Kurzgeschichten
Kommentare 13

Abenteuerliche Fahrt

Wir stehen vor dem Aufzug. Ich will gerade den Knopf drücken, damit sich dieser in Bewegung setzt und zu uns in das entsprechende Stockwerk fährt. Bevor ich allerdings meinen Finger in Richtung Knopf bewegen kann, erklärt mir mein Mann, was ich eigentlich ohnehin schon weiß:

„Man muss immer die Taste drücken mit dem Pfeil, der in die Richtung zeigt, in die man möchte! Hoch oder runter!“

„Aha!“, kommentiere ich die Belehrung.

„Das machen viele Leute falsch und dann wundern sie sich, dass die Sache mit dem Aufzug nicht klappt“, kommentiert er meinen Knopfdruck, auf den sich augenblicklich die Tür öffnet.

„Das ging jetzt aber echt schnell!“, sage ich zu dem jungen Paar das bereits im Aufzug steht. Sie lächeln mir entgegen und meinen:

„Ja, wir haben uns beeilt!“

„Ach“, mischt sich ein anderer Herr ein, der ebenfalls durch die Tür tritt. „Normalerweise stehe ich hier immer ewig und warte, bevor der Aufzug kommt und dann auch noch in die falsche Richtung fährt. Das ist schon seit Jahren so. Irgendetwas haben die hier wohl falsch programmiert.“

Zum Glück drängen noch zwei weitere Personen in den Lift, so dass meinem Mann die Chance für ein aufklärendes Gespräch genommen wird. Dafür fragt er grinsend:

„Wo soll es denn hingehen? Nach oben, nach unten, nach links oder rechts oder vom Bug zum Heck?“

„Nach unten!“, sagt die Frau.

„Wir fahren allerdings erst mal nach oben!“, erklärt ein anderer Mitfahrer.

„Egal“, meint die fremde Dame. „Alle Wege führen nach Rom.“

„Falsche Antwort“, denke ich mir. „Erstens wollen wir nicht nach Rom und zweitens gibt es keinen Aufzug von links nach rechts bzw. vom Bug zum Heck. Aber diesen Scherz hat sie wohl nicht vernommen oder nicht kapiert.“

Unser nächster Halt ist eine Etage weiter oben. Hier steht ein älteres Pärchen, das mitgenommen werden möchte. 

„Oh, der Aufzug ist ja schon voll!“, meint der nette ältere Herr.

„Immer nur herein in die gute Stube“, lächele ich den Beiden entgegen. „Wir rücken einfach zusammen!“

„Hier steht, dass insgesamt 12 Personen in die Aufzugkabine dürfen, also immer nur zusteigen“, lädt mein Mann ebenfalls zum Zutritt ein, der sich allerdings nicht so einfach gestaltet. 

Insgeheim zähle ich nun die Personen. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9. Okay, drei dürfen noch mit, es sei denn wir hätten die Höchstgrenze von 900 kg schon erreicht. Dass wir alle jedoch soviel Gewicht auf die Waage bringen würden, erscheint mir allerdings unwahrscheinlich. Trotzdem frage ich mich ehrlich gesagt, wo diese drei imaginären Personen in der engen Kabine noch Platz finden sollten.  Mein umherschweifender Blick bleibt an der Anzeige des Stockwerks hängen. Noch drei Etagen, dann wären wir da , wo wir hinwollen, bis auf die Dame, die eigentlich nach unten will und das junge Paar, das schon im Aufzug war und nach ganz oben auf die Sonnenterrasse möchte. 

Irgendein Witzbold scheint allerdings noch eine der drei vor uns liegenden Etagen gedrückt zu haben. Ob dies jemand im Flur oder in der Kabine war, lässt sich bei dem Gedränge innerhalb nicht mehr feststellen. So machen wir einen erneuten Halt, ohne dass von uns jemand aussteigen will. Jedenfalls nicht augenblicklich. Als der Aufzug wiederum seine Türen schließt, wird die Dame, die eigentlich nach unten will und ganz hinten steht, ungeduldig.

„Das dauert mir zu lange!“, ruft sie in die Runde und versucht sich in Richtung Tür zu quetschen. Kann jemand mal das nächste Stockwerk drücken? Ich laufe dann nach unten!“

Die ältere Dame ist so nett und betätigt die entsprechende Taste. Somit fahren wir noch eine Etage hoch, dann öffnet sich die Tür. Allerdings hat sich die entsprechende Frau noch nicht ganz nach vorne gearbeitet, was bedeutet, dass wir und ein weiterer Fahrgast aussteigen müssen, um sie herauszulassen. 

„So“, sage ich entschlossen. „Ich laufe das eine Stockwerk nach oben, wenn ich jetzt schon mal draußen bin!“

Mein Mann schließt sich mir an und wir erreichen über die Treppe unser Ziel, um allerdings an unserer Zimmertür festzustellen, dass wir die Karte für das Öffnen derselben gar nicht dabei haben und somit nochmals runter zur Rezeption müssen.

Die Frage, die sich uns jetzt jedoch stellt, ist folgende: Sollen wir auf den Aufzug warten und uns auf eine weitere abenteuerliche Fahrt einlassen oder gleich die Stufen hinuntereilen? Wenn wir schnell genug sind, können wir vielleicht die Dame noch einholen, die von Anfang an eigentlich nach unten wollte.

 

Vielleicht möchtet Ihr auch das noch lesen:

Glück im Unglück

Chaotischer Umzug

Familienausflug

 

13 Kommentare

  1. ach liebe Astrid, jetzt bringst du mich aber mitten in der >Nacht, ach nee..es ist ja fast schon Morgen und die ersten Vögel zwitschern schon und ich;…?
    ja lese und kann tatsächlich – trotz der Ereignisse die meine kleine Welt so durcheinander bringen –
    ..leise lächeln und ich überlege wieviel Personen tatsächlich – je nach eigenem Körpergewicht dass sie auf die Waage bringen die 900 kg die der Aufzug eurer abenteuerlchen Fahrt enthält, zusammen ergeben könnten.
    dazu müsste man sie ausführlich nach Gewicht allerdings mustern“was wahrscheinlich in dessen Enge etwas beschwerlich erscheint..
    ich glaub, ich werd mir – trotz der frühen Stunde mal einen Cappu machen und im Hirn und in meiner Phantasie nachrechnen…auf wieviel Kg ich bei 9 Personen komme…
    sehr witzige mich sehr unterhaltende Geschichte!!!!!
    sorry – aber ich war länger nicht mehr hier, erst als ich einen deiner zurückliegenden Kommentare bei mir las, fel mir ein dass du ja soo schöne Geschichten schreibst…dafür danke ich dir…
    lächeln tröstet..
    herzlichst angelface dir ein lieber Morgengruß und verzeih bitte…

    • Astrid Berg sagt

      Ach Angelface,
      schön, dass ich dir trotz deines Kummers einen kleinen Moment des Lächelns schenken konnte.
      Sie fest umarmt und gegrüßt
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Ach Kerstin, entschuldige, wenn ich vergessen haben sollte zu antworten. Manchmal hat einen der Alltag voll im Griff.
      LG
      Astrid

  2. Eine lustige Episode. Ja, das ist die Frage: wie drückt man? Hab mir noch nie drüber Gedanken gemacht, denn meist steht auf dem Schild die Etage, wo man drücken muss, um hin zu gelangen.
    Im Urlaub auf Rügen hatten wir gerade eine Unterkunft mit einem Außenlift. Und obwohl wir nur eine Etage hoch fahren mussten, haben wir den immer genommen statt der paar Stufen. Bei uns daheim haben wir nirgends einen Fahrstuhl, also haben wir das ausgekostet 🙂
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Oh, liebe Kerstin,
      irgendwie ist mir dein Kommentar durch die Lappen gegangen. Wahrscheinlich hatte ich ihn unterwegs auf meiner Uhr gelesen und dann fiel er wohl durch mein Sieb im Kopf. Entschuldige bitte.
      Ich wechsele immer ein bisschen ab, d.h. manchmal entscheide ich mich in Hotels für den Aufzug und manchmal für die Treppe. Letzteres allerdings seltener 😉, da man doch den inneren Schweinehund überwinden muss😀.
      Liebe Abendgrüße
      Astrid

  3. *lach* … eine Geschichte, die eben das Leben schreibt. 🙂
    Solange der Aufzug nicht stecken bleibt ist alles paletti. Da lebe ich gerne mit den Gesprächigen in Aufzügen und auch mit denen, die sich noch nicht mal zu atmen trauen scheinen. 😉

    LG Frauke

    • Astrid Berg sagt

      Zum Glück habe ich ein Steckenbleiben im Aufzug noch nicht erlebt. Ehrlich gesagt, möchte ich das auch nicht. Schon die Vorstellung alleine oder im vollbesetzten Aufzug dies zu erleben, treibt mir den Schweiß auf die Stirn.
      Liebe sonnige Grüße
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Die Treppe zu benutzen wäre auch eine Möglichkeit, zumal das Treppensteigen fit hält 😉.
      LG
      Astrid

  4. hihi
    da sage noch einer aufzugfahren wäre langweilig 😉
    nette Geschichte
    und für die Kondition wurde dann wohl auch gesorgt
    liebe Grüße
    Rosi

    • Astrid Berg sagt

      Zumindest kann man die unterschiedlichsten Charaktere antreffen. Da gibt es zum Beispiel die Muffel, die nicht mal ein Hallo kennen oder die Gesprächigen, die sofort eine Anekdote aus ihrem Leben parat haben. …😉
      LG
      Astrid

  5. Liebe Astrid, herzliche Grüße.
    Ja, so ein Auf und Ab kenne ich am Bhf. Friedrichstraße, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Der Lift geht über 3 Etagen. Fürchterlich.
    Hab eine gute Woche.
    Tschüssi Brigitte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert