Da mein Blog in den letzten Tagen auf einen neuen Server umgezogen ist, kann ich erst heute die Fortsetzung meiner Fliegengeschichte einstellen. Auch die Kommentare, die mich in der Zwischenzeit erreicht haben, werde ich versuchen heute noch zu beantworten.
Und so geht es weiter…
„Sie wollen mich nicht im Haus haben“, denke ich enttäuscht, als ich durch die sperrangelweit offen stehende Haustür fliege.
„Aber ich will die Hausbewohner noch ein bisschen ärgern! Also, was mache ich? Ich biege einfach nach links ab und fliege zum geöffneten Küchenfenster wieder ins Haus“, entschließe ich mich spontan.
So, jetzt sitze ich auf der Küchenarbeitsplatte und freue mich schon auf die erstaunten Gesichter der Hausbewohner, wenn sie mich sichten. Ich brauche gar nicht lange zu warten, da wird auch schon die Küchentür aufgemacht und die Hausherrin marschiert siegessicher herein.
„Was … ist … das?“, stottert sie .
Das Entsetzen ist ihr ins Gesicht geschrieben und ich freue mich im wahrsten Sinne des Wortes tierisch über meine gelungene Überraschung. Jetzt könnte ich ja das ganze Spiel noch einmal von vorne beginnen, aber irgendwie hat mich die Lust verlassen. Bevor ich den Abflug mache, lasse ich es mir nicht nehmen, noch ein paar mal um ihren Kopf herum zu schwirren und meinen Motor ordentlich in den lautesten Tönen brummen zu lassen.
„Du keines Biest!“, ruft die Hausherrin erbost aus und versucht mich zu erwischen. Mit beiden Händen fuchtelt sie aufgeregt in der Gegend herum, ohne mich auch nur ein bisschen zu berühren. Falls sie glaubt, mir damit Angst einzujagen, dann hat sie sich aber gewaltig getäuscht. Abgesehen davon langweilt mich dieses Spiel inzwischen so entsetzlich, dass ich einfach laut brummend durch das geöffnete Küchenfenster das Weite suche.
„Ein ruhiges und sicheres Plätzchen, wo ich ein wenig dösen und mich erholen kann, wäre jetzt richtig“, denke ich müde durch das ewige Hin und Her.
Meine Müdigkeit lässt mich nur knapp über dem Boden fliegen. Plötzlich schlägt eine Tatze nach mir und versetzt mich in Todesangst. Mit letzter Kraft flüchte ich in die höheren Gefilden.
„Hilfe!!!“ , rufe ich aus. „Beinahe hätte mich die Katze erwischt.“
Direkt vor dem Haus steht ein Cabrio. Das Dach ist geöffnet und der Motor ist aus. Ich umflattere zunächst einmal das Auto, um sicher zu gehen, dass im Inneren keine weiteren Gefahren auf mich warten.
„Perfekt“, denke ich.
Nachdem ich alles ausgekundschaftet und keine Gefahren gesichtet habe, lasse mich in der Ritze zwischen Rückenlehne und Sitzbank im hinteren Teil des Wagens nieder.
„Hier findet mich so schnell niemand. Nicht einmal die Katze“, überlege ich noch zufrieden, da hat mich die Müdigkeit auch schon derartig übermannt, dass ich sofort in einen tiefen und traumlosen Schlaf falle.
Ich erwache erst, als mir der Fahrtwind um die Flügel weht. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass die Hausherrin und ihr Gemahl sich auf den beiden Vordersitzen befinden und mit Karacho die Straßen entlang donnern.
„Hilfe!!!“, rufe ich nun schon zum zweiten Mal aus und versuche mich so tief es geht in der Ritze zu verschanzen.
„Hoffentlich entdecken sie mich nicht!“, bete ich zu unserem Fliegengott und nehme mir vor: „An der nächsten Ampel mache ich die Flatter.“
Der gute Wille ist ja da, doch die Umstände lassen es nicht zu. Es beginnt nämlich zu regnen und an der nächsten Ampel schließt sich das Dach über mir und den menschlichen Insassen. Ich will noch schnell entwischen, doch die Angst durch das sich schließende Dach zerquetscht zu werden, lässt mich meinen Fluchtversuch abbrechen und das Schicksal befördert mich direkt in die geöffnete Handtasche der Frau. Hier wimmelt es von vielen interessanten Sachen. Sogar ein Stückchen Schokolade entdecke ich, an dem ich auch sogleich ein bisschen herum knabbern muss.
„Mmmh! Schmeckt das köstlich!“
Ich bemerke nicht, dass die Frau ihre Handtasche wieder an sich nimmt, sie verschießt und mit ihr und mir davon marschiert. Das ist ein Gewackel und Gehopse, das ich jetzt über mich ergehen lassen muss. Ich werde von einer Ecke in die andere geschleudert, so dass es mir ganz schwindelig und schlecht wird. In meinem Kopf dreht sich alles und ich kann weder klar denken, noch kann ich in dieser Dunkelheit etwas erkennen. Es ist auch ziemlich stickig hier drin. Ich bekomme kaum noch Luft. Außerdem scheint auch das Parfüm der Frau ausgelaufen zu sein, denn es beginnt bestialisch zu stinken hier in meinem Gefängnis, woraufhin ich das Bewusstsein verliere.
Ich komme erst wieder zu mir, als der Reißverschluss geöffnet wird und eine Hand im Innern herumwühlt. Ich muss mich ganz in die Ecke verkriechen, damit ich nicht von der Hand gefangen oder zerquetscht werde.
„Wo sind denn nur schon wieder meine Haustürschlüssel?“, ertönt die Frauenstimme.
Kurz darauf höre ich es klappern und ich fliege mit der Tasche in hohem Bogen durch die Gegend. Dann herrscht Totenstille. Es ist schon fast unheimlich.
Vorsichtig wage ich mich aus der Tasche. Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich mich schon wieder in der Küche befinde, in der mich die Hausherrin gejagt hat, beziehungsweise in der ich die Hausherrin bis zur Weißglut geärgert habe. Ich danke dem Fliegengott, dass ich anscheinend alleine im Raum bin.
„Oh, was liegt denn dort Leckeres?“, frage ich mich und krieche leise und vorsichtig die Küchenarbeitsplatte entlang.
Ich fühle mich der Köstlichkeit schon ganz nahe und kann ihren süßen Duft auch schon vernehmen, da passiert es:
Ein Glas stülpt sich über mich und schließt mich ein. Ich renne um mein Leben, aber es gibt nirgends eine Öffnung durch die ich flüchten könnte. Irgendetwas wird mir von unten unter meine Fliegenbeine geschoben.
„Da hab ich dich endlich, du keines Biest! Mich wirst du nicht mehr ärgern!“, sagt die mir schon bekannte Frauenstimme.
„Jetzt hat mein letztes Stündlein geschlagen“, denke ich resigniert.
Doch es kommt anders:
Die Hausherrin trägt das Glas mit mir zur Haustür, entzieht mir den Boden unter den Füßen und schleudert mich in die Luft. In Panik beginne ich die Flügel zu schlagen und steige in die Lüfte.
„Wage dich nicht mehr zurück!“, ruft die Frau mir nach.
Ehrlich gesagt, auf diese Idee würde ich auch nicht kommen. Jetzt genieße ich meine Freiheit und schwöre niemals wieder eine Menschenseele zu ärgern.
Obwohl! –
Steht dort drüben in der Nachbarschaft nicht ein Fenster offen?
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liebe Astrid
aus der Sicht der Fliege…ist`s entzückend lebensnah erzählt und schooon sieht man die kleinen Brummkreisel mit ganz anderen AUGEN!!!! Man bekommt verständnis für sie, welch eine entzückende Idee…Fliegenbeine werden mir sofort sympathisch, stimmt zwar dass sie echt nervig sind, vor allem jucken und stören, aber letztendlich sind nur die kleineren lebewesen unter uns und haben genau wie wir – ein Anrecht herumzuschwirren, uns im Vorteil – sie können fliegen!
toll erzählt…ganz nach Astridmanier…
danke…herzlichen Gruß
angelface
Ich danke Dir für Deine treuen Besuche und Deine netten Kommentare.
Ja, diese kleinen Biester können schon ganz schön nerven und fangen lassen sie sich nicht so einfach, was noch ärgerlicher ist. So eine Fliegenjagd ist manchmal filmreif.
LG
Astrid
hihi
was für eine lustige Geschichte 😉
liebe Grüße
Rosi
Ich freue mich, wenn Dir meine Geschichte ein paar Lacher entlocken konnte.
Sei herzlich gegrüßt
Astrid
Also der Brummer ist natürlich sehr gut getroffen!!! Genauso stelle ich ihn mir vor: immer in Action, neugierig, fällt ständig auf und ist unbelehrbar. Du hast ihn mir liebenswerter gemacht, den kleinen nervigen Gesellen. Einen schönen Feiertag wünscht Dir Tanja
Das freut mich, liebe Tanja.
Hab einen schönen Montagabend
Astrid
Astrid – diese Fliegengeschichte ist eine Wucht! Ich habe mich schlapp gelacht – vor allem bei der Fortsetzung … Da ist mir nämlich der Inhalt meiner eigenen Handtasche zum Bewusstsein gekommen, und ich habe mich gefragt, was die Fliege wohl dazu sagen würde! **laaaaach**.
Aber – ganz schön lästig könne diese Biester schon sein! Vor allem am frühen Morgen, wenn sie sich ins Zimmer schleichen und einem dauernd um den Kopf brummen! Grrrrrr!
Vielen Dank für diese beiden amüsanten Geschichten!
Liebe Grüße
Christine
Hallo liebe Christine,
wenn mich Fliegen umschwirren, finde ich es zwar lästig, doch sie tun mir ja nichts. Ganz im Gegensatz zu den Mücken, die sich ins Zimmer schleichen und mir nachts die Ohren voll brummen. Da nervt nicht nur das Gebrumme, sondern auch noch der Stich, den sie mir dann versetzen. Diese Biester haben es nämlich immer auf mich abgesehen.
Liebe Abendgrüße
Astrid
Also jetzt sehen wir die Fliegenwelt doch mit anderen Augen 🙂 Manchmal tun mir die Tiere ja leid, sind ja auch nur Lebewesen. Aber im Sommer können sie schon nerven.
Fliegen gehen noch, aber bei uns brummen wieder die Hornissen. Lauter kleine Hubschrauber 🙂
Liebe Grüße von Kerstin.
Und wie sie manchmal nerven!!! Nicht nur durch ihr Brummen und Summen, sondern auch durch den Fliegendreck, den sie auf den geputzten Fensterscheiben hinterlassen. Total ärgerlich!!!
Ohje, Hornissen, – die sind mir nicht ganz geheuer. Wenn sie auftauchen, dann mache ich mich lieber aus dem Staub.
LG
Astrid
Liebe Astrid, mit dieser Fortsetzung hast du dich selbst übertroffen!!! Besser kann man es nicht schreiben. – Ich hab jeden einzelnen Satz genossen. Wirklich ganz, ganz großartig – mit soviel Humor – und aus der Sicht der Fliege. Unerwartet – und total gut!
Danke für diese wirklich grandiose Geschichte! Ich wünsche dir einen sonnigen Tag!
LG Martina
Liebe Martina,
ich danke Dir für Dein großes Lob. Würdest Du mich jetzt sehen, dann könntest Du mich strahlen sehen. 🙂
Ich vermute fast, dass nicht nur wir uns immer über diese fetten Brummer ärgern, die uns um die Ohren schwirren, sondern auch umgekehrt dürfte dies der Fall sein. Immerhin sind wir mit Fliegenklatschen hinter ihnen her und versuchen sie immer von dort zu verscheuchen, wo sie es sich gerade gemütlich gemacht haben. 😉
Ich wünsche Dir einen schönen und entspannten Himmelfahrtstag und schicke Dir herzliche Grüße
Astrid