Kurzgeschichten, Professor Konfusi-Geschichten
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Das bisschen Haushalt

Frau Konfusi hat entsetzt ihren Blick auf das Küchenfenster gerichtet. Die Sonne scheint in den Raum. Das ist eigentlich eine recht erfreuliche Sache, denn jetzt in der Winterzeit ist es draußen eher kalt und trüb. Heute jedoch zeigt sich der Himmel in seinem schönsten Blau und zu allem Überfluss lacht auch noch die Sonne. Sie steht allerdings zu dieser Tageszeit schon recht tief und wirft ihre Strahlen zum Fenster hinein.
Das hat zur Folge, dass Frau Konfusi klitzekleine Staubpartikelchen in der Luft schweben sieht und auch bemerkt, dass ihre Scheiben dringend einer Reinigung bedürfen. Allerdings sollte das Fensterputzen bei Minus 5 Grad weder angenehm noch besonders vorteilhaft sein. Zumindest von außen.
„Ich könnte aber wenigstens die Scheiben auf der Innenseite putzen“, überlegt sie sich, denn gerade ergreift sie ein unwiderstehlicher Putzzwang. „Und die Vorhänge würden sich auch freuen, wenn sie mal wieder in der Waschmaschine ein paar Runden schwimmen dürften.“
Sofort marschiert sie in den Abstellraum, ergreift sich einen Eimer, einen Lappen und das Fensterleder. Wieder in der Küche angekommen, stellt sie erst einmal das Radio an, denn mit Musik geht bekanntlich alles viel besser und leichter.
Singend und voller Elan steigt sie auf einen Stuhl, den sie an das Küchenfenster gerückt hat. Sie muss sich allerdings tüchtig strecken, um an die Gardinenstange zu gelangen und die Gardinen abzuhängen.
„Ich hole mir doch lieber mal die Leiter. Immerhin passieren die meisten Unfälle im Haushalt und auf Stühle sollte man nicht steigen. Sie könnten ja kippen“, denkt sie sich, klettert wieder herunter und läuft abermals in die Abstellkammer. 
„Jetzt ist es ein Kinderspiel die Gardinen abzuhängen“, sagt sie ein paar Augenblicke später zu sich selbst, als sie auf der Leiter steht. 
Wie das nun mal so ist, im ungünstigsten Moment klingelt es. Heute ist es nicht der Postbote oder die Nachbarin vor der Haustür, sondern das Telefon kündigt einen Anruf an.
„Kannst du bitte mal rangehen!“, bittet sie ihren Mann rufend, der im Arbeitszimmer einige Unterlagen sortiert. „Ich kann gerade nicht!“
Beim vierten Klingeln hört sie ihren Gatten in die Diele kommen, wo der Apparat steht. 
„Ja, Konfusi!?, meldet er sich freundlich und fragend zugleich.
Einen kurzen Augenblick herrscht Stille und Frau Konfusi überlegt sich, wer wohl am anderen Ende der Leitung sein mag. Doch nun hört sie ihren Göttergatten sagen: „Da gebe ich Ihnen am Besten mal meine Frau!“
Schon öffnet sich die Küchentür. Professor Konfusi hält immer noch den Hörer an sein Ohr und gibt dem Gesprächspartner zu verstehen: „Sekunde, – ich übergebe an meine Frau!“
Mit diesen Worten reicht er seiner verdutzten Gattin den Hörer.
„Ja, bitte?!
„Schön, dass ich Sie erreiche.“
„Aha!?“
„Ich rufe im Auftrag eines Marktforschungsinstitutes an. Wir hätten da ein paar Fragen ….“
„Das ist im Augenblick etwas ungünstig“, unterbricht Frau Konfusi kurzerhand.
„Es dauert auch nur zwei, drei Minuten…“
„Es ist wirklich äußerst ungünstig,…“
„Ich verspreche Ihnen es dauert tatsächlich nicht lange.“
„…ich stehe gerade auf einer Leiter“, vollendet Frau Konfusi ihren zuvor angefangenen Satz.
„Oh, dann beenden wir doch besser das Gespräch!“, klingt es blitzschnell und fast ein wenig ängtlich aus dem Telefonhörer und augenblicklich vernimmt Frau Konfusi ein Tuten, das ihr das Beenden des Gespräches signalisiert.
Sie reicht ihrem Gatten das Mobilteil zurück und fragt:
„Wieso übergibst du mir immer diese Meinungsumfragen, – noch dazu, wenn ich auf der Leiter stehe. Ich habe gar nicht richtig hingehört. Was wollte er eigentlich?“
„Ich glaube, es ging um eine Umfrage zur Unfallverhütung im Haushalt“, grinst Professor Konfusi und versucht sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, da ihm ein feuchter Putzlappen entgegenfliegt.

 

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12 Kommentare

  1. Tanja F. sagt

    Kann ich mir Frau Konfusi mal ausleihen? Meine Fenster könnten auch ein wenig Glanz vertragen. 😉 und wenn sie nebenbei noch Telefonate erledigen kann, umso besser. Ein Supertalent die Dame. LG Tanja

    • Astrid Berg sagt

      Ich fürchte Frau Konfusi ist froh, dass ihre Fenster jetzt wieder den Durchblick erlauben ;-). Leider hat sie auch mir eine Absage diesbezüglich erteilt ;-), also lieber keine Hoffnungen machen :-).
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
      Astrid

  2. schmunzelnd gelesen was sich wieder in einer deinen hübschen geschichten so abspielt liebe Astrid.
    Prof.K hätte ich allerdings auch den Putzelappen hinterher geworfen…!!!!! aber Hallo…
    was diese unerwünschten telefonate angeht – ganz abgesehen davon dass sie längst untersagt wurden und verboten sind, trudeln sie tatsächlich auch bei mir noch ab und zu ein…
    dagegen hilft nur, nicht antworten – gleich auflegen…
    dann kommen vielleicht irgendwann keine mehr bei dir an…
    ansonsten empfehle ich Traudes Rat zu beherzigen…
    nicht an die fenster schauen wenn die sonne so schön mitten im Winter hneinleuchtet, – sie sich lieber von außen ansehen..lacht angel mit Gruß…
    ich versuchs auch wenn der Schnee nicht zu hoch liegt…
    herzlichst angel…

    • Astrid Berg sagt

      Soll ich Dir etwas verraten?! Wenn sie sich bei diesen lästigen Umfragen erkundigen, wann sie nochmals anrufen könnten, weil es ja jetzt gerade ungünstig ist, dann nenne ich ihnen meist einen Zeitpunkt, zu dem ich einen Termin außer Haus habe. Pech gehabt, da bin ich eben nicht da ;-), – außer es ergibt sich bei mir eine Terminverschiebung. Dann habe ich sie wieder am Apparat ;-( .
      LG
      Astrid

  3. Haha, liebe Astrid,
    ich hätte Professor Konfusi definitiv AUCH mit dem Putzlappen beworfen ;-)))
    Meinungsumfrageinsitute haben es sich mit mir verscherzt, die hören erst zu fragen auf, wenn man sehr vehement mitteilt, dass es einem jetzt reicht mit der Fragerei und dass man anderes zu tun hat. Also beantworte ich jetzt gar nichts mehr, das haben sie davon.
    Übrigens: Wenn die Sonne scheint, sollte man NIE einen Blick aufs Fenster oder den herumfliegenden Staub werfen – das endet immer in Arbeit! Besser: Warm einpacken, rausgehen und die Sonne genießen ;-))
    Herzliche Grüße von der Traude, die sich aus ihrer kleinen Blogpause zurückmeldet 🙂
    https://rostrose.blogspot.com/2019/01/mein-janner-in-bildern.html

    • Astrid Berg sagt

      Da kann ich Dir nur beipflichten. Wenn im Frühling die Sonne zum Fenster hereinscheint, ist das auf der einen Seite wunderschön, aber leider aktiviert es auf der anderen Seite auch das schlechte Gewissen, unbedingt den Frühjahrsputz durchzuführen zu müssen. 😉
      LG
      Astrid

  4. Da muss ich lächeln bei dem Ende. So ist es oft. Im ungünstigsten Moment klingelt das Telefon. Geht mir jedenfalls immer so. Ob abends in der Wanne, zwischendurch auf dem WC, Hund mal kurz vor die Tür lassen – immer dann klingelt es gerade.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Ich kann schon Wetten abschließen: Wenn ich auf die Toilette gehe, dann klingelt das Telefon, steht jemand vor der Tür, ruft man ganz dringend nach mir, miaut die Katze und will unbedingt etwas zu fressen,… 😉
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
      Astrid

  5. Herrliche Geschichte, liebe Astrid,
    ganz wie im wahren Leben!
    Lustig, wenn man so etwas liest oder hört, weniger lustig, wenn es einem gerade selbst passiert, gell. 🙂
    Hab ein fröhliches und ungestörtes Wochenende,
    herzlichst moni

    • Astrid Berg sagt

      Mich nerven diese unnötigen und ständigen Anrufe wegen irgendeiner Umfrage. Und wenn man mitten in einer Arbeit steckt, dann noch viel mehr.
      Hab ein schönes Wochenende
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Lore,
      es ist schön wieder von Dir zu hören. Ich hoffe, es geht Dir gut. Hast Du auf Deinem Blog die Kommentarfunktion deaktiviert? Schade!
      Herzliche Grüße
      Astrid

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