Kurzgeschichten
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Mein Verhältnis zu meinen beiden Lieblingsschränken

In unser aller Leben spielen Schränke eine große Rolle, sei es der Küchenschrank, der Aktenschrank, der Werkzeugschrank, der Badezimmerschrank und, und, und. Man könnte diese Aufzählung nahezu unendlich fortsetzen. Dabei wird man feststellen, dass es diese Schränke in allen möglichen Größen, Stilrichtungen und Variationen gibt. Manche hassen wir, andere sind uns egal, aber zwei Arten spielen eine herausragende Rolle, zumindest im Leben einer Frau und damit auch indirekt in dem der Männer. Wir Frauen lieben, neben unserem Mann natürlich, unseren Kleiderschrank und unseren Schuhschrank und haben ein sehr inniges Verhältnis zu ihnen.

„Beherbergen sie nicht all die schönen Dinge, die uns Frauen für euch Männer noch hübscher, attraktiver, begehrenswerter und im wahrsten Sinne des Wortes noch anziehender machen?!“, frage ich meinen Mann und schiebe erklärend nach:
„Wir freuen uns über den Inhalt ebenso sehr wie ihr Männer über den Inhalt eures Werkzeugschrankes“.
„Damit wären wir wieder einmal quitt, 1:1!“, lächelt mein Mann.
„So wie unsere Schränke wollen auch die der Männer gepflegt und gefüttert werden und ebenso wie deren Inhalt, wächst auch der Inhalt unseres Schuh- beziehungsweise Kleiderschrankes. Damit sind wir beim 2:2 angelangt!“, führe ich das nächste Argument an.
Jetzt kommt aus männlicher Richtung die Bemerkung:
„Bei euch Frauen handelt es sich aber gleich um zwei Schränke, Schuh- und Kleiderschrank! Somit geht ein Punkt an die Männer !“
Das kann ich jetzt aber nicht auf mir sitzen lassen und so muss ich diesem Argument ganz rigoros die Tatsache entgegenhalten, dass Männer neben ihrem Werkzeugschrank auch einen Schrank für Materialien, wie z.B. Farben, Kabel, Drähte, Schalter, Schrauben, Nägel … besitzen.
„ Also: 3:3!“, sage ich und füge schnell noch hinzu:
„Mir stellt sich jedoch die Frage: Laufen Männer denn nackt durch die Gegend?“
An dieser Stelle brechen wir einfach mal die Punktaufrechnung ab.
Ich sollte jedoch noch hervorheben, dass sich meiner Meinung nach eine Sache ganz klar und deutlich abzeichnet: In diesem Wettstreit sind wir Frauen die Sieger, – egal von welcher Richtung man es auch betrachten mag, ob nach Punktsieg oder einfach nur durch die Besitzanhäufung in unseren beiden Schränken!
Aber im Leben sind Freud und Leid immer sehr eng beieinander und so ist es nun mal auch mit diesen beiden Schränken von uns Frauen. Trotz deutlicher Überfüllung an den genannten Orten, kennt sicherlich jeder Mann die verzweifelten Hilfeschreie seiner lieben Ehefrau:

„Hilfe, ich hab’ nichts zum Anziehen!“ und:
„Oh Gott, ich habe keine passenden Schuhe!“

Da ein Schrank immer nur eine beschränkte Kapazität bietet, platzen diese Möbelstücke fast aus seiner Verankerung und die Kleiderstange biegt sich bereits unter ihrer Last.
„Ich sollte mir entweder einen weiteren Schrank zulegen oder mich dazu durchringen einige Teile wegzuwerfen“, überlege ich.
Durchringen ist das richtige Wort hierfür, denn es kann z.T. echte Überwindung kosten. Von Fehlkäufen trennt man sich schnell, doch der Rest wird schon schwieriger.
Manchmal wünsche ich mir bei solchen Aussortierarbeiten, ich hätte zugenommen, denn dann müsste ich mich notgedrungen von den Sachen trennen. Aber keines der Teile ist mir zu klein, zu eng und kaputt ist es schon gar nicht.
„Also, was soll ich tun?“, frage ich mich im Stillen.
Gut, ein Vorteil ist die Tatsache, dass die Modeindustrie immer wieder neue Modetrends anbietet. Altmodisch möchte keine Frau gekleidet sein, also weg damit!
„Vielleicht finde ich auch noch ein T-Shirt mit Fleck, bei dem die modernen Waschmittel kapituliert haben“, überlege ich und durchforste meinen Schrank weiter.
Schön, eine Plastiktüte ist jetzt bereits gefüllt, aber Lücke ist in meinem Schrank bisher trotzdem keine entstanden.
Frustriert beschließe ich für heute einfach aufzuhören:
„Ich bin nicht in der entsprechenden Laune“, begründe ich meine Entscheidung.
Ein paar Wochen später, draußen ist schlechtes Wetter, da packt mich plötzlich die sogenannte „Ausmistwut“. Die Gelegenheit muss ich sogleich am Schopfe packen und mich wieder meinem Kleiderschrank widmen. Super, ich kann mich von etlichen Hosen trennen, einem Rock und zwei Blusen, dort noch ein Top und ein T-Shirt. Ruckzuck habe ich wieder zwei Tüten voll. Zur Abwechslung überlege ich, ob ich anstelle zur Altkleidersammlung auch noch was für die Kleiderkammer habe. Gut ich finde noch eine Jacke und einen Pullover und nehme aus den Säcken wieder etwas raus und lege es zu den Sachen für die Kleiderkammer.
„Aber jetzt ist Schluss!“, entscheide ich, denn mein Mut zum Weggeben oder Wegwerfen hat mich ganz schlagartig verlassen. Dann geht nichts mehr, nicht von einem einzigen T-Shirt kann ich mich jetzt noch trennen und wäre es noch so hässlich.
Inzwischen ist mein Kleiderschrank immer noch gut bestückt, aber etwas lockerer scheinen die Sachen zu hängen. Ich bin mächtig stolz auf mich!

Am Abend fragt mich mein Mann, ob ich nicht Lust hätte mal wieder nach Berlin oder Dresden zu fahren. Klar hab ich das! Da kann man so schön shoppen gehen! Das ist die Gelegenheit den Schrank wieder aufzufüllen und die Lücken zu schließen.
Neulich hab ich gehört, dass es neben all den verschiedenen Diäten auch eine sogenannte Shopping – Diät gibt. Soviel halte ich hiervon (und von den übrigen) allerdings nicht, das hält doch nur zeitweilig an und dann schlägt man wieder doppelt zu. Ich habe mir da etwas anderes überlegt, was mein Gewissen etwas beruhigen und meinen Kleiderschrank (funktioniert übrigens auch beim Schuhschrank) entlasten soll: Kaufe ich mir zwei neue Teile, muss ich zwei alte Teile aussortieren. Ich muss sagen, das klappt (immer öfter).

Mein Mann hat es da viel einfacher. Erstens geht er nicht so gerne Klamotten und Schuhe kaufen, zweitens will er nicht alles in fünf verschiedenen Farben und Ausführungen und drittens wirft er nichts weg und laut seinen eigenen Aussagen braucht er daher auch nichts. Aber auch sein Kleiderschrank ist gut gefüllt, vielleicht etwas lockerer, aber Frau (sprich meine Wenigkeit) arbeitet an der Komplettierung.

3 Kommentare

  1. Christine R. sagt

    Hallo, Astrid,
    mir geht es genauso – wenn ich irgendwo hin will (oder muss), habe ich immer drei Schränke voll nichts anzuziehen… **lach**
    Vieles musste ich notgedrungen vor zwei Jahren aussortieren, weil ich 12 kg abgenommen habe und die Sachen an mir hingen wie Säcke. Allerdings – einiges davon habe ich ändern lassen (oder selber geändert), vieles auf dem Flohmarkt verkauft – und die entstandenen Lücken im Kleiderschrank sind längst wieder aufgefüllt. Shoppen macht doch soooo viel Spaß …
    Liebe Grüße
    Christine

    • Astrid Berg sagt

      Hallo Christine,
      so sind wir nun mal,wir Frauen. Da haben es Männer doch einfacher 😉
      Ich wünsche Dir auch weiterhin viel Spaß beim Shoppen und freue mich, dass Du zu mir gefunden hast.
      LG
      Astrid

  2. Harald sagt

    Ich kenne das sehr gut von meiner Gattin, aber die war offensichtlich sehr clever und hat einen Schreiner mit eigener Werkstatt geheiratet.
    Ergebniss: Sie hat Schränke

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