Im Leben einer Familie gibt es Dinge, die für gerade diese eine Familie typisch sind. Es existieren Erlebnisse und Begebenheiten, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Deshalb habe ich für meine Familie eine Art Familien – ABC erstellt.
„Alle Jahre wieder“ nehme ich mir vor, mit dem Einkauf der Weihnachtsgeschenke am besten schon im Sommer anzufangen. Dann hätte ich in der Adventszeit keinen Stress. Seltsam: Ich stelle immer wieder aufs Neue fest, dass Weihnachten total unverhofft kommt.
„Bitte gib mir doch mal die Fernbedienung!“, fordere ich meinen Mann auf, der aber auf diesem Ohr taub zu sein scheint. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass er wahrscheinlich unbewusst der Meinung ist, dass dieses Gerät in seine Hand gehört, denn er fragt einfach nur zurück: „Soll ich umschalten?“ Ist das jetzt pure Höflichkeit oder die Ausübung einer sogenannten Machtposition? Denn mit dem besagten Gerät hält man ja im Grunde genommen die Macht in der Hand. „Mann“ ist sozusagen Herr über das im heimischen Wohnzimmer ausgestrahlte Fernsehprogramm. Manchmal schläft er sogar mit erhobener Hand, in der sich die Fernbedienung mit schwebendem Finger über den Tasten befindet, auf dem Sofa ein.
Chemie- und Physik ist nicht das, was mich wirklich in den Bann zieht, aber das ist bei geistes- und erziehungswissenschaftlich orientierten Menschen nicht gerade verwunderlich. Dies zeichnete sich bereits in Schulzeiten ab. Ich war nicht schlecht in diesen Fächern, aber auch nicht Klassenprimus. Mein damaliger Schulkamerad und heutiger Ehemann Peter jedoch war in diesen Bereichen sehr gut und in den sprachlichen Fächern deutlich weniger begabt als ich. Somit eigentlich die optimale Ergänzung. Das musste er sich wohl auch gedacht haben, als er mich nach dem Inhalt von einem englischen Essay ausquetschte ( dies ist in einer vorangegangenen Kurzgeschichte nachzulesen), was zur Folge hatte, dass auch ich mir seine Fähigkeiten zu nutze machte, indem ich in einer Physikarbeit bei ihm abschrieb. Meine Freundinnen wiederum schrieben bei mir ab. Nur eine Antwort kam mir etwas fragwürdig vor. Ich ließ sie kurzentschlossen weg und damit taten meine Banknachbarinnen dies ebenfalls. Unser Glück! Genau diese Antwort war bei Peter falsch, somit konnte uns der Lehrer das Abschreiben nicht nachweisen, beziehungsweise: Wir kamen erst gar nicht in Verdacht.
„Der kleine Peter sucht seine Mama, klingt es durch den Lautsprecher des Baumarktes. Ich werde hellhörig! Ein kleines Kind habe ich zu dieser späten Stunde zwischen den Regalen eigentlich nicht gesehen, aber eine Person, die diesen Namen trägt schon. Eigentlich bin ich mir ganz sicher und ein Blick in Richtung Information, bestätigt meine Vermutung. Ich muss so lachen, dass mir auf dem Weg dorthin die Tränen in die Augen schießen. Niemand anders als mein Göttergatte steht grinsend neben der Verkäuferin, die diese Durchsage gemacht hat.
„Es stinkt hier fürchterlich!“, stellt mein Mann naserümpfend fest, als wir uns im Theater gerade auf unsere Plätze gesetzt haben. „Wahrscheinlich ist hier jemand in Hundesch… getreten!“, kommentiert er den Geruch weiter, den ich inzwischen ebenfalls ganz unverkennbar wahrnehme. Den gesamten ersten Akt steckt er sein Näschen mal nach links, mal nach rechts, schnüffelt in Richtung Vorder- oder Hinterreihe. In der Pause verschwindet er auf der Toilette, wo ihm der seltsame Geruch ebenfalls nicht aus der Nase geht. Nach fünf Minuten taucht er im Foyer auf und lächelt mich zuckersüß an. „Was ist denn mit dir los?“ frage ich, um sogleich die Antwort zu erhalten: „Ich habe den Übeltäter gefunden!“ Er zwinkert mir kurz zu und blickt dann vielsagend nach unten auf seine Schuhe.
„Früher war alles besser, ist einer der Lieblingssprüche meines Mannes. Meist kommt er in dem Moment, wenn wieder einmal ein Gerät oder ähnliches defekt ist. „Eigentlich ist nur ein klitzekleines Bauteil kaputt, das nur ein paar Cent kostet, aber das bekommt man ja heutzutage nicht mehr. Immer muss man alles gleich neu kaufen“, schimpft er dann. Findet er in seinem Ersatzteillager (er wirft nämlich nichts weg, man könnte es ja mal wieder brauchen) das passende Teil, dann ist das Gerät auch in null Komma nichts repariert.
„Geh’ heute mal alleine in den Kindergarten! Du bist doch schon ein großer Junge!“, sagte ich zu unserem Sohn Timo. Ich hatte totales Herzklopfen, aber es musste sein, immerhin sollte er selbstständig werden. Stolz nahm er sein Kindergartentäschchen, gab mir ein Küsschen und marschierte los. Kaum hatte sich die Haustür hinter ihm geschlossen, schnappte ich mir meine Jacke und marschierte ebenfalls los. Wohin? Natürlich Richtung Kindergarten und wie mir schien unbemerkt.
Jahre später erst habe ich erfahren, dass Timo sich schon so etwas gedacht haben musste, denn er drehte sich immer wieder um und blickte nach hinten. Gesehen hat er mich nicht, aber laut seinen eigenen Angaben stellte er sich vor, ich würde mich immer hinter irgendwelchen Autos, Mülltonnen oder Bäumen verstecken. Anscheinend kannte er schon damals seine Mama recht gut.
„Heute haben wir aber wieder einmal richtig viel gespart, lächelt mich mein Mann an. Das haben wir tatsächlich. Ich war nämlich auf Shoppingtour und habe ihm gerade alle meine Errungenschaften gezeigt, die ich im Sommerschlussverkauf enorm reduziert ergattert habe. Zusammen mit seinen Einkäufen im Baumarkt, wo es heute 20% auf alles gab, sind wir gut und gerne auf eine Ersparnis von rund 120€ gekommen, von dem Geld, das wir ausgegeben haben, redet besser niemand.
„Ich muss morgen zu einer Tagung nach München fliegen“, klärt mich mein Mann auf. Nach kurzem Überlegen frage ich zurück: „Fliegst du im Anzug?“
„Ach“, sagt meine bessere zweite Hälfte, „ich denke, es ist besser, wenn ich im Flugzeug fliege!“
„Jeder hat einen Spitz- oder Kosenamen. Ich hatte auch einen, aber von meinem Schwiegervater erhielt ich einen ganz speziellen, den er auch ganz viele Jahre liebevoll benutzte: Ich aß damals für mein Leben gern Schinkenwurst und so lagen im Kühlschrank meiner Schwiegereltern auch immer einige Scheiben für mich bereit. Kam ich meinen Freund besuchen, so begrüßte mich sein Vater oftmals mit den Worten: „Na, Fräulein Schinkenwurst!“
„Kannst du dich mal mit einem vollen Wassereimer in das Auto setzen und aufpassen, dass nichts brennt?“, fragte mich mein Vater als er an meinem ersten Auto, ein Fiat 770S, Schweißarbeiten am Unterboden machen musste. Ich setzte mich ins Auto, während er unter den Wagen kroch (Hebebühne hatten wir keine) und seine Schweißarbeiten verrichtete. Diese Art der Brandwache war eine ziemlich langweilige Sache, es passierte ja eh nichts. Also fragte ich vorsichtig nach, ob ich gehen dürfe, was er mir auch eher widerwillig gestattete. Ich war kaum bei meiner Mutter in der Küche, als ein Hupkonzert von draußen zu uns herein drang. Mein Fiat stand in Flammen. Jetzt konnten wir nur noch mit vereinten Kräften löschen, was uns auch gelang, allerdings war der gesamte Kabelstrang hinterher verschmort. Man kann sich sicherlich vorstellen, welche Krokodilstränen ich vergossen habe. (Das war allerdings noch lange nicht das Aus für mein schönes Gefährt, aber darüber werde ich noch an anderer Stelle einmal berichten.)
„Liebe geht durch den Magen!“ Dieses Sprichwort kennt wohl jeder. Das war wohl auch der Grund, dass Peter egal, wohin er zur Weihnachtszeit auch kam, überall Christstollen vorgesetzt bekam. Brav und artig aß er ihn auch immer auf. Kam er zu seiner Oma, seiner Tante, zu meinen Eltern…, immer sagte man: „Setz dich doch, ich habe auch Stollen für dich. Den magst du doch so gerne!“ Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte später gestand er mir, ich hatte natürlich diese Stollentradition fortgesetzt, dass er Stollen schon ganz gerne isst: “Aber so verrückt danach bin ich nun auch wieder nicht!“
Keine Ahnung wie dieses Gerücht aufkam.
„Mit den heutigen Waschmitteln ist das überhaupt kein Problem“, behauptet mein Mann immer dann, wenn er gerade einen Fleck auf sein Hemd, seine Hose oder seine Krawatte gemacht hat. Aus welcher Erfahrung mein Mann hierbei seine Erkenntnis schöpft, weiß ich nicht, denn Wäsche waschen ist meine Sache.
Nachdem ich das Haustier meines Mannes kennengelernt hatte, war ich der Überzeugung, dass es wohl das langweiligste aller Haustiere sei. Wobei man anmerken muss, dass das Leben des Tieres im Hause meiner Schwiegereltern keineswegs langweilig zu sein schien. Die Schildkröte Kuno war zwar in der Familie sehr beliebt, aber weil sie sehr genügsam und zurückhaltend war, übersah man sie relativ häufig. So kam es, dass ich sie entweder in einer Ecke schlafend oder vom Balkon stürzend vorfand. Letzteres passierte immer dann, wenn mein Schwiegervater nicht aufpasste, wohin er trat und ihr versehentlich einen Tritt gab. Zwar überlebte sie diese Stürze unbeschadet, jedoch wachte sie nach einem Winterschlaf nicht mehr auf. So kam es, dass unsere Bekanntschaft nur ein knappes halbes Jahr dauerte.
„Ordnung ist das halbe Leben“, belehrte ich unseren Sohn häufig in Kindheitstagen und wollte ihn damit auffordern, endlich mal wieder sein Zimmer aufzuräumen. Prompt kam die Antwort unseres Sprösslings zurück, der auf dem Bauch liegend und mit den hochgestreckten Füßen zappelnd in einem Buch las: „Papa sagt, dass nur ein Genie das Chaos beherrscht, – ich bin eben eins!“ Gerade wollte ich zu einer Gegenantwort ansetzen, da hörte ich meinen Mann aus seinem Büro rufen: „Denk immer daran: Der unwahrscheinliche Zustand der Ordnung strebt den wahrscheinlicheren Zustand der Unordnung an! Das steckt auch hinter dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik , denk mal an die Entropie!“ Was sollte ich dazu sagen? Ich war einfach nur sprachlos, drehte mich um, ging in die Küche und räumte den Frühstückstisch ab.
Peters Vater habe ich mehr oder weniger mit einem Kissen auf dem Schoß kennengelernt. Immer wenn ich die Treppe zum oberen Wohnbereich emporstieg, konnte ich gerade noch sehen, wie ein Sofakissen von einer Ecke der Wohnzimmercouch zur anderen flog. Kam ich dann im Wohnzimmer an, um artig „Guten Abend“ zu sagen, hatte mein jetziger Schwiegervater das besagte Kissen auf dem Schoß. Grund für diesen Kissenwurf war ganz einfach die Tatsache, dass er es liebte seinen Feierabend in einer gewissen Freiheit zu verbringen, sprich: in Unterhosen.
„Quatsch, ich brauche keine Hilfe! Das schaffe ich schon ganz allein. Pass mal auf Timo!“, sagte unser damaliger Vermieter und bückte sich um ein Zehnlitergefäß, gefüllt mit klarer Flüssigkeit, die Stufen der Außentreppe zum Kellereingang hinunterzutragen. Die klare Flüssigkeit war Obstschnaps, den er sich von den Pflaumen aus seinem Garten hatte brennen lassen. Unser damals zwei oder drei Jahre alter Sohn Timo verfolgte das Geschehen hautnah. Er lief vor dem alten Mann die Stufen hinunter und spielte Polizist, der Anweisungen gab, damit nichts passierte. Und dann passierte es doch! Unserem Vermieter flutschte irgendwie das Gefäß aus den Händen und zerschellte auf der Steintreppe. Tja, das war es dann also mit dem Anstoßen in fröhlicher Runde: Die Scherben, die noch nicht einmal Glück brachten, da es ja Glas- und keine Porzellanscherben waren, verletzten niemand. Aber der schöne, wohlriechende Schnaps ergoss sich nicht nur auf den Stufen, sondern auch über unseren Sohn, was zur Folge hatte, dass ich schon befürchtete dieser könnte allein von den Alkoholdämpfen eine Alkoholvergiftung bekommen. Kurz und gut: Er stank von Kopf bis Fuß nach Schnaps. Nachdem seine Kleidung in der Waschmaschine und er selbst in der Badewanne verschwunden waren, bestätigte uns der Vermieter immer wieder, dass unser Sohn keinerlei Schuld trage, er selbst sei der Schuldige.
Regelmäßig vollzieht sich in unserer Familie ein gewisses Ritual, nämlich dann wenn ein Gegenstand plötzlich verschwunden ist und gesucht wird. Seltsamerweise sind sowohl unser Sohn als auch mein Mann immer felsenfest davon überzeugt, dass ich mit dem Verschwinden der Sachen etwas zu tun haben müsste. Laut den Aussagen meiner beiden Männer, räume ich immer alles weg. Das wäre ja an sich nicht so schlimm, wenn ich ihnen dann wenigstens sagen könnte, wo die Dinge liegen. So jedenfalls lautet ihre Version. Hierbei meinen sie keineswegs, dass ich ihnen andauernd hinterher räumen muss, um Ordnung zu schaffen, sondern in ihren Augen verstecke ich die Dinge. Seltsamerweise findet sich alles wieder. In den meisten Fällen sogar in ihren eigenen Hosen,- Jacken- oder Aktentaschen.Ich frage mich stets, wie es da wohl hingekommen ist. Doch diese Frage stellt sich ihnen scheinbar nicht, denn niemals höre ich eine Entschuldigung für die falschen Verdächtigungen, – aber man gewöhnt sich ja an alles.
„Stellt ihn euch einfach in Unterhosen vor“, pflegte meine Schwiegermutter zu ihrem Sohn und ihrer Tochter zu sagen. Gemeint war beispielsweise ein Lehrer vor dem die Schüler den größten Respekt hatten. Diese Aussage sollte den beiden nur klar vor Augen führen, dass auch der Lehrer nichts anderes war als ein Mensch und man sich nicht vor ihm fürchten sollte.
„Totaler Stau war heute auf dem Weg hierher“, meint ein Mitarbeiter meines Mannes zu einem Kollegen. „Wieso das denn?“, fragt ihn mein Mann, der gerade zur Tür hereinkommt und eigentlich die gleiche Strecke zur gleichen Zeit gefahren ist. „Bei mir war kein Stau!“, fügt er stirnrunzelnd hinzu. „Ja, das stimmt schon!“, bestätigt der Mitarbeiter. „Vor Ihnen war kein Stau, – aber hinter Ihnen.“
„Und ist der Film gut?“ fragt mein Mann, der gerade aus seinem Arbeitszimmer kommt und sich vor den Fernseher setzt. Diese Frage ist ja noch sehr unverfänglich und man könnte meinen, er möchte sich nur einmal kurz erkundigen, ob mir der Film auch gefällt. Aber meist folgt auch gleich die zweite Frage hinterher: „Worum geht es hier eigentlich?“ Das wäre auch noch kein Verbrechen und man könnte auch eine Antwort geben, wenn… Ja, wenn mein Mann diese Frage zu Beginn des Filmes oder während des folgenden Werbeblocks stellen würde. Nein, mein Göttergatte erkundigt sich regelmäßig ca. fünf Minuten vor Schluss. Genau in dem Moment, wenn der Täter überführt wird, das Happyend bevorsteht oder ein Rätsel gelöst wird, um das sich der gesamte Film dreht.
„Venedig ist schmutzig,stinkt und Ratten gibt es auch, erzählte mir mein Mann Jahrzehnte lang. Er war als Kind mit seinen Eltern einmal dort gewesen. Mitten im Hochsommer, bei brütender Hitze und bestimmt auf dem Fischmarkt, wo er dann wahrscheinlich einer Ratte begegnet war. Trotzdem wollte ich Venedig sehen. Da er es mir aber nicht gerade in den buntesten Farben beschrieben hatte, schoben wir diesen Besuch immer wieder auf. Die Medien vermittelten mir jedoch genau das Gegenteil vom Bericht meines Mannes. Nun gut, den Gestank übermittelt das Fernsehen ja noch nicht. Nach 25 Jahren Ehe und mehr als 30jähriger Liebe, feierten wir beide unsere Silberhochzeit in Venedig, das sich uns mehr als traumhaft präsentierte und uns wunderschöne Kulissen für unser gebuchtes Fotoshooting bot. Was soll ich sagen? Es war einfach traumhaft und wir haben uns bereits in dieser Stadt eine Kirche für unsere Goldene Hochzeit ausgesucht.
„Was habt ihr denn heute so alles im Kindergarten gemacht?, fragte ich häufig unseren Sohn, wenn ich ihn abholte. Seine Antwort kam stets wie aus der Pistole geschossen und war so treffsicher, dass sich alle weiteren Fragen erübrigten: „Na, dies und das und sonst noch was!“
Xmal habe ich meinem Mann und unserem Sohn schon gesagt, dass sie doch bitte ihre benutzten Socken in den Wäscheschacht werfen sollen, in der sich die Wäsche befindet, die gewaschen werden muss. Hier stoße ich allerdings auf taube Ohren. Kaum hat einer von beiden unser Haus betreten, entledigt er sich auch sogleich der Schuhe (was absolut erwünscht ist), leider aber auch der Socken, die dann allerdings an Ort und Stelle liegen bleiben (außer ich erbarme mich ihrer). Ich kann eigentlich noch dankbar sein, denn mein Schwiegervater hat seine Socken zum Leidwesen meiner Schwiegermutter immer von den Füßen gerollt und diese Rollen dann liegen lassen. Von anderen Frauen habe ich sogar gehört, dass manche Männer ihre Socken in den Sofaschlitz zwischen Sitzfläche und Rückenlehne stecken, wo sie lediglich rein zufällig der nächste Besucher finden kann.
Yoga macht mein Mann zwar nicht, aber manches Mal andere seltsame Verrenkungen. So kann ich mich beispielsweise an einen Abend noch vor der Geburt unseres Sohnes erinnern: Ich saß gemütlich im Wohnzimmer und las in einem Buch. Mein Mann hatte sich in das Zimmer zurückgezogen, in dem unser Heimtrainer stand. Ich hörte die Umdrehungen der Pedalen und nebenbei schien er etwas vor sich hin zu summen. Anscheinend hatte er die Kopfhörer auf und hörte Musik. Irgendwann ging das Summen in ein Jaulen über, was mich doch etwas stutzig machte, so dass ich in das Nachbarzimmer zu meinem Mann lief. Dieser saß am Boden und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seine große Fußzehe umklammert. Ihm war wohl als erster Mensch gelungen über den Lenker eines Heimtrainers zu fallen und sich dabei den großen Zeh zu verstauchen (ob er vielleicht sogar gebrochen war, hat er niemals untersuchen lassen). Seit dieser Zeit ist sein Fußnagel auch nicht mehr der hübscheste, denn dieser hat sich nie mehr so richtig von diesem Sturz erholt.
„Zeichnen kann Ihre Tochter! Das ist einfach super!, hatte die Lehrerin meiner Mutter in meinem Beisein erzählt, als wir sie zufällig in der Stadt trafen. Ich war damals vielleicht 10 Jahre alt und wurde bei diesem Lob bestimmt total rot. Man muss dazu sagen, dass mir nicht Bescheidenheit diese Röte ins Gesicht zauberte, eher war es Scham. Die berühmte Zeichnung von einer Fliege hatte nämlich meine Mutter höchst persönlich gezeichnet. Zum Glück blieb dies bis jetzt ein Geheimnis zwischen Mutter und Tochter.
Hallo Astrid,
bei dem Familienalphabet kann ich durchaus einige parallelen erkennen, die auch von Karin stammen könnten.
Hallo Waldemar,
irgendwann solltest Du uns das mal genauer erklären 😉. Nach Corona müssen wir unbedingt ein Treffen vereinbaren. Es sind so viele Jahre inzwischen vergangen und es gibt sicher viel zu erzählen.
Ganz liebe Grüße an Dich und Karin und den Rest der Familie.
Schöne Weihnachten!
Astrid
Wie gut, dass du die Links zu älteren ähnlichen Posts einstellst, denn ich habe mich jetzt köstlich amüsiert und auch einige Parlellen zu meiner Verwandtschaft entdeckt.
So hat mein Vater meistens seinen Kopf durchgesetzt und das Programm bestimmt, dann aber fing er nach wenigen Minuten zu schnarchen an. Wenn wir aber leise zum Fernseher schlichen (Fernbedienung gab es noch nicht) und umschalteten, dann wurde er prompt wach und beschwerte sich.
Wir hatten ja noch großen Respekt und auch Angst vor unseren Lehrern, denn zu meiner Zeit gab es ja noch die Prügelstrafe.
Zu meiner Tochter aber sagte ich : „Lehrer sind auch nur Menschen und wenn du meinst er sei im Unrecht, dann sage deine Meinung, aber höflich, anständig und mit guten Argumenten.
Das führte einmal dazu, dass sie eine ganze Schulstunde mit ihrem Religionslehrer diskutierte, der ihnen zur Aufgabe stellte: ’sie sollten begründen, warum Ghandi, der doch ein guter Mensch war, trozdem in die Hölle kam‘
Wünsche dir ein schönes Wochenende und freue mich, dass wir uns kennen gelernt haben, Internet machts möglich. LGLore
Liebe Lore,
danke für Deinen ausführlichen und lieben Kommentar.
Ob es rein rechtlich gesehen zu meiner Schulzeit noch die Prügelstrafe gab, weiß ich gar nicht. Aber zumindest teilte eine Lehrerin hin und wieder noch Ohrfeigen aus. Und Respekt hatten wir vor unseren Lehrern. Wenn ich da an meinen Französischlehrer denke, wenn er die Stimme erhob, waren wir alle „ganz klein mit Hut“ 🙂
LG
Astrid
Hallo Fr. Berg,
das sind schöne Geschichten und ausserdem gut geschrieben. Zu dem Buchstaben „K“ fällt mir die Geschichte ein, als ich unsere Ente (ich war jahrelang Entenfahrer“ mal auf eine ähnliche Weise abgefackelt hatte…
Ihr C. Feiler aus München