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Warten

Ich liege gerade so gemütlich auf meinem Sessel und habe tief und fest geschlummert. Noch habe ich die Augen nicht geöffnet, denn es fällt mir schwer die Müdigkeit zu vertreiben. Im Halbschlaf nehme ich wahr, dass Frauchen etwas erzählt. Leider kann ich nicht genau verstehen, um was es geht. Allerdings dringen einzelne Worte an meine Ohren.

Frauchens Stimme ertönt: „Ja, ja, mit großen Schritten kommt jetzt…“
Blitzschnell sind meine Augen auf und ich blicke verstört um mich. 
„Irgendetwas stimmt hier nicht, das spüre ich instinktiv. Wer kommt?“
Frauchen spricht in ihr Handy, die Worte verstehe ich momentan nicht, denn meine Gedanken versuchen herauszufinden, was hier los ist. Ich bin unruhig. Miauend stehe ich vor ihr und flehe sie mit großen Augen an. Dann renne ich schnell zur Haustür und wieder zu ihr zurück. Wieder miaue ich in den höchsten Tönen. Sie schaut mich an, nickt und geht zur Haustür, die sie öffnet.
„Na endlich, sie hat mich verstanden. Jetzt mal ganz schnell nach draußen“, denke ich und renne auch schon los.
Aufgeregt sause ich um das Haus herum. Ich kann niemand entdecken. Also ist derjenige noch nicht da. Oder: Sollte ich vielleicht was falsch verstanden haben? Nein, bestimmt nicht. Ich habe es ganz deutlich gehört. Irgendwer kommt jetzt mit großen Schritten auf uns zu. Ich setze mich einfach mal vorne auf den Bürgersteig und warte. 
„Bestimmt kommt Besuch!“, denke ich. „Kinder! Genau Kinder kommen. Oh, das ist schön! Ich freue mich, denn dann spielen sie mit mir und ganz sicher gibt es auch Leckerlies!“
Erwartungsvoll sitze ich hier und warte. Ich schaue erst in die eine Richtung und dann in die andere. Keine Ahnung, woher sie kommen, aber das ist auch vollkommen egal, Hauptsache sie kommen.
Ich warte und warte. Nichts passiert und niemand kommt.
„Mit großen Schritten, hat Frauchen gesagt. Also müssten sie doch endlich hier um die Ecke biegen. Aber ich kann weit und breit keine Menschenseele entdecken. Wie lange soll ich denn noch warten? Diese ewige Warterei wird langweilig. Ich will endlich auf Streifzug gehen. Ob ich doch losziehe und meinen Posten hier aufgebe? Wenigstens ein paar Häuser weiter kann ich mich wagen, oder?! Dort zu den Nachbarn, die immer Leckerlies für mich haben?!
„Ich gehe jetzt einfach mal hin. Mir knurrt nämlich schon der Magen. Vielleicht erfahre ich dort mehr von denen, die zu Besuch kommen wollen. Allerdings glaube ich langsam, dass sie mit ganz winzig kleinen Schrittchen unterwegs sind, denn sonst wären sie ja schon längst da. Wenn die überhaupt kommen“, überlege ich und laufe los.
„Hallo Lottchen!“, freuen sich die Nachbarn. „Willst du ein bisschen Milch?“
„Und ob! Wie könnte ich da ‚nein‘ sagen?“
Schon bekomme ich das Schälchen vor mein Mäulchen geschoben und werde gestreichelt. 
„Oh, hast du ein weiches Winterfell. Ja, das wärmt bestimmt richtig gut. Na, da bist du hervorragend gerüstet für den Winter und die Weihnachtszeit, die beide jetzt mit großen Schritten auf uns zukommen.“
„Wer kommt? Der Winter? Die Weihnachtszeit?“, empöre ich mich. „Ich dachte es kommt jemand zu Besuch.“
Ich bin tatsächlich enttäuscht, denn wegen des blöden Winters habe ich so lange vor dem Haus in der Kälte gewartet.
„So was Dummes!“, ärgere ich mich nun tüchtig, doch dann beschließe ich: „Jetzt wird erst einmal die leckere Milch geschleckert. Dann marschiere ich zurück in die warme Stube und der Winter kann mit seinen großen Schritten gehen wohin er will. Ich werde jedenfalls nicht auf ihn warten, der hat nämlich keine Leckerlies für mich im Gepäck. Und die Weihnachtszeit? Ob sie vielleicht Leckerlies für mich hat? Warten kann ich auch drinnen.“

 

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2 Kommentare

  1. Ach wie süß. Da hat jemand nur halb hin gehört und dann falsch geschlussfolgert.
    Mauz verbringt von 24 Stunden am Tag 22 auf dem Bett oder Sofa. Kurz raus, Geschäfte erledigen, wieder rein. Unvorstellbar, wie kann man nur so viel schlafen?
    Liebe Grüße in den 1. Dezember von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Ohja, unser Kätzchen geht ständig rein und raus, immer nur für ein paar Minuten. Dann liegt sie mal auf dem Sofa, mal auf dem Sessel und zwischendurch bettelt sie nach Leckerlies. Momentan ist es halt nicht so spannend draußen 😉.
      LG
      Astrid

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