Kurzgeschichten
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Filmreif

Gestern ist mir etwas passiert, das muss ich einfach loswerden. Irgendwie war es witzig, aber auf eine gewisse Art auch peinlich. Mir zumindest. Und bestimmt ist mir auch die Röte ins Gesicht getreten.
Ich sag  ja immer, das Leben schreibt die besten Geschichten. Man braucht sie gar nicht lange zu suchen, sie kommen einfach auf uns zu. Nur erkennen muss man sie.
„Ich muss dir unbedingt was erzählen. Das hat sich gerade beim Einkaufen ereignet.“
„Hast du wieder einmal ein Tänzchen im Supermarkt (Tänzchen gefällig?) vollführt?“
„Nein, ich stand ganz still.“
„Jetzt machst du mich aber neugierig! Erzähl doch einfach und spann mich nicht so lange auf die Folter!“
„Also gut. Ich habe meine Mutter zum Frisör gebracht und wollte dann noch einige Erledigungen machen.“
„Oh bitte, zähl nicht alles auf, was du eingekauft hast.“
„Quatsch, ich hatte noch gar nichts eingekauft und auch fast noch nichts im Einkaufskorb liegen.“
„Hast du jemand getroffen, den wir noch aus unserer Schulzeit kennen?“
„Nein, diesmal leider nicht!“
„Und?!“
„Dann lass mich doch einfach reden und unterbrich mich nicht ständig mit deiner Fragerei.“
„Okay!“
„Ich ging also in einen Drogeriemarkt und stand noch relativ nahe an der Eingangstür. Während ich die Dinge in dem ersten Regal betrachtete und schon das Thema Weihnachtsgeschenke im Hinterkopf hatte…“
„Da kam dir eine grandiose Idee…“
„Nein! Ich verspürte ein Bedürfnis.“
„Welches Bedürfnis? Hattest du Hunger oder Durst?“
„Jetzt frag doch nicht so doof! Ich hatte das Bedürfnis einen gewissen Ort aufzusuchen.“
„Aha!“
„Ich wusste, dass es dieses kleine Örtchen in dem Markt gibt, aber auch, dass die Tür immer verschlossen ist.“
„Jetzt brauchtest du also den Schlüssel!“
„Richtig! Der Kandidat hat 100 Punkte!“
„Aber bisher ist noch nichts passiert.“
„Stimmt! Das kommt ja jetzt auch noch!“
„Mmmh! Wird ja auch Zeit, ich hab nämlich noch was zu tun!“
„Kannst du dich noch an diese ganz bestimmte Fernsehwerbung erinnern?“
„Ich habe in meinem Leben schon so viel Werbung über mich ergehen lassen, bestimmt war auch diese mit dabei. Ich weiß nur nicht, welche du gerade meinst.“
„Also pass auf, dann merkst du es schon! Wo genau war ich jetzt stehen geblieben?“
„Vor dem Regal in der Nähe der Eingangstür!“
„Ja und ich sah mich nach einer Verkäuferin um. Gleich vor dem nächsten Regal kniete auch eine, die die Ware einsortierte.“
„Und die gab dir dann den Schlüssel?!“
„Immer langsam mit den jungen Pferden. So schnell ging das alles nicht!“
„Ich dachte, es wäre ein dringendes Bedürfnis gewesen!“
„Jetzt lenk mich nicht ab! Lass mich einfach erzählen! Ich fragte also nach dem Schlüssel.“
„Und wo ist jetzt das Problem? Sie konnte ihn nicht finden?“
„Doch! Sie war sehr freundlich und hilfsbereit, obwohl sie ja gerade beschäftigt war und ihre Arbeit nicht unterbrechen wollte.“
„Aha!“
„Und dann machte sie dasselbe wie die Kassiererin damals in der Fernsehwerbung.“
„Welche?“
„Hör doch einfach zu! Dann fällt es dir wie Schuppen von den Augen!“
„Na gut! Ich lausche!“
„Sie meinte, dass ihre Kollegin, die den Schlüssel hätte, gerade hinten im Laden wäre. Und bevor ich noch in diese Richtung gehen und die besagte Kollegin befragen konnte, brüllte die vor dem Regal kniende Verkäuferin durch das gesamte Geschäft, so dass es auch alle Kunden laut und deutlich vernehmen konnten:
‚Erna! Kannst du mal schnell die Toilette aufsperren! Die Dame muss ganz dringend auf die Toilette!‘ “
„Jetzt weiß ich, welche Werbung du meinst, die mit den …“

 

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8 Kommentare

  1. Liebe Astrid, herzlich, sonnige Novembergrüße.
    Heute toller blauer Himmel und sonnig, aber nur 8 Grad. Herrlich draußen.
    War für Männe im Hörakustiker-Laden. Die Hörgeräteschläuche sind wieder dicht. Wurden erneuert. Kann ich drauf warten.
    Die Werbung mit H.v. Sinnen und I. Lück war einzigartig und toll.
    Ja, da möchte man still und heimlich in die Erde versinken. Aber ein natürliches Bedürfnis ist nun mal notwendig.
    Unser Supermarkt hat seine Toilette immer zugänglich, ist extra neben der externen Flaschenannahme. Aber als ich sie mal brauchte, da war sie in Reparatur.
    Nach der Ergotherapie von Männe gehen wir öfters in den Supermarkt und genau da brauchte ich mal dringend die Toilette, weil mir die Blase schon pieckte, denn ich muß morgens immer die Wassertablette nehmen. Das war auch nicht so schön.
    Ich wünsche Dir eine gute Woche, tschüssi Brigitte.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Brigitte,
      Du bist einfach klasse! Ich dachte mir schon, dass es einige Leser gibt, die diese Werbung zuordnen können, aber dass Du sogar noch die Namen der Darsteller weißt, ist toll. Jetzt da Du es geschrieben hast, erinnere ich mich auch an die beiden hervorragenden Darsteller dieses einzigartigen Werbespots.
      Komm gut durch die Woche und sei herzlich gegrüßt
      Astrid

  2. Oh ja, liebe Astrid,
    an diese Werbung kann ich mich tatsächlich erinnern. Einen Lacher wert ist es allemal. Man muss halt, wo so viele Menschen sich auf einem Fleck drängeln, immer damit rechnen, dass alle alles wissen, sehen, hören, Geheimnisse gibt es sicher noch ein paar, aber die sind sehr, sehr gut versteckt. 😉
    Lieben Gruß
    moni

    • Astrid Berg sagt

      Ich dachte mir schon, dass zumindest der eine oder andere Leser genau weiß, welche Werbung ich gemeint habe. Sie war so hervorragend und einprägsam inszeniert, einfach klasse.
      LG
      Astrid

  3. ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:

    Ach, liebe Astrid, da warst Du aber garnicht clever. 😉Im zweiten Regal links unten, lagen doch die Pampers, schnell eine Packung geschnappt, reingestopft, hinten im dritten Regal stand gerade niemand. Oh, die Erleichterung wäre Dir anzusehen gewesen und ein Weihnachtsgeschenk hättest Du garantiert auch noch gefunden. Halt dann beim Nächstenmal. 😍Sonntagsgrüße von der Helga

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Helga,
      man kann sich gar nicht auf den Einkauf konzentrieren, wenn man eigentlich ein ganz anderes Bedürfnis hat. Aber zum Glück bin ich ja auf eine hilfsbereite, wenn auch nicht gerade verschwiegene (in dieser einen Hinsicht) Verkäuferin gestoßen 😉 .
      LG
      Astrid

  4. … und schon wussten alle Bescheid.
    Ist doch gut! Dann kann sich der Eine oder Andere überlegen, ob er nicht auch mal dringend „muss“, wenn schon die Toiletten aufgesperrt ist. 🙂 *lach*

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Ja, so kann es gehen, wenn derjenige, den man gefragt hat, einfach nur hilfsbereit sein will :-). Ich hätte mir auch ein Schild umhängen können, dann hätten es auch alle gewusst 🙂 .
      Sei herzlich gegrüßt
      Astrid

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