Kurzgeschichten, Reisen
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Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!

Nachdem ich Euch neulich einige Fotos von unserem Urlaub auf Rhodos gezeigt habe, möchte ich Euch heute wieder einmal eine Geschichte erzählen. Ihr könnt es mir wirklich glauben, es ist nicht geflunkert. Wir hatten tatsächlich dieses Erlebnis auf der schönen griechischen Insel. Ich sage nur: Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht! Oder passiert so etwas nur uns?
Es ist einer der letzten Abende auf Rhodos. Die Luft ist warm und es ist bereits dunkel. Wir haben gerade unser Abendessen eingenommen und überlegen, was wir jetzt tun sollen.
„Lass uns noch ein bisschen mit dem Auto auf der Insel umherfahren“, schlägt mir mein Mann vor. „Morgen müssen wir den Wagen wieder abgeben, also ist jetzt die beste Gelegenheit ihn noch einmal zu benutzen.“
„Okay und hast du eine Idee, wo unser abendlicher Ausflug hingehen soll?“, erkundige ich mich.
„Wir fahren einfach drauf los und irgendwo werden wir schon landen.“
Dieser Vorschlag gefällt mir und so setzen wir uns ins Auto und los geht die Fahrt. Wir landen in einem Ort, in dem wir bereits vor zwei Jahren schon einmal waren. Hier flanieren ebenfalls Urlauber an den unterschiedlichen Geschäften, Bars, Restaurants und Hotels vorbei.
„Die Souveniers und der ganze Krimskrams ist doch in jedem Ort der gleiche“, sagt Peter. „Da müssen wir nicht wieder irgendeinen Mist kaufen.“
Er hat absolut recht, denn hier gibt es nichts, was man wirklich gebrauchen kann oder was wir unbedingt haben müssten. Also nehmen wir uns vor, einfach nur die Straße entlang zu spazieren und eventuell irgendwo für einen Drink einzukehren, wozu es allerdings nicht mehr kommen soll. Bereits nach ungefähr hundert Metern, erblickt mein Göttergatte nämlich einen Laden, der dann doch seine Aufmerksamkeit erregt. Auch ich bin nicht abgeneigt dieses Geschäft zu besuchen und ein wenig umherzuschnüffeln.
Hier gibt es Gemälde. Sicherlich sind es keine kostbaren Gemälde und auch nicht von namhaften Künstlern, aber schauen kann man ja mal.
„Vielleicht finden wir ja etwas für unsere Diele oder den Treppenaufgang zum oberen Stockwerk“, überlege ich laut, während mein Peter schon einige Bilder unter die Lupe nimmt.
„Schau mal, wie gefällt dir dieses Bild?“, fragt er mich plötzlich und ich stelle mich zum Betrachten des Gemäldes neben ihn.
„Nicht schlecht und es würde auch farblich gut passen“, erkläre ich. „Allerdings müssten wir uns noch einen geeigneten Bilderrahmen beschaffen, denn es ist schon recht groß. Und denk bitte daran, dass wir mit unserem Gewicht schon am Limit sind“, gebe ich zu bedenken.
„Das ist ja wohl kein Problem“,entgegnet mein Mann. „Das Bild wiegt ja nichts und den Rahmen kaufen wir eh in Deutschland.“
Wir betrachten das Gemälde noch einmal ausgiebig, das übrigens eine Tänzerin abbildet, und entschließen uns dann für den Kauf.
Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Allerdings ist es nicht das Gemälde, das zur allgemeinen oder besser gesagt, zu unserer Verwirrung beiträgt, sondern…

Aber lasst mich einfach weiter erzählen:
Der Verkäufer und Peter schreiten zur Bezahlung. Mein Mann zückt seine Kreditkarte und legt sein Portemonnaie auf den Verkaufstresen. Das Einschieben der Karte in das Kartenlesegerät ist kein Problem, doch dann meint der griechische Verkäufer: „PIN!“
„Brauche ich dabei nicht, nur unterschreiben muss ich!“, erklärt Peter und gestikuliert dabei, so dass der Verkäufer zufrieden und freundlich nickt. Dann kommt er allerdings mit einer Schere und will den Zettel, den das Gerät ausspuckt durchschneiden. Allerdings wird er dabei etwas unsicher und greift zum Telefon.
Mein Mann und ich sehen uns verwirrt an, aber er erklärt dann in gebrochenem Deutsch: „Bruder kommt, er weiß.“
Wir wissen es auch, aber irgendwie ist der Verkäufer verunsichert und will nichts falsch machen. Innerhalb von zwei Minuten steht der Bruder da, schneidet den Zettel durch und erklärt auf griechisch vermutlich genau das, was auch wir schon wissen. Nämlich, dass man beim Bezahlen mit der Kreditkarte ohne PIN einfach nur unterschreiben muss. Das ist übrigens auch der Grund, warum mein Mann immer lieber mit Kreditkarte bezahlt und nicht mit der EC-Karte. Er kann sich einfach die PIN nicht merken, wie ihr ja schon aus einer früheren Geschichte wisst.
Okay, jetzt klappt also auch die Bezahlung, der Bruder geht wieder, der Verkäufer rollt uns das Bild zusammen und steckt es in eine Tüte, die er uns überreicht. Peter steckt die Kreditkarte wieder in seine Geldbörse, nimmt diese und den Autoschlüssel vom Tresen und steckt beides in seine Hosentaschen. Wir verabschieden uns und fahren wieder freudig zu unserem Hotel zurück. Immerhin haben wir gerade ein schönes Andenken an unseren Rhodosurlaub erstanden.
Am Hotelparkplatz angekommen, erklärt Peter:
„Ich räume gleich alles aus dem Auto und schaue nach, dass wir nichts im Wagen vergessen haben, dann geben wir gleich den Schlüssel an der Rezeption ab.“
Soweit, – so gut!
Als wir zwei Schritte vom Wagen entfernt sind, frage ich: „Hast du das Auto auch zugesperrt?“
„Ach, ich glaube, das hab ich jetzt vergessen.“
Mein Mann greift in seine rechte Hosentasche, um den Schlüssel herauszunehmen. Während er auf den Schließer drückt, fummelt er mit der anderen Hand an seiner linken Hosentasche herum.
„Was ist los?“, frage ich verwundert.
Keine Ahnung!“, sagt er und zieht einen Autoschlüssel aus der linken Hosentasche.
„Wo kommt der denn her? Wieso hast du zwei?“
„Das frage ich mich jetzt auch! Ich hab‘ keine Ahnung!
Ratlos stehen wir da und schauen sprachlos auf die  Schlüssel in der rechten und linken Hand meines Mannes.
Der Schlüssel in seiner rechten Hand gehört zu einem Fiat, also zu unserem Mietwagen. Der Schlüssel in seiner linken Hand gehört allerdings zu einem Lancia. Doch wie kommt er in die Hand meines Mannes und wem gehört der Lancia?
„Lag der im Auto? Gehörte er vielleicht dem Vormieter dieses Wagens?“ Peter zuckt ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung!
„Ist der vielleicht in der Tüte mit dem Bild gewesen? Die ist nämlich vorhin vom Sitz gefallen. Vielleicht hast du ihn aufgehoben und beim Autoaufräumen in die Hosentasche gesteckt.
Peter zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung!“
„Oder lag der auf dem Tresen und du dachtest, es sei dein Schlüssel?“
Peter zuckt mit den Schultern.
Keine Ahnung“, sagt mein Mann nun zum fünften Mal an diesem Abend. „Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären.“
Wir schauen auf die Uhr. Inzwischen ist es schon nach Mitternacht. Also hat es keinen Zweck zurückzufahren und in dem besagten Geschäft nachzufragen. Wir gehen zur Hotelrezeption, wo ein Grieche dahinter und ein Grieche davor steht. Wir erklären unser Problem und zeigen unseren Kassenbon vor, in der Hoffnung dass dort irgendein Name oder eine Telefonnummer vermerkt ist. Tatsächlich wird der Herr von der Rezeption fündig und ruft auch sofort bereitwillig an, allerdings meldet sich nur ein anderes Hotel.
„Jetzt ist guter Rat teuer“, sage ich und werfe sofort die Frage hinterher: „Was machen wir denn jetzt?“
Der Grieche vor dem Rezeptionstresen, der übrigens deutsch spricht, mischt sich ein und erkundigt sich, was wir gekauft haben und, ob wir das Geschäft beschreiben können. Dies versuchen wir. Danach zückt dieser Mann sein Handy und wählt eine Nummer. Wir verstehen kein Wort des Telefonats, aber zum Schluss erklärt er, dass er ungefähr wisse, wo wir das Bild gekauft haben und morgen gehe jemand zu dem Verkäufer und frage nach, ob ihm ein Autoschlüssel fehle. Das beruhigt uns.
Auf unser Nachfragen am nächsten Morgen an der Rezeption weiß keiner irgendetwas von irgendeinem Schlüssel. Seltsam. Ein Blick hinter den Tresen lässt meinen Mann jedoch erkennen, dass der Schlüssel achtlos zwischen Bleistiften, Notizzetteln, Radiergummis und anderen Utensilien liegt. Leider lässt sich nichts Weiteres in Erfahrung bringen. Doch am Abend treffen wir wieder den besagten Griechen ( der am Abend zuvor vor dem Tresen stand) und dieser erzählt uns, dass der Schlüssel tatsächlich dem Verkäufer gehöre. Dieser habe aber noch einen Ersatzschlüssel. Alles sei kein Problem und überhaupt sei er am nächsten Tag in dem besagten Ort und bringe dem Mann seinen Autoschlüssel. Wir sollen uns keine Sorgen machen, denn alles sei gut.
Wir sind echt froh, dass sich alles so gut geregelt hat und auch alles scheinbar recht unkompliziert gesehen wird. Allerdings weiß mein Mann bis heute nicht, wie dieser Schlüssel in seine Hosentasche kam.

Keine Ahnung!„, ist alles, was er dazu sagen kann.

 

 

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14 Kommentare

  1. Ja solche Sachen gibt es schon …nichts ist unmöglich l :-))
    Ich habe aber den Verdacht ,dass dein Mann seinen Schlüssel im Geschäft
    gar nicht auf die Tresen gelegt hat , normalerweis steckt man ja den Schlüssel
    beim Auto schliessen sofort wieder in die Hosentasche oder ???
    Ich denke dass von Anfang an der Schlüssel vom Besitzer des Geschäfts da lag und dein
    Mann gemeint hat es sei seiner !
    Könnte es nicht so gewesen sein Astrid :-))

    Vielleicht war es so gell !

    Ganz herzlich
    grüsst dich
    Margrit

    • Astrid Berg sagt

      Wir können nur Vermutungen anstellen, denn mein Mann kann sich tatsächlich nicht mehr erinnern, aber es könnte so gewesen sein. Der Schlüssel sah ja auch seinem täuschend ähnlich. Und in Gedanken… Absicht war es zumindest keine. Aber Ende gut,- alles gut.
      LG
      Astrid

  2. Sicherlich hat dein Mann den Schlüssel mit von der Theke aus Versehen genommen und eingesteckt. Sowas geht schnell.
    Ich bin jedoch der Typ „Schlüsselverschlamperin“. 🙂

    Viele Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Ja, das geht schnell, besonders wenn man in Gedanken ist.
      Ich breche jedesmal in Panik aus, wenn ich nicht sofort meinen Schlüssel finden kann. Meist hat er sich dann in den Tiefen meiner Handtasche versteckt.
      LG
      Astrid

  3. Das Leben schreibt eben die besten Geschichten. Da grübelt man wirklich, wie der Schlüssel wohl zu euch gekommen ist.
    Ja, zeig doch bitte später mal das Bild.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Kerstin,
      wir grübeln auch immer noch und haben alle möglichen Vermutungen angestellt. Peter kann sich einfach nicht erinnern, aber wahrscheinlich lag er auf dem Tresen neben seiner Geldbörse und er dachte, es sei unser Autoschlüssel. Die sehen sich ja heutzutage alle irgendwie ähnlich. Aber egal, Hauptsache das Problem ist gelöst und alle sind glücklich.
      LG
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Das vermuten wir im Nachhinein auch.
      Das Bild ist noch nicht gerahmt und demzufolge auch noch nicht aufgehängt. Daher habe ich es auch nicht als Beitragsfoto gewählt, aber vielleicht schreibe ich ja mal eine Geschichte über eine Tänzerin… 🙂 Mal sehen …
      LG
      Astrid

  4. Doch gibt es – mir passiert so etwas ähnliches auch gerne.
    Ich habe vorhin auch so eine blöde Geschichte auf meinem Blog erzählt.
    Ich lebe da einfach mit.
    Vieles kann ich eh nicht mehr ändern, also abhaken und fertig *lol*

    Ist ja alles gut ausgegangen.
    Beste Grüsse, kkk

    • Astrid Berg sagt

      Na, da werde ich mal zu Dir rüber huschen und den Beitrag lesen. Bin schon ganz gespannt.
      Wir waren auf jeden Fall froh, dass sich die Sache schnell geklärt hat. Anscheinend haben wir uns mehr Gedanken gemacht als der Besitzer des Schlüssels. Er hat einfach seinen Ersatzschlüssel genommen und damit war es erledigt. Aber jetzt hat er wieder beide Schlüssel. 🙂
      LG
      Astrid

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