Für Kinder, Kurzgeschichten
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Wer ist wohl schlauer?

Draußen ist wieder einmal so richtiges Schmuddelwetter, naja es ist ja auch schon November. Da kann man nicht mehr erwarten. Den Sommer habe ich in vollen Zügen genossen, also kann ich mir jetzt ein bisschen Ruhe gönnen. Und damit sollte ich gleich, nein,- sofort anfangen.

Ein Schlückchen von der köstlichen Milch und dann geht es geradewegs zu meinem gemütlichen Plätzchen. Dort liegt bereits meine Kuscheldecke. Sie ist warm und ich werde schon bei ihrem Anblick total müde und schläfrig.

Mit meinem Nickerchen ist es aber nicht gut bestellt, denn auf einmal wird hier herumgeruschelt und der Wischmop geschwungen. Wieso muss das jetzt eigentlich sein, frage ich mich. Das ist total störend. Ich verziehe mich. Wozu kennt man denn nicht auch noch andere Eckchen, in die man sich verziehen kann?!

Ich bin gerade sooo schön in meine Träume versunken, da höre ich von weit her eine mir vertraute Stimme. Ich versuche mich aus meiner Traumwelt zu lösen und eine Frage dringt an mein Ohr.

„Wo bist Du?“

Das ist mein Frauchen, sie sucht mich. Wenn ich jetzt schnell aus meinem Versteck komme, dann gibt es sicherlich Leckerlies.

Tatsächlich, sie steht schon mit der kleinen Dose in der Diele und wartet auf mich. 

Wie ich es liebe, wenn sie die Leckerlies in der Dose klappern lässt! Ehrlich gesagt, ich lasse mich immer davon überzeugen, selbst als sie die Haustür öffnet und ein paar Leckerlies davor legt. 

Diese kleinen Dinger schmecken aber auch zuuu gut. Schade, jetzt sind sie alle aufgefuttert und sie hat mich reingelegt. Ich stehe nämlich draußen in der Kälte. Na warte! 

Ich renne in Windeseile um das Haus herum und schwuppdiwupp bin ich durch meine Katzenklappe geschlüpft und bin wieder im Warmen. Gelassen marschiere ich zurück in die Diele. 

„Da bist du ja schon wieder! Du sollst doch draußen ein bisschen spazieren gehen.“

Frauchen steht in ihrer warmen Jacke und der Tasche in der Hand da. Aha, denke ich mir. Sie will weg und dann muss ich entweder nach hinten in den Kellerersatzbereich, wo mein Körbchen steht oder ich muss raus an die frische Luft. Das will ich aber jetzt nicht. Ich will mich auf meine Kuscheldecke legen, die auf dem gemütlichen Sessel liegt. Mich kriegt sie hier nicht weg.

Schon wieder klappert Frauchen mit dem Döschen und öffnet die Terrassentür. Ich kann sehen, wie sie auf der Terrasse ein paar Köstlichkeiten verstreut. Als wenn ich nicht wüsste, dass sie mich damit locken will. Na gut. Ich mache das Spielchen noch einmal mit. Aber nur zum Schein, denn ich bin ja schlau.

Kaum bin ich draußen schnappe ich mir eine Leckerei, die anderen hebe ich mir für später auf, und schon sause ich wieder in Richtung meiner Katzenklappe.

Ich komme gerade wieder in der Diele an, als Frauchen die Autoschlüssel aus dem Schlüsselkasten holt. Siegesgewiss schaue ich sie mit großen und unschuldigen Augen an. Bin ich nicht schlau?!!!

„Oh nein!“, ruft sie aus. „Du bist ja schon wieder da. Ich habe jetzt keine Zeit für deine Spielchen!“

Ich schon!, denke ich und verkrieche mich unter der ersten Treppenstufe. Da kann mein Frauchen mich nämlich nicht fangen und nach draußen tragen. Trotzdem versucht sie mich wieder zu locken. Ihre Hand greift unter die Treppenstufe und sie streichelt mich. Ich weiß ja, dass sie mich mag, aber ich weiß auch wie ich sie ärgern kann. Also bleibe ich ruhig sitzen und genieße die Streicheleinheiten.

Was macht sie denn jetzt? Warum hört sie auf mich zu streicheln? Ach ja, sie greift schon wieder zu der berühmt berüchtigten Dose. Ich bleibe jedoch stark und lasse mich nicht verführen, auch nicht als sie ihren Trick 17 anwendet. Sie legt jetzt nämlich eine kleine Spur und am Ende bin ich dann bei meinem Körbchen im Kellerersatzbereich. Nein, nicht mit mir! Ich bin nämlich schlau!!!

Aufmerksam beobachte ich mein Frauchen. Sie wird langsam nervös, das merke ich. Wahrscheinlich hat sie einen Termin. Na und?! Ich habe auch einen Termin, nämlich mit meiner Kuscheldecke auf dem Sessel.

Während ich so meine Augen durch die Diele schweifen lasse, entdecke ich in der einen Ecke neben einem Leckerlie noch etwas anderes. Da krabbelt doch was! Ah, eine kleine Spinne! Die hole ich mir! Auf meinen Samtpfötchen schleiche ich mich an meine Beute heran. Frauchen hat die Spinne jetzt auch gesehen und lässt mir aber den Vortritt, damit ich mir diesen Leckerbissen schnappen kann.

Tja und damit hat sie wieder einmal die Chance verpasst mich zu fangen, denn sofort flüchte ich mich wieder unter die Treppenstufe.

„Ich muss doch weg!“, jammert sie jetzt.

So langsam tut sie mir ja leid. Aber was viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass mein Magen plötzlich anfängt zu knurren. Dieser kleine Happen hat mich erst richtig hungrig gemacht. Die winzige Spinne war ja auch nur was für den hohlen Zahn.

Wenn ich jetzt der gelegten Spur aus Leckerlies folgen würde, hätte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Mein Hunger wäre gestillt und mein Frauchen würde sich freuen. Aber ich will doch auf meine Decke!!!

Schon wieder fummelt Frauchen mit ihrer Hand unter der Treppenstufe herum. Dieses Mal allerdings nicht, um mich zu streicheln. Sie will mich aus meinem sicheren Versteck verscheuchen.

Kann man nicht endlich mal seine Ruhe haben?, frage ich mich.

„Nun komm schon! Ich bin schon spät dran! Lass doch dein Spielchen. Wir spielen später!“

Es ist fürchterlich, wenn jemand was von dir will und du eigentlich nur deine Ruhe haben willst. So macht mir das Spielchen auch keinen Spaß. 

Wenn ich einfach hier sitzen bleibe, kann sie nichts machen. Dann ist sie aber irgendwann bestimmt sauer auf mich. Was mache ich nur? Vielleicht gibt sie ja nach.

Apropos nachgeben, da fällt mir was ein. Hat Frauchen neulich nicht so einen Spruch gesagt?! Na warte! Dieses Mal bist du nicht schlauer und klüger als ich.

Der Klügere gibt nach!!!

Schon klappt hinter mir die Kellertür zu.

 

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6 Kommentare

  1. hab ich grad gelesen und mir selber laut zugelacht, oder dem Kater…grinst…der hört nämlich gerne zu wenn ich ihm eine deiner Katzengeschichten laut vorlese, dann …“hörst du ihn schnurren“?
    liebe Astrid, herzallerlebendigst bildstark erzählt, du kannstz das – sich in sie reinversetzen – hnen Worte und Gedanken ins Mäulchen legen, was die geschichten dann so lebendig macht, ich liebe das und manchmal werden sie ja auch – bei mir / mit/gelesen:-))
    …ja sie sind schlau unsere Tiger – Fellnasen ioder wie wir sie immer nennen, sie wissen genau – auch ohne die Worte zu kennen was wir wollen durch Gesten/ Tonfall, Körpersprache, verstehen in unseren gesichtern zu lesen wir wir in ihnen wenn wir genau hinschaun…
    hab herzlieben Dank für die entzückend erzählte Geschichte…
    angelface

    • Astrid Berg sagt

      Ja, mit unseren süßen Stubentigern hat man schon seinen Spaß 😉.
      Liebe Grüße und bleib schön gesund!
      Astrid

  2. Wie witzig! Die Miezen sind echt schlau und merken genau, wenn wir sie nach draußen haben wollen. Theo verkriecht sich gern unter dem Bett im Schlafzimmer. Wenn es geht, dann lasse ich alle Fellnasen einfach drinnen. Katzenklo ist zur Not ja da.
    Liebe Abendgrüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Ja, wenn ich nur mal kurz weg bin, lasse ich sie auch drinnen. Wenn ich mehrere Stunden unterwegs bin, dann sollte sie doch lieber raus gehen. Zu ihrem Schlafplatz im Kellerersatzbereich kann sie jederzeit rein und wieder raus. Ich schließe dann die Türen zur Wohnung und so kann sie sich während meiner Abwesenheit nur in diesem Bereich aufhalten oder halt draußen.
      LG
      Astrid

  3. Liebe Astrid, herzlichen Wochenendgruß.
    Ich muß auch immer bei Tamy tricksen. Man könnte glauben, die Tiere verstehen unser Vorhaben.
    Bei Tamy ist jetzt alles langsamer, nun ist sie 15 Jahre. Unsere Spaziergänge sind kürzer, dafür aber öfter. Sie bleibt viel stehen und schnuffelt sehr lange.
    Hier scheint die Sonne, jedoch der Himmel ist mit einer hellen Wattedecke bezogen.
    Deine Geschichten werden immer nett von Dir erzählt und gern von mir gelesen.
    Alles Gute und komme erkältungsfrei durch die Zeit.
    Tschüssi Brigitte

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Brigitte,
      ich freue mich sehr darüber, dass Dir meine Geschichten gefallen.
      Irgendwie verstehen uns unsere Haustiere schon, denn sie merken sich gewisse Rituale und auch damit verbundene Zusammenhänge. Unsere Katze weiß z. B. genau Bescheid, was Sache ist, wenn ich meine Jacke anziehe oder wenn die Koffer in der Diele stehen. Sicher ist das Denkschema anders als beim Menschen…
      Liebe Abendgrüße und ein angenehmes Wochenende
      Astrid

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