Für Kinder, Kurzgeschichten, Weihnachten & Ostern
Kommentare 9

Die Abenteuer des kleinen Hops (1)

Hops sitzt ein wenig traurig auf der Wiese und schaut zu, wie die Schüler aus der Osterhasenschule ihr Ehrenband als diplomierte Osterhasenhelfer erhalten. Er bekommt leider kein solches Band und das dazugehörige Diplom auch nicht. Nicht in diesem Jahr. Hops weiß, dass es seine eigene Schuld ist, denn er hatte letztes Jahr keine Lust zu lernen. So muss er nun die Klasse noch einmal wiederholen.

Er kann sich genau an die Worte des Osterhasenoberlehrers erinnern, der auch gleichzeitig sein Vater ist:

„Hops, dein ständiger Unfug ärgert mich schon sehr,

du wirst ein richtiger Osterhase nimmermehr.“

Allerdings trafen damals die Ermahnungen bei Hops auf taube Ohren. Man könnte es auch so ausdrücken: Vaters Worte gingen irgendwie bei dessen Sohn zum einen Osterhasenohr hinein und beim anderen Osterhasenohr wieder hinaus. Seinen Verstand erreichten sie damals nicht.
Inzwischen jedoch bereut er seine Faulheit und wäre gerne mit seinen Mitschülern geehrt worden.
Als die feierliche Zeremonie vorüber ist, hüpft Hopsina fröhlich zur großen Wiese. Sie will ihrem Bruder stolz das Zeugnis und das Ehrenband zeigen. Verwundert stellt sie aber fest, dass sie ihn nicht finden kann. 
„Wahrscheinlich macht er schon wieder irgendwelchen Unfug“, denkt sie. „Dann zeige ich ihm alles heute Abend. Bestimmt freut er sich mit mir.“
Schnell läuft sie wieder zu ihren Kameraden und spielt mit ihnen Nachlauf. Sie ist die Beste im Hakenschlagen, so steht es in ihrer Urkunde und diese Fähigkeit nutzt sie auch im Spiel nach allen Regeln der Kunst aus. Da es aber auf die Dauer langweilig ist, wenn man niemals gefangen wird, täuscht sie irgendwann eine verstauchte Pfote vor, um sich fangen zu lassen. Endlich ist sie nun die Jägerin und ihre Pfote ist auf wundersame Weise wieder voll einsatzfähig.
So kommt Hopsina froh und munter und auch ein bisschen abgekämpft nach Hause.
„Wo hast du denn Hops gelassen?“, empfängt die Mutter sie. „Wir waren in der Annahme er sei bei dir.“
„Nein, ich habe ihn seit heute Morgen nicht mehr gesehen und dachte er sei mit euch zusammen unterwegs“, antwortet sie überrascht.
„Hat der Lümmel denn immer noch lauter Unfug im Kopf“, ärgert sich der Osterhasenpapa. „Mittlerweile sollte er doch aus den Flegeljahren heraus sein und endlich mal den Ernst des Lebens erkannt haben.“
„Lasst uns ihn suchen“, schlägt nun die besorgte Mutter vor. „Ich habe die Befürchtung, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.“
Sofort beginnt Hopsina aus Angst um ihren Bruder zu weinen, doch der Vater erklärt ihr:
„Tränen bringen uns jetzt nicht weiter. Mutter hat schon recht, wir müssen ihn einfach suchen. Lasst uns jetzt gleich loshoppeln!“
Tja und so beginnt eine große Suchaktion. Alle seine Lieblingsplätze werden abgesucht und seine Spielkameraden befragt. Doch Hops bleibt auch nach Einbruch der Dunkelheit spurlos verschwunden. Jetzt macht sich der Osterhasenpapa ebenfalls große Sorgen.
„Hops ist zwar ein Lausebengel, aber er ist kein schlechter Hasenjunge und er würde uns niemals absichtlich Kummer bereiten wollen. Wir müssen unsere Suche ausweiten und jeden noch so kleinen Winkel durchforsten.“
Was die besorgten Familienangehörigen nicht wissen können, ist dass Hops nichts passiert ist, aber sein kleines Hasenherz trotzdem ziemlich heftig pocht. Und zwar aus zweierlei Gründen.
Der erste Grund ist ein kleines Hasenfräulein, das Hops plötzlich sieht, als er ein wenig traurig die Wiese verlässt. Sie steht auf einmal ganz unvermittelt vor ihm und lächelt ihn an. Er schmilzt sofort dahin und schickt ihr ebenfalls ein Lächeln.
„Sie sieht bezaubernd aus in ihrem rosa Kleidchen und der weißen Schleife am linken Hasenohr“, denkt er und zwinkert ihr kess zu.
Verlegen hoppelt das Hasenmädchen ein bisschen weiter und Hops läuft vorsichtig hinterher. Daraus entwickelt sich eine Art Spiel. Sobald Hops nahe genug an sie herankommt, läuft sie ein Stückchen weiter, versteckt sich hinter einem Baum oder schlägt ganz schnell einen Haken.
So entfernt sich Hops immer weiter von seiner heimatlichen Wiese und eigentlich auch von der Umgebung, in der er sich auskennt. Die Beiden sind so vertieft in ihr Spiel und die kleinen Neckereien, dass sie den streunenden Hund viel zu spät bemerken.
Erst als dieser laut bellend auf sie zurennt, nehmen sie ihn wahr. Das ist aber fast schon zu spät. Obwohl sie so schnell es ihre Hasenfüße zulassen, davonrennen und einen Haken nach dem anderen schlagen, ist er ihnen ziemlich dicht auf den Fersen.
„Schnell, schnell, der Hund zerfleischt uns, wenn er uns erst einmal gefangen hat!“, ruft Hops dem fremden Hasenmädchen zu.
„Ich habe Angst. Bitte beschütze mich!“, fleht ein weinerliches Stimmchen den Hasenjungen an.
„Wir müssen uns verstecken!“
Ja, nur wo sollen sich die zwei Häschen verstecken? Der Hund kommt immer näher und die Beiden rennen buchstäblich um ihr Leben. Nur noch wenige Meter trennen sie von dem zähnefletschenden Ungeheuer.
„Komm!“, ruft Hops atemlos. „Da drüben beginnt ein kleines Waldstück, dort werden wir bestimmt ein gutes Versteck finden.“
Inzwischen sind die Pfoten von dem Hasenmädchen schon wundgelaufen, bluten und schmerzen ganz fürchterlich.
„Ich kann nicht mehr!“, ruft es dem Hasenjungen zu. 
Hops erkennt die Situation und ermahnt:
„Du darfst jetzt nicht aufgeben, sonst sind wir verloren!“
Geschwind lässt er seinen Blick umherschweifen. Da sieht er plötzlich einen großen abgesägten Baumstamm am Boden liegen. Dieser scheint schon alt und krank gewesen zu sein. Am unteren Ende ist nämlich ein Loch erkennbar, nicht zu klein und nicht zu groß. Genau richtig, dass Hops und das Hasenmädchen in allerletzter Sekunde hineinschlüpfen können und somit der Bestie entkommen.
Doch nun sitzen sie zusammengekauert, zitternd und mit pochendem Herzen in dem dunklen Baumstamm. Davor hat sich der kläffende Hund aufgestellt, doch zum Glück kommt er mit seiner Schnauze nur ein winziges Stückchen in die Öffnung hinein. Da sich die beiden Häschen jedoch so weit wie möglich nach hinten geflüchtet haben, kann er ihnen nichts anhaben. Vorerst sind sie gerettet. Doch wie geht es mit ihnen weiter? Wird das Ungeheuer aufgeben? Werden die Familienmitglieder die Suche nicht aufgeben und sie retten? Oder müssen sie in ihrem Versteck elendig verhungern und verdursten?
„Bestimmt haben sie uns schon vermisst und werden uns suchen“, tröstet Hops das kleine Hasenmädchen. „Mein Vater ist der Osterhasenoberlehrer und er ist verdammt schlau. Lass uns ein wenig schlafen und wenn wir aufwachen ist die Rettung ganz sicherlich schon da!“
„Hoffentlich…!“, denkt Hops noch, bevor auch ihm die Augen vor Müdigkeit zufallen…

Fortsetzung folgt…

 

 

 

Vielleicht möchtet Ihr auch das noch lesen:

Klein Astrid und der Osterhase

Unsere persönliche Ostergeschichte

Das fliegende Ei

 

9 Kommentare

  1. Hallo liebe Astrid,
    eine süße Geschichte und ich hab richtig ein bisschen mitgefiebert das Hops und das kleine Hasenmädchen nicht vom „Ungeheuer“ gefressen wird 😉
    Ich hoffe es nimmt ein gutes Ende.

    Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.
    Liebe Grüße
    Biggi

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Biggi,
      irgendwie müssen die Beiden noch errettet werden, sonst gibt es kein schönes Osterfest. Doch das wird nicht einfach sein 😉.
      Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen Tag und schicke herzliche Grüße
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Biggi,
      ich möchte Dir und Deiner Familie auf diesem Weg ein schönes Osterfest wünschen. Viel Spaß beim Ostereiersuchen mit den Enkelkindern!!!
      LG
      Astrid

  2. Liebe Astrid,
    wie es aussieht, geht Hops nicht so gern in die herkömmliche Schule, aber in der Schule des Lebens findet er sich schon ganz gut zurecht ;-)) Du hast ja in deine Geschichte einiges hineingepackt – sogar eine kleine Junghasen-Liebensgeschichte – süß! 🙂
    Danke für deinen lieben Kommentar per Mail, ich habe ihn wieder veröffentlicht. Du hast natürlich recht, es gehen immer nur die Lieblingsschuhe kaputt. Die anderen trägt man eben nicht so oft…
    Herzliche Rostrosengrüße, Traude

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Traude,
      der kleine Hops hatte letztes Jahr soviel Unfug im Kopf, dass die Schule zu kurz gekommen ist. Mal sehen, ob er langsam vernünftiger wird. Das Leben hat da so seine Methoden 😉.
      Liebe Grüße zum WE
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Elke,
      soll ich Dir etwas verraten?: Ich habe neulich beim Spaziergang diesen Baumstamm fotografiert- einfach mal so. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich damit mache. Plötzlich war eine vage Idee da und beim Schreiben entwickelte sich dann die Geschichte.
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende, auch wenn es nochmal kalt wird.
      LG
      Astrid

  3. Liebe Astrid,
    da bin ich aber gespannt, wie die Geschichte weitergeht und was der Osterhasenoberlehrer sagt.
    Ich glaube, dass Hops ein guter Hasenjunge ist und er irgendwann das Ehrenband bekommen wird.

    Liebe Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Na, wollen wir mal sehen, wie es weitergeht. Es wird noch nichts verraten 😉. Hab ein schönes Wochenende .
      Liebe Grüße
      Astrid

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert