Kaum schickt die langersehnte Sonne die ersten wärmenden Sonnenstrahlen vom Himmel, geht es wieder richtig los. Es summt und brummt in allen Ecken des Gartens. Gerade umschwirrt mich draußen auf der Terrasse ein dicker Brummer. Ich sehe ihn nicht, aber ich kann ihn hören. Da sein Brummen sehr intensiv ist und wohl einem etwas größerem Resonanzraum zu entstammen scheint, vermute ich, dass es sich um einen fetten Brummer handelt.
Was sich im Freien so schön mit dem Zwitschern der Vögel vermischt und zum Genießen der wiedererwachten Natur gehört, empfinde ich im Innern des Hauses als ziemlich lästig. Aus diesem Grund haben wir auch bei den Terrassen- und Balkontüren sogenannte Fliegengittertüren angebracht. Aber leider verirrt sich mancher Brummer doch in die Innenräume. So auch jetzt wieder.
Ich öffne das besagte Fliegengitter und die Terrassentür, damit ich wieder ins Haus kann. Auf diese Gelegenheit scheint der Brummer allerdings nur gewartet zu haben. Schneller als ich, ist er in den Innenräumen und fliegt kreuz und quer. Rastlos irrt er in der Diele hin und her.
„Nicht mit mir!“, versuche ich ihm zu drohen.
Im Eiltempo hasste ich zu meiner Küchentür, um sie zu schließen und ihm den Weg zu versperren. Zu spät. Zielsicher steuert er durch den kleinen Spalt und direkt zu einem meiner drei Küchenfenster. Hier donnert er mit Wucht gegen die Scheibe.
„Na warte!“, rufe ich aus. „Ich kriege dich schon!“
Bewaffnet mit einem Wasserglas und einem dünnen Pappdeckel, gehe ich auf Fliegenjagd. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich auf diese Art die eine oder andere Fliege oder auch schon mal eine Wespe einfange, um sie wieder sicher und wohlbehalten nach draußen zu befördern. Doch bei diesem Brummer habe ich jetzt keine Chance. Er fliegt von einem Fenster zum nächsten, immer dem Licht entgegen. Logisch und irgendwie schlau, denn dort vermutet er die große Freiheit. Aber auch irgendwie dumm, denn er müsste doch eigentlich aus seiner eigenen Erfahrung lernen. Nichts desto trotz donnert er immer wieder gegen das geschlossene Fenster. Leider ist er unermüdlich in seinen Fehlversuchen und gibt mir keinerlei Gelegenheit mein Glas zum Einsatz zu bringen, denn dafür müsste er sich eine Ruhepause gönnen und sich irgendwo niederlassen.
„Setz dich doch endlich mal hin!“, befehle ich dem dicken Brummer, was allerdings keinerlei Wirkung zeigt.
Ich denke mir: „Wenn du unbedingt zum Fenster hinaus willst, dann mache ich es dir eben auf. Dann bin ich dich endlich los!“
Gesagt, getan. Nur los bin ich den Brummer immer noch nicht. Entweder er versteht meine Sprache nicht oder er will einfach nicht. Ich vermute, beides ist der Fall. Also muss ich mir eine andere Strategie überlegen, um ihn durch das geöffnete Fenster zu scheuchen. Mittlerweile bevorzugt er nämlich die beiden anderen geschlossenen Fenster.
Ich schnappe mir ein Geschirrtuch, das griffbereit am Haken hängt und wedele damit in der Luft herum. Ich versuche ihn damit in Richtung des geöffneten Fensters zu lenken.
„Was veranstaltest du denn hier?“, ertönt die mir etwas überflüssig erscheinende Frage von meinem Mann, der in die Küche gekommen ist, um sich schnell einen Kaffee zu machen.
„Das siehst du doch!“, gebe ich ein bisschen schnippisch zurück und wedele weiter.
Weder mein Glas noch mein Geschirrtuch haben sich bewährt. Der Brummer hat sich entschieden wieder durch die geöffnete Küchentür zurück in die Diele zu fliegen.
„Na toll! Ich bin echt begeistert“, gebe ich meinem Mann in einem Tonfall zu verstehen, der keinerlei Missverständnisse aufkommen lässt. Ich stelle mir nämlich gerade vor, dass der Brummer jetzt durch unser Treppenhaus nach oben in die anderen Räume entweicht.
„Den werden wir jetzt nie mehr los!“
„Wieso?“, fragt mein Mann kopfschüttelnd. „Mach doch einfach die Haustür auf und schwuppdiwupp ist er draußen. Die Öffnung ist doch wahrlich nicht zu übersehen.“
„Das denkst auch nur du!“, sage ich, als auch schon besagter Brummer zielsicher gegen das verschlossene Oberlicht donnert.
„Ich hole jetzt die Fliegenklatsche!“, beschließe ich genervt und eile in den Hauswirtschaftsraum, gefolgt von dem dicken Brummer.
Siegessicher schwinge ich das besagte Teil in meiner Hand und wende meinen Blick nach oben, um den Brummer zu fixieren. Und was sehe ich? Es ist einfach nicht zu fassen! Zu dem dicken Brummer haben sich zwei kleinere Stubenfliegen dazu gesellt.
„Ich begreife es nicht! Wo kommt ihr denn her?“
Langsam bin ich mit meiner Weisheit, was die Fliegenjagd betrifft und mit meinen Nerven am Ende.
„Ja, ja!“, gibt mein Mann zum Besten. „Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, dann fliegen Fliegen Fliegen hinterher!“
„Hör auf mit den Sprüchen!“, schimpfe ich und habe doch tatsächlich das Geschwader aus den Augen verloren.
„Siehst du, jetzt hast du mich abgelenkt und ich weiß nicht mehr wo sie hin sind.“
„Dort!“, grinst mein Göttergatte frech und deutet mit dem Zeigefinger in Richtung Diele.
Ich hechte hinterher, in einer Hand die Fliegenklatsche und in der anderen das Geschirrtuch und einer Mordswut im Bauch. Mein Blick ist fest auf das fliegende Trio geheftet, während ich mein Gehirn nach weiteren Fliegenjagdstrategien durchforste. Doch plötzlich bleibe ich mit offenem Mund stehen und rühre mich nicht mehr vom Fleck.
Das Dreiergespann fliegt doch tatsächlich zielgerichtet und ohne Umwege direkt in Richtung der geöffneten Haustür. Ich halte die Luft an und wage weder zu atmen noch zu hoffen. Doch man glaubt es kaum: Die zwei kleinen Fliegen fliegen hinter der dicken Fliege schnurstracks zur Haustür hinaus, als wenn sie schon immer genau diesen Fluchtweg gekannt hätten.
Ich hechte hinterher und werfe die Haustür mit Schwung zu, damit auch keiner der Drei wieder zurück fliegen kann.
„Uff!“
Froh diese Plagegeister endlich aus dem Haus zu haben, atme ich erst einmal tief durch.
„Komm, jetzt trinken wir erst einmal einen Kaffee!“, schlägt Peter vor.
„Lass uns damit auf unseren Sieg anstoßen“, lache ich nun.
Doch schon in der nächsten Sekunde vergeht mir das Lachen. Mein Blick fällt nämlich beim Betreten der Küche auf das geöffnete Küchenfenster. Direkt davor auf meiner Küchenplatte erblicke ich nämlich einen alten Bekannten,
den dicken, fetten Brummer.
Fortsetzung folgt …
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HIHI HI! So kann es gehen! DAs ist wie der Wettlauf mit Hase und Igel. Vielleicht war es auch nur der Zwillingsbruder und die beiden haben sich einen netten Spaß mit Dir gemacht. Du darfst wie der Hase zwischen den beiden hin und her laufen… und einer von beiden schreit immer: “ Ich bin schon wieder da!“ – Verzeihung, das drängte sich jetzt einfach auf. 😉 LG Tanja
Stimmt, das ist ein guter Vergleich. Muss ich mir merken, wenn ich wieder einmal eine Fliegengeschichte einstelle. Es wäre auch eine gute Idee für die Fortsetzung gewesen.
Liebe Abendgrüße
Astrid
wie immer , richtig gut gemacht, auch heute ist es schön, genieße den Tag
Ich hoffe doch, dass jetzt endlich der Sommer beginnt und uns die Sonne jeden Tag genießen lässt.
Hab einen guten Start in die neue Woche.
LG
Astrid
Liebe Astrid, hihi herrlich. Ich denke oft darüber nach, die alten mit Klebstoff versehenen Fliegenfänger wieder anzuschaffen. Hier in Norwegen gibt es im Sommer jede Menge Brummer und die sind so nervig. Draußen, wenn ich im Liegestuhl sitze, kommt es mir oft wie auf einer Autobahn vor, so viele Brummer sind unterwegs. Liebe Grüße Eva
Hallo liebe Eva,
ich kann diese klebrigen Fliegenfänger überhaupt nicht leiden. Allerdings mag ich Fliegen in der Wohnung ebenfalls nicht. Ich habe Streifen am Fensterrahmen, die ganz gut helfen. Jedoch liegen dann manchmal morgens tote Fliegen auf der Küchenarbeitsplatte. Auch nicht so schön.
LG
Astrid
Herrrlich! Mir geht es wie Irmi – ich musste auch lachen. Du hast es so klasse geschrieben – und natürlich kam mir alles ziemlich bekannt vor. Wir haben das ‚Vergnügen‘, dass auf der Wiese nebenan Schafe stehen. Sehr schön – ABER – die Fliegen mögen diese Tiere. Wenn wir allerdings draußen zu essen beginnen, dann mögen sie uns und unser Essen plötzlich viieel lieber!!! 🙂 – Übrigens hat meine Tochter in der letzten Woche mit zwei kleinen Blumenübertöpfen ein Mäuschen gefangen. Ich stand gerade mit unserer Nachbarin auf dem Hof, als sie damit aus dem Haus kam. Wir konnten es gar nicht fassen und waren uns einig: Eine seeeehr mutige Tat!! 🙂 – Eigentlich wäre das auch eine Geschichte wert. – Danke für den humorvollen Post – auch wenn es für dich vielleicht gar nicht so lustig war. – Bin auf die Fortsetzung gespannt!! LG Martina
Ohje, da habt Ihr aber ein schweres Los, so nahe bei den Schafen und den Fliegen 😉 .
Deine Tochter war tatsächlich sehr mutig. Ich wäre ganz sicher vor dem kleinen Mäuschen geflüchtet und hätte meinen Mann gerufen. Ich kann mir nicht erklären, wie man vor so einem kleinen Tierchen Angst haben kann. Aber ich bin froh, wenn ich keinen Mäusen begegne. Eine Ausnahme war allerdings das Mäuschen Emma und die niedlichen Mäuse damals im Zoo
LG
Astrid
Schade, ich hatte Dir den Link geschickt, aber es hat nicht funktioniert Emma/ Emmas neues Zuhause
Liebe Astrid,
bist du böse, wenn ich laut lache? Ich habe mich köstlich amüsiert,
allerdings mit dem Ausgang hätte ich nicht gerechnet.
Bin auf die Fortsetzung schon sehr gespannt.
Einen sonnigen Wochenanfang wünscht dir
Irmi
Liebe Irmi,
ich bin nicht böse, – ganz sicher nicht, auch wenn ich erst jetzt auf Deinen netten Kommentar antworte. (Ich bin mit meinem Blog auf einen anderen Server umgezogen und daher meine Verspätung) Im Gegenteil, ich freue mich, wenn Euch meine Geschichten zum Lächeln, Lachen oder Schmunzeln bringen. Meine Geschichten sollen Freude bereiten.
Sei herzlich gegrüßt und hab noch einen gemütlichen Sonntagabend
Astrid