Für Kinder, Kurzgeschichten, Professor Konfusi-Geschichten
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Große Aufregung in der Villa

Bei Herrn und Frau Konfusi und den anderen Bewohnern der Villa ist immer etwas los. Ihnen wird es nie langweilig. Auch heute herrscht in dem Haus wieder große Aufregung, dabei fing der Tag ganz friedlich und vielversprechend an.  Am Morgen ahnte noch niemand etwas von der bevorstehenden großen Aufregung.

Die Frühlingssonne scheint zu den Fenstern herein und lockt Herrn und Frau Konfusi zu einem kleinen Spaziergang nach draußen. Gerade sind sie wieder auf dem Heimweg, da fährt ein Feuerwehrauto an ihnen vorbei und biegt in die Straße ein, an deren Ende die Villa steht, in der sie wohnen.
„Nanu?! Da muss irgendetwas passiert sein!“, überlegt Frau Konfusi laut und dreht sich reflexartig um.
„Du kannst ganz beruhigt sein“, erklärt ihr Professor Konfusi, der den Blick seiner Frau nach hinten wahrgenommen hat. „Dieses Mal wirst du von keinem Känguru verfolgt. So schnell kann Karl, das Känguru nicht mehr aus seinem Gehege entwischen. Sie haben den Zaun nämlich erneuert.“
Frau Konfusi geht nicht auf das Gesagte ein, sondern überlegt krampfhaft, was sich denn wohl Schlimmes in der Straße ereignet haben könnte.
„Ich werde doch nicht den Herd angelassen haben“, kommt es ihr plötzlich in den Sinn. „Vielleicht brennt es in unserer Wohnung.“
„Dann würden wir doch Rauch sehen“, versucht sie ihr Mann zu beruhigen. „Wahrscheinlich fahren sie nur durch die Straße, weil sie eine Abkürzung nehmen wollen.“
Doch gerade als er dies sagt, biegen sie selbst in die Straße ein und er erkennt, dass das Feuerwehrauto tatsächlich direkt vor der Villa anhält. Ihm wird es inzwischen auch etwas sonderbar in der Magengegend. Wortlos und beschleunigenden Schrittes marschieren die Beiden weiter. Ein wenig atemlos und mit klopfenden Herzen erreichen sie die Villa.
„Schau doch nur, sie haben die Leiter ausgefahren!“, ruft Frau Konfusi erschrocken aus. „Ganz nach oben. Dort, wo das junge Pärchen wohnt, das erst kürzlich in die ausgebaute Dachgeschosswohnung eingezogen ist. Wie heißen sie nochmal?“
„Frau Sommer und Herr Herbst.“
„Stimmt! Frau Sommer steht am Wohnzimmerfenster, winkt ganz aufgeregt und deutet zu dem kleineren Nachbarfenster“, kommentiert Frau Konfusi das, was sich gerade vor ihren Augen abspielt. „Jetzt rennt sie wieder weg und der Feuerwehrmann öffnet das angekippte Nachbarfenster und klettert hinein. Es müsste das Fenster vom Wohnungsflur sein, wenn mich nicht alles täuscht.“
„Ich glaube nicht, dass es brennt. Da scheint etwas anderes passiert zu sein“, sagt Professor Konfusi sichtlich nervöser als noch vor ein paar Minuten.
Mittlerweile steckt der Feuerwehrmann seinen Kopf von innen nach außen durch das Fenster und signalisiert seinen Kameraden, dass sie die Leiter wieder einziehen sollen.
Jetzt kommt auch Oma Schmidt über den Hof geschlurft und gesellt sich zu Herrn und Frau Konfusi. Auch sie weiß nicht, was hier eigentlich los ist, denn sie ist gerade aus ihrem Mittagsschläfchen erwacht. Marco ist noch in der Schule, seine Eltern und auch Herr Herbst sind arbeiten. Da das kleine Grüppchen die Feuerwehrleute nicht stören will, stellen sie sich alle in eine Hofecke, beobachten das Geschehen und warten ab.
Endlich kommt Frau Sommer durch die Eingangstür aus dem Haus, gefolgt von dem Feuerwehrmann, der ein etwa zweijähriges kleines Mädchen auf dem Arm hält. Die Kleine weint herzerbarmend und streckt die Ärmchen nach Frau Sommer aus.
„Ich glaube, es ist besser, wenn Sie sie erst einmal beruhigen“, meint der Feuerwehrmann und reicht das Kind der jungen Frau.
„Du brauchst nicht weinen. Es ist doch alles gut gegangen, aber das darfst du nicht noch einmal machen!“, erklärt Frau Sommer dem Mädchen, das sich tränenüberströmt an sie schmiegt. „Schau mal auf dieser großen Leiter ist der Feuerwehrmann hochgeklettert und hat uns gerettet.“
„Geht es Ihnen und der Kleinen gut?“, erkundigt sich Professor Konfusi. „Können wir Ihnen irgendwie helfen?“
„Was ist überhaupt passiert?“, fragt Frau Konfusi und Oma Schmidt streichelt den Rücken des Mädchens behutsam.
„Ach“, erzählt Frau Sommer, „ich habe meine kleine Nichte in unser Bett gelegt, damit sie ihren Mittagsschlaf machen kann.“
„Ja, ja, so ein kleines Mädchen muss seine Ordnung haben und mittags noch schlafen. Ich übrigens auch!“, sagt Oma Schmidt und streichelt die Kleine weiter.
„Ich bin dann ins Wohnzimmer gegangen und habe über Kopfhörer Musik gehört. Aber vorher habe ich sicherheitshalber noch die Wohnungstür abgesperrt. Nur für den Fall, dass die Kleine wach wird, mich sucht und ich sie nicht höre. Man weiß ja nie, was so kleinen Kindern alles einfällt. Man hat ja schon gelesen, dass sie einfach auf die Straße laufen.“
Die junge Frau ist immer noch total aufgeregt.
„Wie hätte ich das denn meiner Schwester erklären sollen?! Ich darf mir das gar nicht erst ausmalen.“
„Aber was ist denn überhaupt passiert? Warum ist die Feuerwehr hier?“
Alle sehen die junge Frau gespannt an, denn bisher ist ihnen der Feuerwehreinsatz noch ein Rätsel.
„Marlis, meine Nichte, ist tatsächlich aufgewacht und aufgestanden. Sie hat das Schlafzimmer vom Flur aus abgesperrt und ist dann zur Wohnzimmertür gegangen und hat von außen den Schlüssel rumgedreht. Als ich es gemerkt habe, hatte sie mich schon eingesperrt. Jetzt saß ich im Wohnzimmer fest und die Kleine im Flur. Sie hat nach mir gerufen und zuerst habe ich versucht ihr zu erklären, dass sie den Schlüssel wieder umdrehen muss, um aufzuschließen. Das hat sie aber nicht mehr geschafft. Sie hat Angst bekommen und hat sich in eine Ecke gesetzt und geweint.“
„Ach, du meine Güte!“, entfährt es Frau Konfusi und Oma Schmidt gleichzeitig.
„Dann haben Sie also die Feuerwehr alarmiert“, stellt Professor Konfusi sachlich fest.
„Ja, was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich hatte zum Glück das Telefon im Wohnzimmer liegen, aber ich hatte keine Nummer von einem Schlüsseldienst. Die Notrufnummer von Polizei und Feuerwehr hat man allerdings immer im Kopf.“
„Das haben Sie ganz richtig gemacht, junge Frau.“, erklärt der Feuerwehrmann und verabschiedet sich.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, sagt Professor Konfusi. „Alle hier im Haus haben mir einen Zweitschlüssel gegeben, nur für den Fall der Fälle. Wenn Sie möchten, dann können Sie das auch tun. Und speichern Sie sich noch meine Nummer im Telefon ein. Dann brauchen wir das nächste Mal keinen Feuerwehreinsatz mehr, sondern ich komme einfach mit dem Zweitschlüssel die Treppe hoch gelaufen und errette Sie.“
Dankbar und erschöpft, nickt die junge Frau. Verstohlen wischt sie sich eine Träne weg.
„Aber jetzt mache ich der kleinen Marlis erst einmal einen schönen warmen Kakao“, schlägt Frau Konfusi vor und reicht dem Mädchen die Hand. „Komm mit, Marlis, die heiße Schokolade wird dir guttun. Magst du auch Kekse?“, fragt sie das kleine Mädchen, das begeistert nickt. „Für uns Erwachsene habe ich übrigens noch einen Mirabellenlikör und einen Eierlikör im Schrank stehen. Damit können wir den Schreck hinunterspülen.“

14 Kommentare

  1. Eine schöne Geschichte und weckt auch in mir Erinnerungen. Meine Tochter hatte sich einmal in der Toilette eingesperrt und mein Mann musste sich durch das schmale Fenster wie eine Schlange durch zwängen. LGLore

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    • Astrid Berg sagt

      Darüber solltest Du auch einmal eine Geschichte schreiben. Ich kann mir vorstellen, dass es in der Situation gar nicht lustig war, aber wenn man sich erinnert, dann kann man darüber lächeln.
      Ich freue mich, dass Du immer wieder bei mir vorbei schaust und auch so schöne Kommentare schreibst.
      Sei herzlich gegrüßt
      Astrid

  2. Christine R. sagt

    Oh weh, Astrid, das war ja eine aufregende Geschichte!
    Uns selbst ist so etwas Gott sei Dank noch nie passiert. Aber an Silvester vor zwei Jahren den Nachbarn unserer Freunde, bei denen wir gefeiert haben. Alle sind zum Silvesterfeuerwerk nach draußen gegangen, jeder dachte, einer der anderen hätte einen Schlüssel mit… aber niemand hatte einen. Die Tür war zu, und oben im Schlafzimmer lag das Baby auf dem Bett und schrie!
    Die Feuerwehr musste anrücken und am Balkon die Scheiben einschlagen, damit sie zu dem Baby vordringen konnten… Hilf Himmel, war das ein Aufruhr!
    Am nächsten Tag hatten unsere Freunde den Zweitschlüssel zum Haus …
    Liebe Grüße
    Christine

    • Astrid Berg sagt

      Oh Schreck, wenn auch noch ein kleines Baby im Haus ist! Ich kann mir gut vorstellen, dass ein heilloses Durcheinander geherrscht hat.
      Ich kann mir aber auch denken, dass am nächsten Tag nicht nur der Zweitschlüssel bei Euren Freunden war, sondern auch ein entsprechender Artikel in der Tageszeitung stand.
      LG
      Astrid

  3. Liebe Astrid, ach, was für eine Aufregung. Wir haben auch einen Schlüssel bei Nachbarn. Haben uns auch schon selbst ausgesperrt, na da kommt nicht die Feuerwehr, aber ein teurer Schlüsseldienst und das muss nicht sein. Danke gür fid svhöne Geschichte .Liebe Grüße Eva

    • Astrid Berg sagt

      Oh ja, unsere Nachbarn haben auch einen Schlüssel von uns und umgekehrt. Und vor verschlossener Tür standen wir, aber auch unsere Nachbarn schon häufiger. Dann ist man froh, wenn man nur im Nachbarhaus klingeln muss und schon ist das Problem gelöst. Dumm ist es nur, wenn der Schlüssel von innen steckt. Dann hilft oft auch ein Ersatzschlüssel nichts.
      LG
      Astrid

  4. Unsere Tochter hatte sich auch – wie bei Regina – im Bad eingeschlossen und bekam die Tür nicht auf. Das sind schlimme Minuten für Eltern und Kind. Sie hatte einfach nicht die Kraft, den Schlüssel herum zu drehen. Irgendwann kam uns die Idee, ein Blatt Papier unter der Tür hindurch zu schieben. Darauf hat sie den Schlüssel gelegt, der Gott sei Dank darunter her ging. — Eine tolle Geschichte hast du geschrieben – mitten aus dem Leben! LG und einen schönen Feiertag! Martina

    • Astrid Berg sagt

      Ja, Kinder kommen ganz schnell auf solche Ideen. Es ist schon seltsam, dass sie dann auch immer den Schlüssel zum Zuschließen umdrehen können, aber niemals zum Öffnen. Diese Richtung scheint schwieriger zu sein. Oder vielleicht hängt es dann auch mit der Aufregung und der Angst zusammen.
      Zum Glück ging es ja nochmal gut.
      LG
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Oftmals sperrt man sich selbst aus, – einfach aus Gedankenlosigkeit. Schnell mal zur Mülltonne gegangen, ein kleiner Luftzug und schon steht man ohne Schlüssel draußen vor verschlossener Tür.
      Ich danke Dir fürs Lesen und Kommentieren.
      LG
      Astrid

  5. tja, Kinder sind zu allem fähig.
    Mein Mann hat eine Freundin die Treppe runter begleitet.
    Da fiel die Flurtür zu.
    Mit meinem Rollen-Bürostuhl kam ich nicht weit.
    Leider stand der Rollator abseits.
    So rief er auch die Feuerwehr.
    deine Bärbel

    • Astrid Berg sagt

      Oh, ich kann mir gut vorstellen, dass alle Beteiligten in heller Aufregung waren.
      Manchmal ist es einfach dumm. Nur ein kleiner Luftzug und schon ist die Tür zu.
      LG
      Astrid

  6. Liebe Astrid,
    die Aufregung in deiner Geschichte kann ich gut nachvollziehen. Meine Tochter hatte sich einmal im Badezimmer eingesperrt. Glücklicherweise konnte ich aber handeln und sie befreien, da sie es nicht schaffte, die Tür wieder aufzuschließen. Bis es allerdings soweit war, dass sie wieder herauskommen konnte, sind eine Menge Tränen geflossen, auf beiden Seiten der Tür!
    Liebe Grüße und schöne Grüße auch an Prof. Konfusi und seine Frau
    Regina

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Regina,
      meine Mutter hatte nach dem Tod meines Vaters ein kleines Pflegekind. Als meine Mutter kurz zur Mülltonne nach draußen ging, schloss das Mädchen die Haustür von innen zu. Auch sie konnte nicht mehr öffnen, verkroch sie in das Bett meiner Mutter. Zum Glück war das Schlafzimmerfenster im Obergeschoss einen Spalt auf und meine Mutter spielte sozusagen selbst Feuerwehr. Sie holte eine lange Leiter und kletterte hinauf.
      Anscheinend passieren solche oder ähnliche Dinge öfter und sorgen für viel Aufregung und reichlich Tränen.
      LG
      Astrid

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