Kurzgeschichten, Reisen
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Same, same, but different (Teil 2)

Neulich habe ich Euch ein Erlebnis aus Thailand geschildert, heute erzähle ich Euch eine andere Geschichte. Auch hierbei geht es wieder um eine gewisse Ähnlichkeit. Während die Thailandgeschichte sich zur kalten Jahreszeit abspielte, ist dies eine Begebenheit aus dem Sommer. Warme schwarze Socken spielen hierbei also keine Rolle, aber lasst Euch überraschen, worum es sich diesmal handelt.

„Wollen wir heute ein bisschen die Insel erkunden?“, frage ich meinen Mann.
Wir sitzen gerade beim Mittagessen auf der griechischen Insel Rhodos.
„Das wäre keine schlechte Idee, aber pack mal die Badesachen ein. Bestimmt kommen wir an einem Strand vorbei, der uns gefällt und wir würden uns ärgern, wenn wir dann nichts zum Baden dabei hätten.“
Wir sind erst seit ein paar Tagen auf dieser Insel und nur in der Sonne schmoren, macht auf Dauer keinen Spaß. Ein bisschen Abenteuer soll schon auch dabei sein. Abenteuer ist vielleicht das falsche Wort dafür, aber wir erkunden immer gerne die jeweilige Urlaubsinsel auf eigene Faust und erleben dann auch meist unsere klitzekleinen und persönlichen „Abenteuer“. Meist können wir hinterher tüchtig darüber lachen, wie zum Beispiel damals in Bangkok über unsere Taxiirrfahrt quer durch die Stadt. Heute jedoch fährt mein Mann höchstpersönlich über die griechische Insel, was bedeutet, dass wir einfach darauf losfahren, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Nein, falsch. Ziel ist irgendwo einen Strand zu entdecken, der uns gefällt und der nicht so sehr bevölkert ist.
„Wo willst du eigentlich hin?“, frage ich meinen Peter, der zielstrebig losfährt, als wüsste er genau wohin er will.
„Ich habe da auf der Karte eine Stelle entdeckt, dort finden wir bestimmt einen tollen Strand.“
„Und wo soll das sein?“
„Keine Ahnung, wie der Ort heißt, aber du kannst ja mal die Karte aufschlagen.“
„Und wo soll die sein?“, erkundige ich mich und wühle im Handschuhfach.
„Hier ist sie jedenfalls nicht!“
„Das kann wohl nicht sein, gestern war sie da noch“, erklärt mir mein Göttergatte. „Du musst halt richtig hinsehen!“
„Da kann ich gucken soviel ich will, hier ist keine Karte“, gebe ich beleidigt zurück.
„Ich habe sie doch gestern noch genau studiert“, beharrt mein Mann.
„Stimmt!“, bestätige ich ihn. „Das war allerdings gestern Abend im Bett. Wahrscheinlich liegt sie noch auf dem Nachttisch.“
„Egal, ich habe sowieso alles genau im Kopf!“
Mein Mann hat im Gegensatz zu mir ein sehr gutes Orientierungsvermögen und wenn er keine Abkürzungen nimmt, klappt das schon. Außerdem befinden wir uns auf einer Insel. Rundherum ist Wasser und da wird es schon eine Menge Strände geben, die wir anfahren können. Hier kann also nichts schiefgehen.
Irgendwann fahren wir über relativ unzugängliches Gelände, aber wie ja jeder weiß, sind die besten Strände immer ziemlich versteckt und mit dem Auto schwer erreichbar. Es geht hoch und runter, über Steine und Schlaglöcher.
„Wollen wir nicht besser laufen. Sonst fallen wir noch irgendwo runter oder bleiben stecken“, fragt der Angsthase Astrid.
„Ach Quatsch!“, antwortet der Entdecker Peter. „Das ist ja wohl eine Straße!“
„Aber was für ein!“, verdrehe ich die Augen und warne sogleich vor dem nächsten Schlagloch: „Achtung!“
Nach einer gefühlten Ewigkeit endet die angebliche Straße im Nichts. Das stimmt nicht ganz: Vor uns liegt eine scharfe Kurve, die steil abfällt. Rechterhand spiegelt sich die Sonne im Meer und einige wenige Autos parken in sehr fragwürdigen Positionen und man kann nur hoffen, dass deren Handbremse gut angezogen wurde.
„Das muss er sein!“
„Wer?“, frage ich, doch da hat mein Peter schon das Auto hinter ein anderes Auto gequetscht und steigt aus.
Von oben begutachten wir den Strand und stellen fest, dass es sich um einen reinen Kiesstrand handelt. Das ist jetzt nicht so ganz mein Fall, aber es gibt Liegen. Die wenigen Leute, die anscheinend diesen tollen Strand entdeckt haben, schwimmen im Meer.
„Komm wir gehen mal hinunter!“
Also schnappen wir unsere Badesachen und marschieren hinunter. Und jetzt sehe ich außer den Kieselsteinen und dem Meer auch noch etwas anderes.
„Und dafür habe ich meinen neuen Bikini eingepackt?“, frage ich meinen Mann, doch der zuckt nur grinsend mit den Schultern.
Wir schälen uns also in unser Adam- und Evakostüm und ergattern auch noch zwei freie Liegen.
„Hier stinkt es!“, stelle ich jedoch schon nach wenigen Minuten fest. „Das liegt bestimmt an der Bedürfnisanstalt dort drüben. Lass uns andere Liegen suchen.“
Gesagt, getan. Wir wechseln unseren Platz. Und das nicht nur einmal oder zweimal. Das Wasser ist toll, aber atmen muss man ja auch.
Da es inzwischen schon etwas kühler geworden ist und die Sonne untergeht, verlassen die übrigen Badegäste den Strand. Wir auch, zumindest haben wir dies vor. Gerade als wir unsere sieben Sachen zusammengepackt haben, stellt mein Mann die entscheidende Frage:
„Wo haben wir eigentlich zuerst gelegen?“
„Wieso?“, will ich wissen.
„Ach nur so. Wahrscheinlich habe ich dort meine Schuhe stehen gelassen.“
„Dort vorne stehen noch welche“, sag ich und deute in die Richtung, wo ich etwas liegen sehe.
Peter eilt auch schon hin und schlüpft in die Schläppchen hinein.
„Meine Füße sind geschrumpft“, höre ich ihn rufen. „Oder hast du die viel zu groß gekauft?“
Ich stehe jetzt neben ihm und schaue etwas verblüfft auf seine Füße. Irgendwie sehen die Schuhe aus wie die, in denen er hierher gekommen ist. Irgendwie aber auch nicht. Die gleichen Schuhe, aber wohl nicht die selben.
„Hattest du mir nicht neue Schläppchen besorgt?“, fragt er mich. „Die sind jedenfalls eklig!“
Seine Füße stecken in abgelatschten und viel zu großen Schlappen.
„Die hier habe ich auch gar nicht gekauft! Schau sie dir doch mal an!“, verteidige ich mich. „Da scheint wohl jemand in deinen schönen nagelneuen Schuhen geflüchtet zu sein und hat dir seine alten ausgelatschten dagelassen“, verschlucke ich mich fast vor Lachen.“

Wir blicken uns um, aber außer uns ist niemand mehr da.
„Los komm“, ruft mir mein Göttergatte zu. „Den kriegen wir!“
Wir hechten zu unserem Auto, das Dank gut angezogener Handbremse auch noch da steht, wo wir es abgestellt haben.
Auf unserer Rückfahrt nehmen wir jeden Fußgänger genauestens unter die Lupe. Besser gesagt, wir schauen jedem auf die Füße. Leider ist uns der Flüchtige doch einige Fußlängen voraus und wir, beziehungsweise mein Mann bleibt in den abgelatschten Schlappen stecken. Allerdings findet er sie so eklig, dass er es vorzieht barfuß zu unserem Hotel zurückzufahren, wo noch andere Badeschlappen auf ihn warten.
Soviel zum Thema „Same, same, but different!“ Aber wie ich uns kenne, wird es nicht lange dauern und wir erleben wieder ein neues „Abenteuer“.

 

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8 Kommentare

  1. Dein Mann hat aber ein Orientierungsvermögen.
    Super!
    Aber seine Schlappen hat er nicht mehr gefunden.
    Grins.
    Liebe Grüße Bärbel

    • Astrid Berg sagt

      Scheint sich zu widersprechen, aber es ist tatsächlich so. Er fährt nach Himmelsrichtung und Sonnenstand :-). Seine Schlappen stellt er einfach irgendwo ab und vergisst wo. Anscheinend sind sie nicht wichtig genug für ihn ;-). Das könnte mir mit meinen Schuhen nicht passieren, aber ich bin ja auch eine Frau. Frauen lieben Schuhe, – das Orientierungsvermögen ist ihnen nicht so wichtig 😉 .
      Liebe Abendgrüße
      Astrid

  2. Höchst interessant! Für uns zum Lachen, für euch damals nicht so ganz. Wenn wir eine Familienfeier haben und unzählige Paar Schuhe vor den Türen abgestellt werden, dann frage ich auch immer zum Spaß: „Und welche nehmen wir heut?“
    Liebe lachende Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Kerstin,
      wir haben ziemlich schnell selbst über diese Begebenheit gelacht. Lachen ist gesund und man muss auch über sich selbst lachen können. Dann macht das Leben viel mehr Spaß.
      Ganz liebe Grüße aus dem eiskalten Cottbus (-13 Grad)
      Astrid

      • Minus 13? Hui, das ist viel. Dabei seid ihr gar nicht so weit weg. Aber die Kälte soll angeblich nach Polen abziehen. Pusten wir mal, damit es schneller geht 🙂

        • Astrid Berg sagt

          Ich glaube das Pusten hat schon ein bisschen geholfen ?wir haben die Mütter wieder nach Hessen gefahren,dort waren Plusgrade und als wir in Cottbus ankamen,waren es minus 13 Grad/heute Morgen auch und inzwischen haben wir uns auf minus 6Grad wieder hoch gearbeitet/ich will wieder Frühling ?

  3. Martina sagt

    Eine herrliche Geschichte – wenn man sie liest (und nicht erlebt :-))!!! Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein! Wirklich herrlich! Also ich hätte nichts dagegen, wenn ihr noch mehr Abenteuer bestehen müsstet! 😉 LG und alles Gute für 2016! Martina

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Martina,
      ach, auch wir konnten schnell darüber lachen und lachen ist ja so gesund.
      Ich bin mir sicher, dass wir auch 2016 wieder viele kleine persönliche „Abenteuer“ erleben, von denen ich Euch berichten kann.
      LG
      Astrid

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