Kurzgeschichten, Reisen
Kommentare 10

Auch Männer und Frauen sind manchmal …

Einige von Euch wissen ja, dass mein Mann Universitätsprofessor ist und zusätzlich im Rahmen eines Austauschprojektes einmal im Jahr an einer renommierten Universität in Bangkok unterrichtet. Das ist auch der Grund, warum wir die letzten drei Wochen wieder einmal in Bangkok und Abu Dhabi verbracht haben. Selbstverständlich habe ich Euch von dort auch wieder etwas mitgebracht. Heute ist es eine Geschichte über … Ach, ich will nicht zuviel verraten…
Das Wochenende haben wir am Golf von Thailand verbracht und fahren noch ein bisschen in der Gegend herum, bevor wir die Rückfahrt nach Bangkok antreten.
„Hast du nicht Lust irgendwo einen Kaffee zu trinken?“, frage ich als Teetrinkerin meinen Göttergatten. Allerdings liegt der wahre Grund meiner Frage in einem anderen Bedürfnis begründet. Na, ihr wisst schon, das Bedürfnis, das auch kleine und größere Prinzessinnen heimsucht.
Mein Mann, der immer für ein Tässchen Kaffee zu begeistern ist, springt auch sofort darauf an, scheint aber auch den wahren Anlass meiner Nachfrage zu vermuten.
„Na klar, wir gehen einfach da drüben in das Hotel, dort ist alles sauber und ordentlich.“
Während wir vor dem Hotel parken, fällt mein Blick auf ein Gebäude nebenan. Nicht das Gebäude selbst erweckt mein Interesse, sondern der Name der in großen Buchstaben darauf prangt: „Die Schokoladenfabrik“ (Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es in deutscher oder englischer Sprache geschrieben stand) . Zielstrebig marschiere ich darauf zu, denn im Nu hat mich ein anderes Bedürfnis ereilt.
„Das ist ja interessant“, sage ich und studiere eingehend die aufgestellten Informationstafeln. „Lass uns mal reingehen!“
Da auch das Interesse meines Mannes geweckt ist, machen wir uns auf die Suche nach dem Eingang. Es stellt sich heraus, dass es ein Café ist, das wohl einer Schokoladenfabrik anderenorts angegliedert ist. Obwohl hier nur ein kleiner Teil der Köstlichkeiten produziert wird, kann man zusehen, wie Frauen hinter Glas Köstlichkeit aus Schokolade herstellen, beziehungsweise diese damit verzieren.
Hier scheint es im Moment alles zu geben, was mein Herz begehrt. Nach meinem Besuch auf den besagten Örtlichkeiten, lassen wir uns auf der Terrasse nieder, genießen den Ausblick auf das Meer und geben einer freundlichen jungen Dame unsere Bestellung bekannt. Beide erhalten wir unseren Göttertrank: Mein Mann seinen Kaffee und ich selbstverständlich eine Tasse heiße Schokolade. Ich will gerade meinen ersten Schluck nehmen und hebe meine Tasse hoch.
„Huch!“, sage ich und stelle die Tasse nochmals zurück auf die Untertasse. „Das ist ja echt toll!“
Und wieder hebe ich meine Tasse hoch. Bisher habe ich noch keinen einzigen Schluck getrunken, da ich von einer anderen Sache total fasziniert bin. Eigentlich ist es ein Nichts. Um genauer zu sein ein kreisrundes Loch. Dieses befindet sich auf meiner Untertasse.
Mein Peter schaut inzwischen auch interessiert auf meine Untertasse, die einen kreisrunden Ausschnitt in der Mitte hat, genau dort, wo man die Tasse abstellt. Er ahnt, welcher Wunsch in meinem Herzen entflammt ist.
„Wir können ja mal fragen, vielleicht verkaufen sie uns eine Tasse!“
„100 Baht!“, nickt die Bedienung, die allerdings sehr schlecht Englisch spricht und versteht.
„Dann nehmen wir sechs Stück!“, gibt mein Mann der jungen Dame zu verstehen.
Diese eilt davon und ein junger Mann erscheint an unserem Tisch, der jedoch unseren Wunsch zunichte macht. Anscheinend hatte die Bedienung das Getränk gemeint. Zum Glück können wir alles aufklären, denn sechs Tassen heiße Schokolade wären jetzt doch etwas zuviel für mich gewesen.
Als ich mein köstliches Getränk genossen habe, kann ich es nicht lassen, die leere Tasse umzudrehen und nach einer Aufschrift auf der Unterseite zu suchen. Hier werde ich auch fündig: „Indexlivingmall“ kann ich dort lesen, was mir aber jetzt noch nicht viel sagt. Aber das liebe gute Internet macht es ja möglich, uns immer und überall Auskunft einzuholen. Also erfrage ich die Zugangsdaten und schwuppdiwupp bin ich bei Tante Google.
„Schau mal“, sage ich zu meinem Mann. „Hier muss es irgendwo diese Mall geben. Bestimmt kann man die Tassen dort kaufen…“
„Wir fahren jetzt aber nicht hier rum und suchen diese Mall. Wir müssen eigentlich heute Abend schon wieder in Bangkok sein“, zerschmettert mein Göttergatte meinen schönen Traum.
Ob bewusst oder unbewusst, auf jeden Fall halte ich auf der Rückfahrt die Augen offen. Und glaubt es mir oder nicht, aber es ist noch keine halbe Stunde vergangen und ich rufe aus:
„Dort drüben ist die Mall!“
„Sollen wir umdrehen?“, erkundigt sich mein Peter bereitwillig und nachdem ich heftig mit dem Kopf nicke, ist auch schon der nächste U-Turn der unsere.
Ja, und so landen wir in der besagten Mall, wo ich auch sogleich zur Porzellanabteilung marschiere, – gefolgt von meinem Mann.
„Da stehen sie ja!“, freue ich mich und betrachte die Tassen, Teller, Milchkännchen, Zuckerdosen und Kannen.
„Wieviel brauchst du?“, fragt mein Mann.
„Mindestens vier sollte man schon haben und die Teekanne dazu auch noch.“
Kaum habe ich dies gesagt, steht auch schon ein Verkäufer vor uns. Während er alles in einem Karton verpackt, ändere ich meine Meinung:
„Sechs Stück sind aber besser!“
Also wird die betreffende Anzahl eingepackt und wir gehen zügig in Richtung Kasse.
„Wie sollen wir das alles heil nach Deutschland bekommen?“, beginne ich nun unser Unternehmen zu bezweifeln.
„Das kriegen wir schon hin!“, sagt mein Mann und verschiebt das Problem damit auf später.
Und wie das so ist, stehen kurz vor der Kasse noch bestimmte Verführungen. Mein Mann bleibt auch sogleich schlagartig stehen, während ich schon mit dem Geschirr zum Bezahlen gehe.
„Halt!“, ruft Peter plötzlich. „Der will auch noch mit!“
Als ich ihn etwas ungläubig anschaue, meint er nur: „Der hat mich mit seinen großen Augen so angeschaut, als wolle er sagen: Bitte, bitte nimm mich mit! Ja, und da konnte ich eben nicht widerstehen. Der kommt jetzt einfach auch noch mit.“
Wir verbringen noch eine ganze Weile auf dem Parkplatz, denn mein Mann nimmt plötzlich das grüne Stofftier aus der Plastiktüte und lässt es zu mir sprechen.
„Das ist aber lieb von euch, dass ich mit euch kommen darf. Ich bin auch immer ganz brav und ihr dürft mit mir kuscheln!“
Ich muss lachen und beim Anblick des keinen grünen Krokodils muss ich an den Krokodilshund von Frau Schlotterbeck ( „Räuber Hotzenplotz“) denken.
„Der ist echt süß“, sage ich und bin schon ein bisschen neidisch. „Gab es da noch mehrere?“
„Ja, da lagen noch einige rum!“
„Kannst du mir nicht auch noch einen holen?“, frage ich jetzt ganz spontan, denn der kleine grüne Kerl schaut mich so süß aus seinen schwarzen Knopfaugen an, dass ich förmlich dahin schmelze.
Als hätte mein Mann nur darauf gewartet, dreht er sich um und geht zurück in die Mall, um ein paar Minuten später mit einer riesigen Plastiktüte wieder zu erscheinen. Ich bin total perplex und frage entgeistert:
„Was hast du denn noch alles gekauft?“
Peter öffnet die Tüte, so dass ich einen Blick auf den Inhalt werfen kann. Ich kann gar nicht glauben, was ich da sehe! Noch einmal drei kleine grüne Krokodile.
„Für wen sind die denn?“
„Mal sehen! Irgendwann wird es ja auch mal Enkelkinder geben, hab ich mir so gedacht. Dann sind wir auf alle Fälle schon mal vorbereitet“, erklärt er mir lächelnd.
Auf der Rückfahrt nach Bangkok überlegen wir die ganze Zeit, welche Namen die Stofftiere bekommen sollen: Paul und Paulinchen haben wir die beiden getauft. Paul sitzt die ganze Fahrt über auf dem Schoß meines Mannes und Paulinchen bei mir.
Ja, so ist es eben:

Auch Männer und Frauen sind manchmal wie kleine Kinder.

Vielleicht möchtet Ihr auch das noch lesen:

Same, same, but different

Same, same, but different (Teil 2)

Hallo Taxi

10 Kommentare

  1. welch eine entzückende Geschichte liebe Astrid, !! Und
    so`ne Tasse“ hab ich ja noch nie gesehen!!!
    da hast du aber ein ganz liebes Ehegesponst an deiner seite der soo bereitwillig für dich zum einkaufen geht, dir die Wünsche erfüllt und seien sie noch so verrückt und launig…
    Paul und Paulinchen hätte ich sie wahrscheinlich auch getauft“passt… die Vierlinge sind ganz bezaubernd, ähnliches hab ich mir mal auf einem Markt in FRance in Form von Bärchen aus GRasse mitgenommen, die sitzen noch heute auf dem Gästebett verstrubbelt und geliebt in den Kissen, was ich meine,-ist, ich verstehe sofort warum Ihr sie mitgenommen habt Wenn`s mir mal schlecht geht, schnapp ich mir einen davon und krabble damit ins Bette – das tröstet…
    Mit dem Teeservice hast du was ganz besonderes im Haus, mehr als originell – auf jeden Fall aber selten…(und zudem auch noch praktisch!:-)
    tolle Geschichte und wunderschöne Bilder!
    herzlichst Angel….die deine Geschichten sehr mag..!!!!

    • Astrid Berg sagt

      Aus den Vierlingen sind inzwischen Drillinge geworden. Wir haben nämlich eines der Stofftiere an das Enkelkind meiner Freundin verschenkt.
      LG und hab großen Dank für Deine immer so schönen und erzählenden Kommentare, die uns einander näher bringen.
      Astrid

  2. Ihr seid verrückt – lach!!! Hoffentlich liest euer Sohn nicht hier – jetzt habt ihr ihn aber mächtig unter Druck gesetzt! Soooooo viele Enkelkinder wünscht ihr euch? Grins!
    Mein Mann ist auch ein echter Kindskopf, doch ich glaube, soooo viele Krokodile hätte er nun doch nicht gekauft – und das Geschirr schon gar nicht. Ich kann ihn förmlich hören: „Wie sollen wir das denn heil nach Hause bekommen“ oder noch besser: „Das ist ja kaputt und dafür soll ich noch Geld ausgeben?“ Mir hätte es in jedem Fall auch gefallen und ich freue mich für dich, dass du jetzt so ein besonderes Teeservice dein Eigen nennen darfst!
    LG Martina

    • Astrid Berg sagt

      Ja, ein bisschen verrückt muss man manchmal einfach sein. Dann macht das Leben doch gleich doppelt soviel Spaß und man wird für die weniger schönen Seiten des Lebens entlohnt.
      Ich liebe es auf Reisen Dinge zu erstehen, die wir dann in unserem täglichen Leben nutzen können oder die unser Heim schmücken. Allerdings muss es auch zu uns und unserem Leben passen. Ich mag keine kitschigen Andenken, die dann zu Hause gar nicht zur Einrichtung oder zum Lebensstil passen.
      Ach, die Sache mit den Enkelkindern, das lassen wir einfach ganz entspannt auf uns zukommen und uns irgendwann mal überraschen.
      Liebe Grüße
      Astrid

  3. Das wäre meinem Mann nie im Leben eingefallen… man soll doch nie nie sagen… tz tz 😉
    Aber die sind echt süss.
    Mein Bruder hätte sicherlich auch ganz viele Krokodile gekauft. er kann nicht genug Stofftiere haben. Ich denke der Dachboden ist voll 😉

    Das Geschirr ist ja mega cool. Hat das Loch einen bestimmten Sinn oder einfach nur Design?
    Ich hätte das auch gekauft… ganz bestimmt.
    Super.
    Schön das ihr zusammen diese Reise machen konntet und dann noch in so ein herrliches Land.

    Schöne Grüsse, kkk

    • Astrid Berg sagt

      Ich denke schon, dass das Loch in der Untertasse einen Sinn hat. Es fixiert ganz prima die Tasse. Ich hatte so etwas Originelles vorher noch nie gesehen. Gut, eine Tasse und Untertasse hätte zur Erinnerung gereicht, aber der Mensch will ja immer gleich mehr 😉
      Liebe Morgengrüße
      Astrid

  4. Also solche Untertassen habe ich ja noch nie gesehen. Was ist der Zweck des Loches? Dass die Tasse besser drin sitzt und nicht rutschen kann?
    Ihr seid echt kleine Kinder, so süße Krokodile! Mein Mann hätte sich sicher an die Stirn getippt, wenn ich hätte welche haben wollen 🙂
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Na, mein Mann selbst wollte doch eines dieser Krokodile haben ;-). Hätte er es nicht so süß zu mir sprechen lassen und hätte das Stofftierchen dazu nicht so niedlich den Kopf hin und her bewegt, wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Aber, dass es dann gleich Vierlinge geworden sind :-))) …
      Das kreisrunde Loch in der Untertasse erfüllt seinen Zweck, indem es die Tasse tatsächlich gut fixiert. Ich finde das einfach nur originell.
      LG
      Astrid

  5. LIebe Astrid, so lange habe ich Dich nicht mehr besucht. Es ist nicht zu fassen, wie die Zeit rennt. Erst heute bin ich dazu gekommen, mal wieder selbst etwas zu schreiben und auf anderen Blogs vorbei zu schauen. Schön, dass ihr die Tassen gleich gekauft habt. Vor einigen Jahren auf Kreta stand ich nämlich auch vor der Entscheidung ein Teeservice mitzunehmen und habe es sein gelassen, weil ich glaubte, es nicht heile in den Flieger zu kriegen. Ich ärgere mich immer noch darüber. In Chania am Hafen steht es vielleicht noch und wartet auf mich in leuchtendem Blau in einem klitzekleinen Laden. Wer weiß… LG Tanja

    • Astrid Berg sagt

      Ja, wenn man es nicht macht, dann trauert man insgeheim diesen Dingen nach. Ich habe auch schon ein Teeservice von China im Gepäck gehabt und richtig große Krippefiguren aus Porzellan, die ich in Thailand erstanden habe. Bisher ist alles heil angekommen. Mein Mann ist in sochen Dingen ein Meister der Verpackung. Er polstert alles gut aus und wickelt ein, so dass gar nichts passieren kann. Es sind ja immer genügend weiche Sachen im Koffer ;-), dafür sorge ich schon immer, denn ich packe meist meinen halben Kleiderschrank ein 😉 .
      Liebe Grüße in einen neuen Morgen
      Astrid

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert