Am verlängerten Pfingstwochenende hatten wir endlich einmal die Zeit einen Ausflug zu machen, der im Grunde genommen schon lange anstand. Wie das eben so ist, man schweift eher in die Ferne, bevor man die nähere Umgebung erkundet. Eigentlich hätten wir seit 2003 die Gelegenheit gehabt, diesen Ausflug zu unternehmen. So lange steht die rekonstruierte Slawenburg nämlich schon in Raddusch.
Hierbei handelt es sich um eine ringwallförmige Burganlage, die im 9./10. Jahrhundert in der Niederlausitz und im westlichen Spreewaldrand relativ häufig erbaut wurde. Die Slawenburg in Radisch ist ein Denkmal, das an eine vergangene Kultur erinnert. Schon von der Autobahn (Berlin-Cottbus, kurz vor der Abfahrt Vetschau) ist sie zu sehen. Diese Burganlage befindet sich am originalen Ausgrabungsort und ist eine Holzkonstruktion.
Bevor man innerhalb des Geländes zum Burgwall kommt, läuft man an einem Spielplatz der besonderen Art vorbei. Alle Geräte sind aus Holz gefertigt und laden nicht nur Kinder zum Verweilen und Spielen ein.
Der Stier ist, nebenbei bemerkt, das Wappentier der Niederlausitz.
Auf dem Außengelände kann man sich auch auf eine geschichtliche Zeitreise von 12000 Jahren begeben. Es wurde ein Weg angelegt, der einem Zeitstrahl gleich kommt und teilweise um die Burg bis zu deren Eingang führt. Er beginnt vor 12000 Jahren und endet in der Gegenwart, bzw. zur Zeit der Fertigstellung des Nachbaus der Slawenburg und der Eröffnung der Dauerausstellung im Inneren der Burg im Jahre 2003.
Danach betreten wir das Innere des Burgwalls. Im Modell kann man eine Ansicht von oben sehen, allerdings sieht es heute etwas anders im Inneren aus, da sich dort z.B. auch ein Bistro befindet. Im 9./10. Jahrhundert waren dort verschiedene hölzerne Brunnen untergebracht.
Gleich beim Betreten dieser Dauerausstellung wird dem Besucher der Aufbau der Holzkonstruktion dieses Burgwalls ersichtlich. Die Slawenburgen entstanden aus Holz, Sand, Erde und Lehm. Man benutzte hauptsächlich die Stämme der Eichen.
Heute befindet sich im Inneren auch eine faszinierende achäologische Ausstellung bezüglich der mehrtausendjährigen Vergangenheit der Niederlausitz „Archäologie in der Niederlausitz“. Hier erwarten den Besucher Ausgrabungsfunde und Modelle.
„In der heutigen Niederlausitz am westlichen und südlichen Spreewaldrand entstehen seit der zweiten Hälfte des 9. Jahrhundert fast 50 kleine ringwallförmige Burganlagen. Erbauer sind Angehörige des hier seit dem 8. Jahrhundert ansässigen slawischen Stammes der Lusizi. Zu den aus Holz, Erde, Sand und Lehm/Ton errichteten Burgen gehören neben einer unmittelbar neben der Burg gelegenen „Vorburgsiedlung“ bis zu vier weitere kleine Dörfer in einem Umkreis von 1.5 bis 2.5 km. Deren Bewohner sind sowohl Erbauer als auch Nutzer der Anlagen. Die kleinen Burgen dienen vermutlich in erster Linie als Flucht- und Speicherburgen.“*
„Wie die nach 850, vermutlich um 880, entstandene Slawenburg von Raddusch fallen alle Wehranlagen der Lusizi im Laufe des 10. Jahrhunderts den kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem entstehenden Deutschen Reich zum Opfer. Viele gehen im Feuer zugrunde, fast alle noch bestehenden Burgen werden in der zweiten Hälfte und zum Ende des 10. Jahrhunderts aufgegeben und verfallen.
Die bereits 1880 in der Literatur von Rudolf Virchow als slawische Befestigung erwähnte Slawenburg Raddusch wird von alteingesessenen Radduschern als Lutchenberg bezeichnet. Hier wohn(t)en demnach die Lutchen, die kleinen Zwerge des Spreewaldes, welche bei gegenseitiger Toleranz den hier lebenden Menschen viel Gutes erweisen.“*
Schade, aber wir haben keine der kleinen Spreewaldzwerge zu Gesicht bekommen. Aber sie sind flink und wendig und haben sich sicherlich irgendwo versteckt gehalten. Solltet ihr einmal an diesen Ort kommen, so haltet Ausschau nach ihnen.
* Zitate aus: http://www.slawenburg-raddusch.de/slawenburg/fundort/ (Stand: 25.5.2015)
Weiterführende Informationen unter: Slawenburg Raddusch (Stand: 25.5.2015)
Liebe Astrid, was mich immer wieder glücklich macht, ist zu sehen, wie liebevoll und kreativ diese Museumsanlagen mittlerweile gestaltet werden. Ging man früher in ein Museum, hatte man langweilige Fotos und Plakate zur Erklärung. Aber heute findet man diese Phantasie- und Verständnis anregenden Projekte allerorten und das finde ich toll. Wir haben nie Probleme unsere Kindern ein Museum oder ein Schloss schmackhaft zu machen. So etwas sie diese Slawenburg ist ein toller Tipp. Man wünscht sich, man könnte eine kleine Zeitreise antreten und nur mal gucken… so ein bißchen. … LG Tanja
Liebe Tanja,
du hast Recht, heutzutage sind Museen nicht mehr langweilig und für Kinder ist eigentlich immer etwas dabei. Man bereitet vieles mehr pädagogisch auf, beachtet, dass Auge, Ohr, aber auch der Tastsinn einbezogen werden, denn vieles versteht man besser, wenn man es im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann. Auch der spielerische Aspekt wird gerne einbezogen, so auch in der Slawenburg von Raddusch. Dort gibt es z.B. ein Suchspiel für Kinder.
Apropo Zeitreise, wir haben 12 Jahre gebraucht, um die wenigen Kilometer zwischen unserem Zuhause und diesem Museum zu überbrücken, denn bereits 2003 wurde diese Dauerausstellung eröffnet.
LG
Astrid
Ich bekam schon beim Lesen eine Gänsehaut – derartige ‚Zeitreisen‘ finde ich hoch interessant. Sich vorzustellen, wie die Menschen damals lebten und mit uns heute zu vergleichen, ist so unglaublich faszinierend. 12.000 Jahre – eine gewaltige Zahl – irgendwie unwirklich! Vielen Dank für deinen interessanten Post! LG Martina
Liebe Martina,
12000 Jahre ist einfach nur unvorstellbar. Toll finde ich dass die Archäologen so viele Dinge ausgraben, rekonstruieren und uns damit helfen vergangene Zeiten zu verstehen. In der 10. Klasse hatte ich eine Phase, in der ich mich total für Archäologie begeisterte und dies sogar studieren wollte. Meine damalige Geschichtslehrerin hatte mich mit ihren Berichten derartig fasziniert. Allerdings habe ich mich dann doch wieder meinem ursprünglichen und letzendlichen Berufsziel zugewandt und bin ins Lehramt abgewandert.
LG
Astrid
Liebe Astrid,
da ich wieder nicht kommentieren kann, wieder auf diesem Weg eine Nachricht.
Danke für diesen wundervollen Spaziergang in die Vergangenheit. Leider gab es
diese Burg noch nicht, als ich 2000 in der Lausitz war.
Ich habe mir die übrigen Bilder übrigens auch angeschaut und bin begeistert.
Ich bin echt froh, dass ich dich hier getroffen habe. Wenn ich auch nicht kommentieren
kann, werden wir eben über Mails Kontakt halten, wenn es dir recht ist.
Einen angenehmen Tag wünscht Dir
Irmi
Liebe Irmi,
Du hast mir mit Deinem Kommentar eine so große Freude bereitet. Danke!!! Ich bin gleich ein paar Zentimeter gewachsen 🙂
Ich bin froh, dass Dir meine Geschichten und Artikel gefallen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Bloggerei so großen Spaß macht. Allerdings reicht meine Zeit nicht aus, um täglich zu bloggen.
Natürlich ist es mir recht, über Mails Kontakt zu halten. Manchmal hat die Technik ein Eigenleben und man kommt nicht dahinter, was der Grund hierfür ist. Björn hat das gleiche Problem und bestimmt gibt es auch noch einige mir Unbekannte. Andere jedoch haben kein Kommentierungsproblem.
Ich wünsche Dir eine gute Nacht und freue mich sehr über unseren Kontakt
LG
Astrid
Hallo Irmi,
ich habe gerade nachgesehen und es hat anscheinend doch geklappt mit Deinem Kommentar. Jedenfalls habe ich ihn gerade eben ganz normal bei meinen Kommentaren gefunden.
LG
Astrid
Ach ja, falls Du mal Bilder von mir gucken möchtest:
http://www.wurkseln.blogspot.de/search/label/Spreewald
🙂
Hallo Eva,
das war aber wirklich Zufall!!! Na, da sind meine Erklärungen ja eine tolle Ergänzung. Wir waren auch schon an allen diesen Orten. Ist er nicht schön, der Spreewald?
LG
Astrid
Da waren wir auch schon einmal im Urlaub und ich fand diese Burg wirklich interessant und sehenswert.
Danke fürs erinnern 🙂
LG Eva
Hallo Eva,
da kannst Du mal sehen: Du warst im Urlaub schon mal dort und wir wohnen in Cottbus und brauchen fast 20 Jahre um die Burg einmal zu besuchen 🙂
LG
Astrid
Sehr interessant, das scheint wirklich einen Besuch wert. Du wohnst in Cottbus? Da habe ich heute Nachmittag einen Termin bei der Zahnärztekammer gegen meinen alten Zahnarzt. Drück mir bitte um 15 Uhr die Daumen, ja?
Das ist mein erster Besuch in Cottbus. Aber vorher muss ich noch ein bisschen arbeiten gehen…
LG Anna-Lena
Hallo Anna-Lena,
ja wir leben seit fast 20 Jahren in Cottbus, kommen aber ursprünglich aus Hessen. (Du kannst ja mal unter „Jetzt fängt mein neues Leben an“ oder „Chaotischer Umzug“ nachlesen.
Schade,da hätten wir uns auf ein kleines Schwätzchen verabreden können, aber leider bin ich heute in Dresden. Aber die Daumen drücken, das klappt auch von Dresden aus.
LG
Astrid