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Eigenartige Entdeckung

Die Villa, in der Professor Konfusi und seine Frau wohnen, wirkt heute ein bisschen verschlafen. Es ist ein sehr warmer, eigentlich schon leicht schwüler Sommertag, der die Schläfrigkeit fördert. Eine himmlische Ruhe hat sich im gesamten Viertel ausgebreitet, denn jetzt in den Sommerferien sind die meisten Familien im Urlaub. Auch Marco ist mit seinen Eltern verreist. Das junge Pärchen von ganz oben ist bereits schon vor einer Woche zum Zelten an den Bodensee gefahren. Somit sind nur das ältere Ehepaar und Oma Schmidt aus dem Erdgeschoss in der Villa.

Herr Konfusi hat sich mit seiner Frau auf den Balkon zurückgezogen. Hier haben sie eine wunderschöne Aussicht auf den Garten, aber auch auf den nahegelegenen Stadtpark.
Man hört weder Hunde bellen, noch Kinder lachen, nur das Zwitschern der Vögel, die sich in den Zweigen der Bäume niedergelassen haben, ist zu vernehmen. Es dauert daher auch nicht lange, bis Herr und Frau Konfusi auf ihren Liegestühlen eingenickt sind.
Während Professor Konfusi traumlos vor sich hin schlummert, hört seine Ehefrau in ihrem Traum ein Klingeln. Es hört sich ähnlich an wie das Klingeln an ihrer Wohnungstür. Es ist so täuschend echt, dass Frau Konfusi davon aufwacht. Sie blickt leicht verwirrt um sich, da sie nun nicht mehr weiß, ob es in der Realität oder im Traum geklingelt hat.
„Hast du das auch gehört?“, fragt sie ihren Gatten, der schlagartig die Augen öffnet.
Gerade will er zu einer Antwort ansetzen, als sie an der Wohnungstür tatsächlich ein Klingeln und gleichzeitiges Klopfen vernehmen.
„Herr Professor! Sind Sie da?!“, klingt das zarte Stimmchen von Oma Schmidt durch die verschlossene Tür.
Professor Konfusi und seine Frau eilen zur Tür und sehen eine total aufgeregte Oma Schmidt vor sich.
„Um Himmels Willen! Sie sind ja ganz blass!“, sagt Frau Konfusi erschrocken. „Kommen Sie herein und setzen Sie sich erst einmal hin!“
„Sollen wir einen Arzt rufen? Geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigt sich Professor Konfusi.
Oma Schmidt holt tief Luft, greift nach dem Glas mit Wasser, das ihr Frau Konfusi reicht und trinkt erst einmal. Erst dann verneint sie die Frage des Professors.
„Nein! Doch, doch!“
„Sie sind ja vollkommen verwirrt. Was denn nun? Ich soll nicht den Arzt rufen und dann doch?!“, fragt er nach und läuft schon in Richtung Schuhschrank, auf dem die Telefonstation steht.
Nein, heißt: keinen Arzt. Und doch heißt: Doch es geht mir gut. Aber die Polizei müssen Sie auf jeden Fall rufen!“, antwortet Oma Schmidt und trinkt das restliche Wasser.
„Die Polizei?!“, Frau Konfusi schaut Oma Schmidt entsetzt an. „Also ist doch etwas passiert! Hatten Sie einen Unfall?“
„Bei mir ist eingebrochen worden! Mein ganzes Wohnzimmer ist verwüstet. Alle Schubladen sind aufgerissen und der Inhalt liegt auf dem Teppich mitten im Zimmer“, berichtet Oma Schmidt. „Ich war nur mal kurz hinter dem Haus und habe den Müll weggebracht. Ja, und dann habe ich noch ein kurzes Schwätzchen mit der Nachbarin gehalten und als ich wieder in meine Wohnung will, da steht die Tür sperrangelweit auf.“
„Ach, Sie haben vergessen, die Tür abzusperren?“, fragt Professor Konfusi nach.
„Nein!“, protestiert die Oma energisch. „ Ich war doch nur zum Entleeren des Mülleimers draußen. Trotzdem habe ich zugeschlossen und den Schlüssel stecken gelassen. Ich schließe immer ab, auch jetzt als ich zu Ihnen hoch gekommen bin. Sehen Sie!“, Oma Schmidt hält triumphierend den Schlüsselbund hoch.
„Haben Sie den Dieb gesehen? Haben Sie ihn vielleicht sogar überrascht?“, will Herr Konfusi wissen.
„Nein, niemand da!“, lautet die kurze und knappe Antwort.
„Ist etwas geklaut worden?“
„Alles da! Nur totales Chaos!“
Irgendwie kann sich der Professor keinen Reim darauf machen. Sollte die alte Dame doch schon leicht verwirrt sein? Abschließen und den Schlüssel stecken lassen? Alles verwüstet, aber nichts gestohlen? Und gesehen hat sie den Dieb auch nicht?!
„Seltsam, seltsam!“, überlegt er in Gedanken und greift sich das Telefon. „Ich rufe mal vorsichtshalber die Polizei an. Es klingt alles sehr verworren und nicht unbedingt logisch! Aber man kann ja nie wissen. Bisher habe ich noch nie Anzeichen von Demenz bei Oma Schmidt festgestellt, aber so etwas bemerkt man nicht immer sofort“, huscht ein Gedanke nach dem anderen durch seinen Kopf.
Die Polizei, dein Freund und Helfer, ist auch innerhalb weniger Minuten zur Stelle. Oma Schmidt hat Professor Konfusi die Wohnungsschlüssel übergeben, denn mittlerweile hat sie doch schon ein wenig weiche Knie bekommen und der Schreck ist ihr in die Glieder gefahren. Sie bleibt lieber bei Frau Konfusi und trinkt noch ein Tässchen Kaffee.
„Damit der Kreislauf schön in Schwung kommt“, erläutert sie.
Bei Eintreffen der Polizei schließt der Professor die Tür zu Oma Schmidts Wohnung auf und schon offenbart sich die gesamte Bescherung. Alles liegt kreuz und quer. Die Stehlampe ist umgefallen und die Schubfächer geleert. Der Teppich ist mit Prospekten, Zeitungen, Fotos, Decken, Kissen und anderen Dingen übersät.
„Hat die alte Dame vielleicht einen Hund?“, fragt der eine Polizist plötzlich.
„Nein, wieso? Ein Hund reißt doch keine Schubfächer auf und verteilt alles auf dem Fußboden“, wundert sich der Professor.
„Das wohl nicht, aber hören Sie denn nicht diese Geräusche?“
Der ältere Herr lauscht und vernimmt tatsächlich seltsame Geräusche aus dem Nachbarzimmer. Sie ertönen ganz gleichmäßig und immer im selben Rhythmus. Mal sind sie ein bisschen lauter, dann wieder etwas leiser. Es hört sich fast an, als ob ….
„Was befindet sich hinter dieser Tür?“, fragt der Polizist schon fast im Flüsterton.
„Das Schlafzimmer. Aber Sie denken doch nicht etwa…?“, flüstert Herr Konfusi zurück.
„Treten Sie bitte zu Ihrer eigenen Sicherheit zurück!“, fordert ihn der Polizist auf und zückt seine Dienstwaffe.
Professor Konfusi ist schon fast aus der Wohnungstür, da hört er die Handschellen klicken.
„Da haben wir das Bürschchen!“, sagt der Polizist und führt einen schmächtigen und gähnenden Mann zum Polizeiwagen.
„Anscheinend kam er durch die offenstehende Haustür herein und entdeckte die Schlüssel an Oma Schmidts abgeschlossener Wohnungstür“, erklärt Herr Konfusi später den beiden Frauen. „Der ‚Möchte-gern-Dieb‘, ist wohl während seines Diebeszuges sichtlich ermattet in Oma Schmidts Bett gefallen. Dort ist der dann sofort in den Tiefschlaf gefallen und hat vor sich hin geschnarcht. Tja, dieses Wetter macht auch jeden müde“, lacht Professor Konfusi.
„Aber selbst wenn er vor dem Eintreffen der Polizei aufgewacht wäre“, erklärt Oma Schmidt mit gewichtiger Miene, „hätte er nicht fliehen können. Ich habe ja die Wohnungstür abgeschlossen!“

 

 

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14 Kommentare

  1. Christine R. sagt

    Hallo, Astrid,
    das war ja ein schöner Dieb! Alles durcheinander schmeißen, und davon so müde werden, dass er gleich einschläft! **grins**. Aber besser so, als dass er alles klaut, was nicht niet- und nagelfest ist…
    Ich habe auch immer Angst, dass bei uns mal eingebrochen wird – in der Großstadt kommt das ja häufig genug vor. Deshalb drehen wir immer eine „Kontrollrunde“ , bevor er das Haus verlassen. Alle Fenster zu? Keins gekippt? Und abgesperrt wird IMMER. Auch das Sicherheitsschloss, wenn wir länger unterwegs sind …

    • Astrid Berg sagt

      Man soll es nicht glauben, liebe Christine, aber das hat es tatsächlich und wahrhaftig gegeben: Der Dieb ist auf seinem Diebeszug eingeschlafen.
      Übrigens: Ich habe im Kopf auch immer eine Checkliste, die ich beim Verlassen des Hauses durchgehe. Man muss ja heutzutage alles abschließen und absichern.
      LG
      Astrid

  2. Eine herrliche Geschichte und so was kann schnell
    passieren :-)) dass der Dieb dann eingeschlafen ist
    mich hauts um, der hatte wohl zu viel Alkohol im Blut :-))
    Gottlob haben wir zwei Hunde ,die geben ja bei fremden
    Menschen an und zur Tür rein kommt da bestimmt niemand !

    Einen Einbruch haben wir in den 43J.Ehe noch nie
    gehabt und das verrückte ist , ich schliesse selten die
    Türe ab ,meistens gehen wir über den Garten raus
    und lassen alles offen und immer läuft der Radio mit Musik
    das sieht dann halt so aus als wenn jemand zu Hause wäre :-))

    Herzlich grüsst dich
    Margrit

    • Astrid Berg sagt

      Laut einer kleinen Zeitungsmeldung ist tatsächlich ein Dieb während seines Einbruchs im Bett der fremden Wohnung eingeschlafen. Aber wie Du schon schreibst, wahrscheinlich litt er unter Blutarmut,- es war wohl zu wenig Blut im Alkohol 😉 .
      Lass es Dir an diesem sonnigen Sonntag gutgehen
      Astrid

  3. Das ist eine lustige Geschichte und zum Glück für den Dieb schlecht ausgegangen. Ich hatte während des Lesens shcon auf einen Waschbären getippt. Gut dass Oma Schmidt so eine resolute alte Dame ist! 😉 LG Tanja

  4. Liebe Astrid, herzlichen Abendgruß.
    Nette Geschichte, so eine ähnliche kann ich auch erzählen.
    Ich mußte mit Männe zum Arzttermin. Den Rollstuhl aus dem Hausflur muß ich vor die Haustür stellen. Die Schiebehilfe und die Akkus dran montieren, dann kann Männe, der so lange noch wartend in der Wohnung auf dem Stuhl sitzt, langsam rauskommen, um sich gleich wieder in den Rollstuhl setzen zu können.
    Wir wohnen parterre.
    Männe vergaß seine Sonnenbrille, ich holte sie und dann gings los.
    Schon 20 min unterwegs, bekam ich Zweifel, ob ich abgeschlossen hatte.
    Also 2 Stationen mit dem Bus zurück und siehe da, die Wohnungstür stand 10 cm offen, das Schlüsselbund steckte von außen im Türschloß, der Hund saß stramm aufrecht dahinter und war ganz leise.
    Um ins Haus zu kommen, klingelte ich bei unseren Mitbewohnern, ein noch älteres Ehepaar wie wir, die Gott sei Dank immer zu Hause sind. Die anderen Bewohner sind alles junge Leute und am Tage nicht daheim.
    Tschüssi Brigitte

    • Astrid Berg sagt

      Danke, liebe Bärbel. Einer kleinen Zeitungsnotiz zufolge, ist tatsächlich ein Dieb während eines Einbruchs eingeschlafen. Mir hat das so gut gefallen, dass ich daraus einfach eine Geschichte machen musste.
      Liebe Wochenendgrüße
      Astrid

  5. Liebe Astrid eine sehr schöne Geschichte, wenn auch nicht gut. Ich glaube es kann mir nicht passieren, wohne in der 3 Etage. Schließe trotzdem immer ab.

    Sei lieb gegrüßt von Margot. Wünsche ein schönes WE. Gute Besserung für deine Mutti.

    • Astrid Berg sagt

      Oh, liebe Margot, wir haben auch mal in der dritten Etage in einem Mietshaus gewohnt und trotzdem haben sie bei uns eingebrochen. Ich glaube, da gibt es kaum Hindernisse für Diebe, die sie nicht überwinden können. Doch bei der Versicherung zählt das Abschließen, denn dann ist es Einbruch.
      Ich freue mich von Dir wieder ein Lebenszeichen bekommen zu haben. Ich hoffe es geht Dir gut.
      Sei herzlich gegrüßt
      Astrid

  6. So schnell kann das gehen. Ja, ich werde ein wenig umsichtiger sein. Unsere beiden Hunde sind ja keine Verbrecher-Vertreiber, die lassen sich eher von jedem streicheln…

    LG Anna-Lena

    • Astrid Berg sagt

      Hihi, unsere Katze läuft auch vor allen Fremden weg. 🙂 Also hilft tatsächlich nur das Abschließen. 😉
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
      Astrid

  7. hihi..
    also immer gut abschließen.. 😉
    aber ich mach das auch nie.. und oft steckt der Schlüssel aussen
    aber wer mich nachts klaut bringt mich tags wieder zurück 😉
    war immer so ein „geflügeltes Wort“

    ich geh jetzt auch schlafen..
    liebe Grüße
    Rosi

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Rosi,
      den Spruch kenne ich auch. Ja, in der heutigen Zeit muss man tatsächlich immer abschließen und den Schlüssel abziehen. In meiner Kindheit hat der Schlüssel oft an der Haustür gesteckt und wir waren im Garten. Heute wäre das schon fast undenkbar.
      Hab noch ein schönes Rest-Wochenende und sei herzlich gegrüßt
      Astrid

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