Erdachtes & Erzähltes, Kurzgeschichten
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Puddinggesicht und Spinatwachtel

Ihr merkt es bestimmt schon: Heute geht es wieder einmal um unsere schöne bilderreiche Sprache und um unser Essen. Ich weiß ja, mit dem Essen spielt man nicht, aber auf der sprachlichen Ebene ist es erlaubt. Es mag zwar vorkommen, dass die Sprüche nicht immer die feine Art sind, aber das sollte man in diesem Fall verzeihen können:
Georg und Frank sind Freunde. Sehr unterschiedliche Freunde, zumindest was das Aussehen betrifft, aber sie verstehen sich prima. – Meistens! Während Georg ziemlich rundlich geraten ist, weil er für sein Leben gerne isst, zählt Frank zu der schlanken Fraktion. So sind sie dann auch zu ihren Spitznamen gekommen: Puddinggesicht und Spinatwachtel. Es erübrigt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, zu erläutern, wer welchen Namen trägt. Da die Beiden zum Glück mit Humor gesegnet sind, nehmen sie diese Namensgebungen nicht so ernst und können selbst darüber schmunzeln.
Heute haben sie den ganzen Nachmittag am Baggersee verbracht. Die Sonne hat vom Himmel gebrannt und es waren fast dreißig Grad.
„Hey, Puddinggesicht, was ist mit dir los? Ich hab dich jetzt schon dreimal gefragt, ob wir noch mal ins Wasser gehen wollen. Hast du Bohnen in den Ohren?“
„Ach, ich weiß nicht, ich habe plötzlich so einen Muskopf“, jammert Georg. „Und Pudding hab ich auch noch in den Knien!“
„Bestimmt hast du einen Sonnenstich! Am besten gehen wir gleich nach Hause und du legst dich hin.“
„Das ist doch alles Käse, ich soll einen Sonnenstich haben?! Den hast wohl eher du!“
„Jetzt spiel mal nicht die beleidigte Leberwurst! Ich meine es doch nur gut mit dir.“
„Na, dann ist ja alles Banane! – Apropo Banane, so eine Banane hätte ich jetzt gerne. Ich habe nämlich tierischen Hunger“, erklärt Puddinggesicht Georg.
„Aha, da liegt also der Hase im Pfeffer begraben“, erkennt Spinatwachtel Frank. „Wenn du auch mit einer Bratwurst zufrieden bist, dann gehen wir rüben zum Kiosk!“
Die beiden Freunde schultern ihre Rucksäcke und machen sich auf den Weg zum Kiosk, der am gegenüberliegenden Ufer des Baggersees liegt.
„Ran an die Buletten!“, ruft Georg freudig aus und läuft zielstrebig los. Doch schon nach ein paar Minuten beginnt er zu jammern:
„Mano, das ist ja ewig weit! Mir hängt der Magen schon in der Kniekehle und dieser blöde Weg zieht sich wie Kaugummi.“
„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“, tröstet Spinatwachtel Frank seinen Freund. „Komm mein Zuckerschneckchen!“, „Wir haben es doch gleich geschafft.“
Endlich haben sie den Kiosk erreicht, um festzustellen, dass er schon geschlossen ist.
„Da haben wir den Salat!“, jammert Georg sofort wieder los. Immer muss ich in den sauren Apfel beißen. Du hast ja sowieso nie Hunger.“
„Du musst mir nicht jedesmal, wenn du Hunger hast aufs Butterbrot schmieren, dass ich dünner bin als du und auch weniger esse als du!“, gibt ihm Frank zu verstehen.
„Pah, der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm, dein Vater ist ja auch so dünn!“, stänkert Georg weiter.
„Na warte!“, ruft Spinatwachtel Frank aus und ballt die Fäuste. „Gleich kriegst du dein Fett ab!“
„Jetzt halt mal die Luft an Kleiner, sonst mache ich Hackfleisch aus dir! Überleg dir endlich, wie ich was zwischen die Zähne bekomme, sonst warst du die längste Zeit mein Freund!“, zischt Georg wütend.
Frank, der seinen Freund genau kennt und weiß, dass dieser ziemlich ungemütlich werden kann, wenn er Kohldampf schiebt, durchsucht seinen Rucksack nach etwas Essbaren. Tatsächlich wird er fündig. Es sind zwar nur ein paar Butterkekse, aber immerhin ist es ein bisschen Nahrung für die Seele.
„Mit Speck fängt man Mäuse“, überlegt er sich und reicht Georg die Kekse. „Die hatte ich ganz vergessen. Sind halt schon ein bisschen älter.“
„Besser als nichts“, gibt ihm Georg schmatzend zu verstehen.
„Du siehst, es ist noch nicht Hopfen und Malz verloren“, lenkt Frank wieder ein.
„Du brauchst mir nicht Honig ums Maul zu schmieren, das war eh nur für den hohlen Zahn.“
Während Frank noch krampfhaft überlegt, wie er seinem Freund Georg schnellstmöglich zu einer ordentlichen Mahlzeit verhelfen kann, öffnet sich die Kiosktür.
„Hey ihr Beiden! Müsst ihr hier so streiten?“, fragt der Kioskbesitzer. „Worum geht es eigentlich?“
„Mein Freund Georg ist am verhungern“, erklärt Frank ohne um den heißen Brei herumzureden.
„Das kann ich mir zwar nicht vorstellen“, sagt der Mann mit einem Blick auf Georg. „Aber bevor einer von Euch vom Fleisch fällt, will ich mal nicht so sein. Hier im Korb habe ich noch drei Würstchen, die niemand mehr gekauft hat, weil sie aufgeplatzt und leicht verbrannt sind. Ich wollte sie eigentlich meinem Hund mitbringen, aber wenn ihr wollt, könnt ihr sie haben. Nur Brot habe ich keines mehr.“
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!“, erklärt Georg und schiebt sich gleich zwei Würstchen auf einmal hinein. „Das war Rettung in letzter Minute!“
„Alles wieder in Butter?“, erkundigt sich Frank und sieht Georg skeptisch an.
„Klaro!“, meint Puddinggesicht Georg.
Und Spinatwachtel Frank denkt sich:

„Zum Glück wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird!“

 

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14 Kommentare

  1. Herrlich Astrid! Die Idee war gut mit der Geschichte. Ja was nutzen wir nicht alles für Wörter im Alltag, die doch eine ganz andere Bedeutung haben.
    Ich weiß nicht, ob ich es bei dir schon mal erzählt habe. Aber mein Spitzname in der Schule war „Rippchen“, weil ich so dünn war. Heut bin ich eher ein Eisbein, eine Keule oder so … .mrgreen:
    Liebe lachende Abendgrüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Nein, das habe ich noch nicht gewusst. Ist ja ein lustiger Spitzname. Der hätte auch zu meiner Geschichte gepasst, aber auf die Idee bin ich nicht gekommen. 🙂
      LG
      Astrid

  2. Hallo liebe Astrid,
    jetzt musste ich erst einmal herhaft lachen… ist doch komisch wie wir reden 🙂
    Ob es daran liegt das wir ständig hunger haben 😉
    Aber ich finde es ganz große Klasse das Du daraus eine so süße Geschichte geschrieben hast!!

    Liebe Grüße
    Biggi

    • Astrid Berg sagt

      Jetzt musste ich aber über die Idee lachen, dass so viele Redewendungen unserer Sprache, die sich um das Essen drehen mit unserem ständigen Hunger zusammenhängen könnten. Klingt aber irgendwie logisch. Zumindest sind wir täglich mehrmals mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und reden tun wir auch ständig.
      Ich freue mich, dass Dir diese kleine Geschichte gefallen hat.
      LG und einen schönen Sonntag
      Astrid

  3. Liebe Astrid, eine tolle „schmackhafte“ Geschichte.
    Ich wünsche Dir eine gute, neue Woche.
    Liebe Grüße von Brigitte.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Brigitte,
      ich freue mich, dass Du trotz Deiner vielen Arbeit die Zeit findest, meinen Blog zu besuchen und zu kommentieren.
      Ich hoffe, es geht Dir gut und wünsche Dir eine angenehme Restwoche.
      LG
      Astrid

  4. Du überrascht uns immer wieder mit deinen Ideen! – Ich habe gestaunt, wie viele Ausdrücke es in dieser Beziehung gibt. – Wirklich großartig!
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!
    Martina

    • Astrid Berg sagt

      Das Spiel mit der Sprache bereitet mir immer wieder Freude.
      Man nimmt die Sprache als selbstverständlich hin und bemerkt erst beim näheren Hinsehen, wie facettenreich sie ist.
      LG und komm gut durch die Restwoche
      Astrid

  5. Ach liebe Astrid, das hast Du wieder so schön geschrieben. So ist es Essen hält Leib und Seele zusammen :-))

    Herzliche Wochenendgrüße
    Kerstin

    • Astrid Berg sagt

      Da kann ich Dir nur zustimmen.
      Lass es Dir allzeit gut schmecken! 🙂
      LG
      Astrid

  6. Liebe Astrid,
    bevor ich mich jetzt „ran an die Buletten“ mache, möchte ich dir zuerst noch schreiben, wie sehr ich deine Geschichte genossen habe!
    Herzliche Grüße
    Regina

    • Astrid Berg sagt

      Hab vielen Dank, liebe Regina. Man kann es fast nicht glauben, wie facettenreich unsere Sprache ist und dass sie sich sogar mit unseren Nahrungsmitteln schmückt.;-)
      Ich wünsche Dir einen schönen Donnerstag und schicke herzliche Grüße
      Astrid

  7. Herrliche Geschichte, liebe Astrid,
    man sieht, was uns beschäftigt, findet sofort Zugang in unsere Sprache. Essen und Trinken gehört nun mal zu unserem Leben!
    Angenehmen Samstag und liebe Grüße
    moni

    • Astrid Berg sagt

      Du hast soooo recht, liebe Moni.
      Unsere Sprache ist eines unserer Ausdrucksmittel und nährt unseren Geist.
      LG
      Astrid

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