.
Hierauf kam ich in einem Kommentar zu sprechen, den ich auf Traudes Seite schrieb. Und Traude schrieb mir wieder zurück:
„Nun würde mich aber natürlich interessieren, wie die Sache mit dem gelben Overall weitergegangen ist…. Vielleicht hast du ja mal Lust, mir oder allen hier diese Geschichte zu erzählen! :-)).“
Und ob ich Lust darauf habe.
Diesen gelben Overall trug ich vor 32 Jahren, nämlich am 26.6.1986. Dies war der Tag unserer standesamtlichen Trauung. Nein, ich habe ihn nicht im Standesamt getragen, allerdings am Abend bei unserem Polterabend. Er passte hervorragend zu unserer fröhlichen Stimmung und er strahlte mit seinem Sonnengelb mit mir um die Wette, wie Ihr ganz deutlich auf dem leider recht verpixelten Beitragsfoto erkennen könnt. Als Accessoire gehörte ein gelber Lackgürtel dazu und selbstverständlich eine Modeschmuckkette bestehend aus Perlen und die entsprechenden Ohrclipse in der selben leuchtenden Farbe.
Ich habe diesen Overall geliebt und mich richtig wohl darin gefühlt und habe ihn daher auch öfter und sehr gerne getragen.  Allerdings erinnere ich mich expliziert nur an den Tag unseres Polterabends und noch an zwei weitere Tage, wobei der eine auf der Videoaufnahme festgehalten ist. Der dritte Tag, der mir noch immer im Gedächtnis ist, hat eine ganz besondere Bedeutung. Es war der der Zeitpunkt meiner Entlassung aus dem Krankenhaus nach der Geburt unseres Sohnes. Ich war mächtig stolz, dass er mir wieder gepasst hat und wollte mich selbstverständlich im Spiegel bewundern. Leider gab es in dem Zimmer im Krankenhaus keinen Spiegel, außer dem über dem Waschbecken. Da ich darin jedoch nur mein Gesicht sehen konnte, stellte ich mich auf einen Stuhl und begutachtete meine Figur im Spiegel. Zufrieden dachte ich: „Super, dass er mir wieder passt!“  Ich stieg gerade vom Stuhl, als mein Arzt den Raum betrat und mich anlächelte. Ich vermute, dass er meine Gedanken lesen konnte.
Traude fragte mich noch, ob ich diesen Overall noch besitzen würde und ob er mir immer noch passt.
Ich konnte mich ehrlich gesagt nie von diesem „Bananenoutfit“ trennen, obwohl ich ihn schon lange nicht mehr trage. Er lag die ganzen vielen Jahre im obersten Stockwerk in einem Schrank mit anderen kostbaren Erinnerungsstücken verwahrt. Gestern Abend habe ich ihn hervor geholt und anprobiert. Ja, er passt mir noch immer. Allerdings würde ich ihn nicht mehr tragen. Er ist aus den 80ern und hat daher auch die etwas betonten Schultern. Aber weggeworfen wird er trotzdem nicht. Vielleicht gibt es ja mal irgendwo eine Achtzigerjahreparty und ich kann ihn nochmals ausführen. 🙂 Die Kette und die Ohrclipse muss es auch noch geben, jedoch habe ich den Lackgürtel noch nicht gefunden. Aber ich bin mir sicher, irgendwo taucht er auch wieder auf.

 

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14 Kommentare

  1. Ich finde das so witzig. Du hast das gute Stück noch? Und es passt noch? Boah, alle Achtung.
    Oh ja, die Mode war damals so. Breite Schultern, breite Gürtel, Kaltwelle in den Haaren.
    Ich hatte aus dem Westen eine Cordhose bekommen, breiter Cord, senfgelb würde ich heut sagen, hoher Bund mit breitem schwarzen Gürtel. Der Stoff war so weich, ich habe die Hose geliebt. Und meine Mutti konnte nicht verstehen, wie man so eine Hose schick finden kann.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Es ist schon seltsam, wie sich die Mode und der Geschmack verändert. Damals war der Overall superchic, als ich ihn neulich anprobiert habe, musste ich tüchtig lachen.
      Liebe Abendgrüße
      Astrid

  2. Liebe Astrid,
    oh wie nett, dass du dich zum Erzählen der Geschichte inspirieren hast lassen! :-))
    Vielen Dank auch, dass du uns den Overall gezeigt hast – was für eine fesche und tatsächlich wunderschön strahlende junge Frau ich auf dem Foto sehe – einfach toll, eine schöne Erinnerung! – und ich finde, du kannst mächtig stolz darauf sein, dass dir der Overall noch immer passt! Und jetzt sage ich dir noch was: Die 80er sind modisch wieder im Kommen – also wer weiß, vielleicht bist du bald noch riesig froh darüber, dass dein „Bananenoutfit“ die betonten Schultern hat!
    Herzliche Rostrosengrüße und ein angenehmes Wochenende,
    Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2018/11/der-perfekt-gefullte-kleiderschrank-fur.html

  3. BrigitteE. sagt

    Das ist eine ganz wunderbare Erinnerung!
    Der Overall samt Inhalt sieht sehr chic aus 🙂
    Auch ich erinnere noch ganz genau was ich
    anzog an dem Tag, an dem ich aus dem Krankenhaus
    entlassen wurde nach der Geburt meiner Tochter.
    Das war 1966 im März und ich war so glücklich,
    endlich nicht mehr diese schrecklichen Schwangerschafts Kleider
    Ungetüme anziehen zu müssen, die es damals gab.
    Hosen trug frau damals noch nicht, Jedenfalls nicht im Büro.
    Und 1965 gab es noch nicht mal Strumpfhosen, man glaubt es kaum 😉
    Erst 1966 setzten sie sich dann durch.
    Du hast Erinnerungen geweckt, hat Spaß gemacht 🙂
    Liebe Grüße
    Brigitte

    • Astrid Berg sagt

      Ohja, 1966 ist schon lange her, da hat man nur die Fotos und die Erinnerung an die damalige Kleidung. In diesem Jahr bin ich erst eingeschult worden und ich kann mich ebenfalls noch an das Kleid erinnern, das ich im Dezember 1966 (es war ein Kurzschuljahr) bei meiner Einschulung trug. Die Fotos sind zwar in schwarzweiß, aber ich weiß genau, dass das Kleid rot war. 🙂
      Liebe Abendgrüße
      Astrid

  4. Liebe Astrid, auch ich sortiere schnell aus. Aber an manche Kleidungsstücke erinnere ich mich auch gern zurück. Was hätte man für eine große Kleidertruhe, wenn wir unsere Bekleidung aufheben würden. Ich würde ja jetzt gar nicht mehr reinpassen.
    Einen Overall hatte ich nie. Die Farbe Gelb war mal sehr modern und dann auch noch Grün. Overall für unterwegs fand ich unpraktisch.
    Ich habe Winterpullover und 3 wattierte Winterhosen schon viele Jahre. Dagegen kaufe ich Sommersachen öfters. Meine kurze Hose bis zum Knie, fürs Radeln, die habe ich schon 8 Jahre. Nun hat sie an einigen Nahtstellen doch schon klitzekleine Löchlein. Habe aber Ersatz. Habe sie jedoch noch nicht weggeworfen, weil die Hose mehrere Reisverschlußtaschen hat.
    Herzlichen Abendgruß und alles Gute, tschüssi Brigitte.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Brigitte,
      ich liebe Overalls und das schon seit meinem Studium. Auch jetzt habe ich viele verschiedene, die ich sehr gerne anziehe.
      In gelb hatte ich auch noch ein Kleid mit Lochstickerei, was ebenfalls in dieser Zeit sehr modern war. Dieses Kleid und den Overall habe ich aufgehoben, allerdings nur als Erinnerung. Ansonsten gibt es keine Kleidungsstücke mehr aus dieser Zeit. Du hast vollkommen recht, man kann nicht alles aufheben. Von den meisten Dingen muss und will man sich auch irgendwann trennen.Man will doch immer mit der Mode gehen.
      LG
      Astrid

  5. Liebe Astrid,
    ganz gespannt las ich diese Geschichte vom Bananenoutfit. Ich besitze keine Kleider mehr aus dieser Zeit. Eigentlich schade, ich bin immer zu schnell mit dem Aussortieren. Da habe ich schon manches bereut.

    Viele Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Manchmal hebe ich ganz besondere Kleidungsstücke auf, weil sie mir ans Herz gewachsen sind, viele schöne Erinnerungen in sich tragen… Aber von diesen Kleidungsstücken existieren nur zwei oder drei. Man kann nicht alles aufheben. Aussortieren muss sein.
      Schönen Sonntag und liebe Grüße
      Astrid

  6. Liebe Astrid,
    was für eine wunderbare Geschichte um ein ganz besonderes Kleidungsstück herum. Heb diesen Overall nur gut auf, man weiß ja nie…..
    Eine schöne Erinnerung ist er ja allemal.
    Danke fürs Teilhaben an Deinen so persönlichen Erinnerungen.
    Schönen Dienstag und lieben Gruß
    moni

    • Astrid Berg sagt

      Ich habe den Overall schon sooo viele Jahre aufgehoben, – er wird jetzt auch nicht mehr entsorgt. Wer weiß, vielleicht gehe ich ja mal als Banane auf eine Faschingsveranstaltung :-).
      LG
      Astrid

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