Kurzgeschichten, Professor Konfusi-Geschichten
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Auf Reisen

 

Heute wollen wir Herrn und Frau Konfusi auf Reisen begleiten. Es ist keine Vergnügungsreise, sondern eher eine berufsbedingte Reise. Der ältere Professor ist zwar nicht mehr im Dienst, aber sein Wissen und seine Forschungsergebnisse werden immer noch geschätzt. Auch schreibt er fleißig Veröffentlichungen und nimmt an Kongressen teil.
So bittet man ihn oftmals einen Vortrag über sein Spezialgebiet zu halten. Seine Frau begleitet ihn immer auf Reisen und so soll es auch dieses Mal sein.
Um das Kofferpacken kümmert sich schon seit jeher Frau Konfusi.
„Du kannst das viel besser als ich“, pflegt er immer zu sagen und nimmt dabei seine Gattin zärtlich in den Arm.
Er selbst kümmert sich nur darum, dass er alle notwendigen Unterlagen für seinen Vortrag dabei hat und übernimmt dann auch noch die Autofahrt. Die beiden älteren Herrschaften sind mit dieser Arbeitsteilung völlig zufrieden und es klappt eigentlich alles auch immer ganz gut.
Heute ist Frau Konfusi allerdings etwas nervös, denn wie das so ist im Leben, kommt manchmal alles auf einmal und anders als man denkt. Eigentlich wollten sie um diese Uhrzeit schon startbereit sein. Aber am Abend vorher, klingelte es an der Haustür. Ein befreundetes Ehepaar, Hanna und Egon, kamen unverhofft vorbei und wollten nur einmal kurz Hallo sagen. Daraus wurde ein sehr unterhaltsamer Abend, der erst nach Mitternacht endete.
Heute Morgen erwachen Herr und Frau Konfusi dann allerdings mit Kopfschmerzen.
„Daran ist bestimmt der Wein schuld, den Hanna und Egon mitgebracht haben. Irgendwie war er mir gleich ein bisschen schwer“, folgert Frau Konfusi.
Sei es wie es sei, auf jeden Fall sind die Beiden wohl auch noch mit dem linken Fuß aufgestanden und leicht genervt. Alles geht nicht schnell genug und will nicht wie es soll. Professor Konfusi, der es gar nicht mag, wenn er in einem Anzug herumlaufen soll, beschließt erst einmal in kurzen Hosen und Schläppchen den Tag zu beginnen.
„Warum ziehst du nicht wenigsten eine lange leichte Sommerhose und vernünftige Schuhe an?“, fragt Frau Konfusi ihren Gatten.
„Ich will ja nicht schwitzen und vielleicht machen wir zwischendrin noch einmal Rast. Wir kommen doch an einem schönen See vorbei und da könnten wir uns ein bisschen in die Sonne setzen. Kurze Hosen und Schläppchen sind also viel bequemer und praktischer. Es reicht mir schon, wenn ich morgen und übermorgen den ganzen Tag im Anzug rumlaufen muss“, erklärt er seiner Frau.
Frau Konfusi hat einen Koffer und eine Schuhtasche gepackt und ihr Mann verstaut nun alles im Kofferraum.
„Hier sind deine guten neuen Schuhe, die du morgen dann zum Anzug anziehst“, sagt sie und stellt diese neben die Tasche. Danach verschwindet sie noch einmal kurz im Bad, bevor es dann endgültig los geht.
„So“, meint Professor Konfusi, „sag am besten gleich, was du vergessen hast. Dann müssen wir nicht wieder in fünf Minuten umdrehen.“
„Warte mal, ich schau eben nochmal schnell nach, ob ich die Haustür zugemacht habe“, entgegnet seine Frau.
„Hast du! Ich habe es gesehen. Du hast auch die Wohnungstür abgeschlossen, alle Fenster sind zu und es brennt auch in keinem Zimmer das Licht. Wir haben alles und alles ist in Ordnung.“
Frau Konfusi atmet einmal tief durch und lässt sich dann beruhigt in den Sitz fallen. Und los geht die Fahrt. Sie unterhalten sich angeregt über dies und das, doch plötzlich fallen Frau Konfusi die Augen zu und sie macht ein kleines Nickerchen. Als ihr Mann zu dem kleinen See abbiegt und dort einen Rastplatz anfährt, wacht sie wieder auf und blinzelt in die Sonne.
Beim Aussteigen fällt der Blick der älteren Dame auf die Füße ihres Mannes.
„Hast du eigentlich die Schuhe dabei?“, fragt sie ihn.
„Welche? Da waren eine ganze Menge Schuhe. Ich frage mich, wieso du so viele Schuhe mitnimmst.“
„Die Schuhe müssen doch zur jeweiligen Kleidung passen. Aber das meine ich nicht. Hast du deine Schuhe dabei“, erkundigt sie sich.
„Wenn du sie eingepackt hast, dann sind sie wohl in der Schuhtasche mit dabei“, entgegnet ihr Mann.
„Die habe ich aber neben die Schuhtasche gestellt, weil sie nicht mehr hinein gepasst haben. Das habe ich dir aber ausdrücklich gesagt.“
Als Professor Konfusi nicht antwortet, sondern seine Frau nur schweigend ansieht, ist dieser alles klar.
„Na, dann stehen sie da wohl immer noch.“
Und nach einem Blick auf die Uhr meint sie: „Wir sollten vor dem Einchecken im Hotel erst noch schnell ein Schuhgeschäft ansteuern, sonst musst du morgen deinen Vortrag in Anzug und Schläppchen halten. Für dich habe ich nämlich nur dieses eine Paar Schuhe eingeplant, das du zu Hause hast stehen lassen.“
„Dann hätten es wenigstens meine Füße in den Schläppchen ein bisschen bequem, während ich in Anzug, Hemd und Krawatte schwitzen muss“, grinst der Professor.
„Und mit Garantie wären auch alle Lacher auf deiner Seite!“
Am nächsten Morgen marschiert Professor Konfusi dann in funkelnagelneuen Schuhen zum Kongress. Seine Frau macht in der Zwischenzeit eine Stadtrundfahrt und geht in der Altstadt bummeln. Als er am Nachmittag wieder im Hotel zurück ist, hat er seiner Frau ein Stückchen Kuchen mitgebracht.
„Ich bin an einer Konditorei vorbeigekommen und der Kuchen hat mich so angelacht“, erzählt er seiner Gattin. „Ich habe mir eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gegönnt. Aber ich habe Dir auch ein Stück mit gebracht.“
„Das ist lieb von dir, aber ich war in der Altstadt auch schon in einem Café“, entgegnet sie. „Du kannst es gerne auch noch essen.“
Das lässt sich Professor Konfusi allerdings nicht zweimal sagen.
„Danke. Ich muss dir aber noch was erzählen“, meint er, als das letzte Krümelchen in seinem Mund verschwunden ist. „Nicht nur der Kuchen hat mich angelacht, sondern auch die Verkäuferin. Ich scheine hier schon irgendwie bekannt zu sein.“
„Wieso das denn? Wir waren doch noch nie hier in dieser Stadt“, wundert sich Frau Konfusi.
„Ich finde es ja auch merkwürdig, aber als ich in den Laden kam, fragte die Verkäuferin: ‚ Bitteschön Herr Konfusi, was kann ich für sie tun?‘ “
Plötzlich beginnt seine Frau zu lachen. „Das Rätsel kann ich für dich lösen“, erklärt sie ihrem Mann. Da dieser aber fragend die Stirn runzelt, lässt sie ihn nicht länger rätseln.
„Schau doch mal in den großen Spiegel dort drüben!“
Professor Konfusi ist jetzt tatsächlich etwas verwirrt, aber er folgt den Anweisungen seiner Frau und tritt an den Spiegel heran. Ein Blick in diesen und er muss ebenfalls lachen. Mit der rechten Hand greift er sich dann an seine linke Brust und entfernt das angesteckte Namensschild von seinem Jackett.

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10 Kommentare

  1. Liebe Astrid, finde toll, dass Herr Konfusi seine Gattin mitnimmt und nicht alleine reist. Er geht dann zu seinem Vortrag und sie macht einen Stadtbummel, herrlich! Liebe Grüße Eva

    • Astrid Berg sagt

      So ist es doch perfekt, oder?!
      Liebe Eva, ich freue mich, dass Du immer so fleißig bei mir reinschaust und kommentierst. Auch ich lese gerne bei Dir und informiere mich über das für mich noch unbekannte Norwegen.
      LG
      Astrid

  2. Super!!! Ich mag Professor Konfusi, das weißt Du ja. Aber was ich toll finde, ist, dass er sich gar nicht verändert in Deinen Geschichten. Er bleibt so liebenswert und sympathisch, wie schon in der ersten Geschichte von ihm. Ich finde das nicht so einfach, eine Figur zu schreiben, dass sie von GEschichte zu GEschichte derselbe Mensch bleibt und authentisch handelt. Hat Professor Konfusi eigentlich auch Macken? LG Tanja

    • Astrid Berg sagt

      Ob er Macken hat, fragst du. Naja, lies mal die neue Professor Konfusi-Geschichte und entscheide selbst. Vielleicht gibt es da eine klitzekleine Macke?!
      Ich habe versucht Dich zu verlinken, aber es hat nicht ganz geklappt. Keine Ahnung, was die Technik da wieder macht.
      LG
      Astrid

  3. Schön erzählt, liebe Astrid. Aber was das Schuhe-stehen-lassen betrifft, kann ich irgendwelche Parallelen erkennen. Wenn ich Anweisungen dieser Art gebe, ist es immer besser, nochmal zu kontrollieren. (Können eigentlich alle Männer nicht richtig zuhören?) 🙂

    Liebe Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Es scheint so, liebe Traudi. Oder liegt es vielleicht an unserem zarten Stimmchen 😉
      LG
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Danke, liebe Bärbel. Auf Reisen kann man immer etwas erleben und hinterher erzählen. Das ist doppelter Spaß.
      Alles Liebe
      Astrid

  4. Einfach nur Himmlisch, liebe Astrid!
    Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann. Allein die Tatsache, dass man immer das Gefühl hat, dass bestimmt ein Fenster auf ist oder die Kaffeemaschine noch läuft… Schrecklich. Wir sind dann aber oft so sehr in unseren Gedanken gefangen, dass die normalen Handlungen des Alltags dabei untergehen.
    Herzliche Grüße,
    Emily (immer gern auf Reisen 😉 )

    • Astrid Berg sagt

      Ja, viele Handgriffe laufen ganz automatisch ab und man kann hinterher nicht mehr nachvollziehen, ob man die eine oder andere selbstverständliche Handlung ausgeführt hat. Mir geht es wie Dir, auch ich bin immer gern auf Reisen. Nur die Vor- und Nachbereitungen sind manchmal etwas lästig. 😉 Dann bin ich froh, wenn ich endlich im Auto oder im Flieger sitze 🙂 .
      LG
      Astrid

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