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Dumme Socke

 

Heute geht es hier wieder einmal rund,- es ist ganz schön was los. Alles ist durcheinander. Keiner weiß, was eigentlich passiert ist. Ihr glaubt das nicht? Na, dann hört doch einfach mal hin. Bestimmt könnt ihr das Gemeckere und die Streitereien laut und deutlich vernehmen. Ich vermute sogar, dass es auch bei Euch gelegentlich so zugeht. Das bezweifelt Ihr? Ach, was soll ich lange um den heißen Brei herum reden, lest doch einfach weiter und Ihr werdet verstehen, was hier los ist:

„Was machst du eigentlich hier?“, fragt die Eine.
„Du gehörst hier nicht hin!“, erklärt die Andere.
„Mach, dass du wegkommst!“, ruft die Nächste.
„Verschwinde endlich!“, befiehlt die Vierte.
„Du dumme Socke, hau endlich ab!“, schimpfen sie im Chor.
Alle schreien wild durcheinander und schauen die Fremde an. Diese hat sich schon ganz ängstlich verkrochen und versucht sich ganz klein zu machen. Kurzzeitig gelingt es ihr sich zu verstecken, aber die anderen haben die Fremde sofort wieder entdeckt.
„Wie soll ich denn verschwinden? Ich kann doch hier nicht weg! Man hat mich doch eingesperrt!“, ruft sie voller Furcht den anderen zu.
„Hört mal her!“, sagt die Anführerin der anderen. „Wir sind alle hier eingesperrt und keiner von uns kann hier heraus, bevor nicht jemand von außen die Luke aufmacht. Wir müssen also irgendwie miteinander auskommen. Also streitet euch nicht!“
„Sie hat recht!“, erkennen nun auch die anderen.
„Wieso mögt ihr mich eigentlich nicht?“, will nun die Fremde wissen. „Nur weil ich anders aussehe als ihr?“
„Du gehörst einfach nicht zu uns! Siehst du das denn nicht?“, erhält sie zur Antwort.
„Nur weil ich weiß bin und ihr alle dunkel oder sogar ganz schwarz?“
„Ja genau!“, stimmt ein schwarzes Pärchen zu. „Du bist eine weiße Socke und außerdem bist du allein. Wir sind immer zu zweit.“
„Da habt ihr aber Glück gehabt, dass ihr immer noch als Paar zusammen seid“, erklärt die weiße Socke. „Eigentlich gehört zu mir auch noch eine zweite Socke. Wir sind nämlich auch ein Paar, aber man hat mich von meiner Partnersocke getrennt. Plötzlich hat man mich von ihr weg gerissen und nun bin ich hier.“
Die anderen hören ganz gespannt zu, während sie sich alle zusammen in der mit Waschlauge gefüllten Trommel drehen.
„Ich kann nichts dafür. Tut mir bitte nichts!“, fleht die weiße Socke die anderen viel dunkleren Socken an. „Ich weiß ja, dass es dumm ist, sich bei euch einzuschmuggeln.“
„Du hast Glück im Unglück!“, beruhigt eine dunkelblaue Socke die weiße Fremde. „Wir sind alle schon ein bisschen älter und auch schon mit allen Wassern gewaschen. In jungen Jahren hätte dies anders ausgesehen, aber jetzt tun wir dir nichts mehr. Du bleibst so weiß, wie du bist, wir werden dich nicht umfärben.“
Die weiße Socke ist froh und erleichtert. Hatte sie schon befürchtet, dass sie als graue Socke die Waschtrommel verlassen und nicht mehr zu ihrer Partnersocke passen würde. Dann wäre sie sicherlich im Müll gelandet oder hätte als Schuhputzsocke ihr restliches Leben fristen müssen.
„Hoffentlich finde ich meine Partnerin wieder und wir sind weiterhin ein Paar!“, sagt sie leise und fast schon ein bisschen kläglich.
„Ach ja, das wird schon klappen!“, tröstet ein braunes Sockenpärchen die weiße Socke.
„Das kann aber ein Weilchen dauern“, meint die Anführerin der dunklen Socken.
„Wieso das denn?“
„Mir ist das auch schon passiert. Ich bin eine schwarze Socke und von meiner Art gibt es viele. Wir sehen uns alle ähnlich und unterscheiden uns nur in Kleinigkeiten. Mal ist der Bund ein bisschen breiter, mal ist irgendwo ein kleines Dreieck oder ein Punkt oder irgendein anderes klitzekleines Merkmal. Neulich hatte die Oma keine Brille auf und da konnte sie uns nicht unterscheiden und so bin ich mit meinem Dreieck zu einer schwarzen Socke mit einem Punkt gesteckt worden. Erst als wir wieder mit der Schmutzwäsche in die Waschmaschine kamen, haben wir uns wieder gefunden.“
„Ohje!“, seufzt die weiße Socke und wischt sich eine Träne weg.
„Bestimmt passiert dir das nicht“, erklärt die dunkelblaue Socke. „Du bist die einzige weiße Socke unter uns dunklen Socken und wirst gleich zur Seite gelegt.“
„Aber wenn niemand meine Partnerin findet, dann werde ich bestimmt weggeworfen!“, weint die weiße Socke verzweifelt.
Genau in diesem Moment beginnt sich die Trommel immer schneller und heftiger zu drehen. Den Socken wird es total schlecht und obendrein auch noch schwindelig. Alle beginnen zu schreien und zu jammern. Es ist ein Höllenlärm in der Waschmaschine. Jede einzelne Socke wird an die Trommelwand gedrückt. Doch plötzlich verringert sich die Umdrehungsgeschwindigkeit und alle purzeln wieder in die Mitte der Trommel. Nun ist es ganz ruhig und auf einmal öffnet sich die Luke. Eine Hand greift in die Trommel, packt einige nasse Socken und wirft sie in den Wäschekorb.
„Ach schau mal an!“, sagt eine Frauenstimme. „Was machst du denn hier? Du gehörst hier doch gar nicht hin!“
„Ich weiß, ich weiß!“, ruft die helle Socke. „Hilf mir! Ich will wieder zu meiner Partnersocke!“
„Ach“, sagt die Frau, „jetzt kommt sowieso die weiße Wäsche dran. Da wasche ich dich einfach noch einmal mit und bestimmt findet sich dann auch die zweite weiße Socke wieder. Dann seid ihr wieder ein Paar.“
In hohem Bogen fliegt die weiße Socke auf einen Haufen mit weißer Wäsche und landet ein paar Minuten später erneut in der Waschmaschine.
„Hallo, hallo!“, ruft sie laut aus. „Ich bin so allein, denn ich habe meine Partnerin verloren. Weiß jemand, wo sie ist?“
„Hallo“, ruft es zurück. „Ich bin hier! Ich habe dich schon so vermisst.“
„Ich komme!“, ruft die einsame weiße Socke. „Bei der nächsten Trommelumdrehung schwimme ich zu dir hinüber.“
Schon dreht sich die Trommel und die beiden weißen Socken sind wieder vereint. Sie halten sich glücklich umschlungen und verlassen bald darauf die Waschmaschine wieder als Paar, – strahlend und weiß. Und wenn sie niemand mehr trennt, erfreuen sie sich auch weiterhin ihrer Zweisamkeit.

 

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13 Kommentare

  1. lacht laut!
    Welch eine entzückend erzählte Geschichte, auf dieee Idee kommt nicht jeder! :)) ich find sie köstlich erzählt und musste einige male laut auflachen…
    ja ja diese Sockenmonster,…sie tun was sie tun müssen oder wollen, sich trennen oder einig werden, letztendlich flüchten…
    zauberhaft erfunden, erlebt und/erzählt.
    Übrigens die Idee mit der Wäschesackvereinigkeit“ (von mir erfunden:)) ist tatsächlich gut und seitdem ich sie in unterschiedlichen“Verpackungsgrößen“ habe, benutze ich sie gerne für meine Sockenmonster, so kommt mir keines mehr abhanden und wenn sie dann gemeinsam vereint auf der Wäschespinne im Garten hängen dann lachen sie mich dankbar an, nicht getrennt worden zu sein..
    herzlichst Angel…

  2. Das ist ja eine lustige Geschichte …
    die kann bei mir nicht mehr passieren ,ich kaufe
    für meinen Mann und mich nur noch schwarze
    Socken ,immer 10-20 Paar von den gleichen und das seit Jahren lach….:-))
    Schwarz passt zu allem und man sieht den Schmutz
    nicht so gut grins :-))

    Unsere Socken verstehen sich also super !!!

    Ein tolles Wochenende
    wünscht dir
    Margrit

    • Astrid Berg sagt

      Da hast Du recht, allerdings nur solange man nicht einen der Socken zufälligerweise mal zu warm wäscht. Dann ist er nämlich etwas heller als die Partnersocke. Socken haben es einfach in sich, da kann man nicht viel dagegen tun 🙂
      LG
      Astrid

  3. Christine R. sagt

    Liebe Astrid,
    was für eine zauberhafte Geschichte! Und wie mir die bekannt vorkommt… 🙂 Wie oft hat sich schon einer von den Socken in der Waschmaschine versteckt und ist erst nach Wochen wieder aufgetaucht … oder gar nicht mehr.
    Dem sockenfressenden Monster habe ich aber den Appetit verdorben – ich stecke die Strümpfe alle in einen Waschbeutel Seitdem sind mir keine mehr verloren gegangen.
    Das Problem mit den schwarzen Strümpfen, bei denen die Paare nach der Wäsche oft so schwer wieder zusammenzubringen sind, kenne ich aber auch zur Genüge.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Christine,
      leider kann ich Dir erst heute antworten, denn irgendwie war ständig etwas los und die Zeit für meinen Blog ziemlich knapp.
      Das mit dem Waschbeutel ist tatsächlich eine gute Idee. Allerdings haben wir zwei sockenfressende Monster im Haus. Außer der Waschmaschine ist dies noch unser Sockenschacht. Er geht vom Badezimmer bis nach unten in den Hauswirtschaftsraum und endet genau über meiner Waschmaschine. Wenn ich die Klappe oben im Bad öffne, kann ich die Schmutzwäsche hineinwerfen und durch die untere Klappe im Hauswirtschaftsraum wieder herausholen. Tolle Sache, kann ich Dir sagen, allerdings verschluckt er auch manchmal den einen oder anderen Socken.
      Sei herzlich gegrüßt und komm gut durch die heißen Tage
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      In 99% aller Fälle findet sich die zweite Socke wieder. Hat jedoch das Socken fressende Monster einmal eine Socke erwischt, kann man nichts mehr machen. Weg ist weg! 😉
      LG
      Astrid

  4. Ach ja, wer kennt das Drama nicht mit den Socken? Ich zähle schon beim Aufhängen auf der Leine, ob es eine gerade Zahl Socken gibt. Irgendwo verirrt sich manchmal eine oder wurde vergessen zu waschen. Ich sammle dann und irgendwann taucht auch die zweite Socke auf 🙂
    Viele Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Genauso geht es mir, liebe Kerstin.
      Ich ordne schon beim Aufhängen. Die zueinander passenden Socken werden nebeneinander aufgehängt und zwar mit gleichfarbigen Klammern. So kann nichts mehr schiefgehen 😉
      Viele liebe Grüße
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Auf diese Art hat sie ja auch schnell wieder ihre Partnersocke gefunden. Happyend!!!
      LG
      Astrid

  5. Schön das ihr wieder vereint seid.
    Da hast du aber Glück gehabt, weisse Socke,
    denn es gibt ein Monster das ganz gerne Socken frisst 🙁
    Ich wünsche euch noch ein schönes gemeinsames Leben.

    Liebe Grüsse auch an eure Waschfee, eure kkk

    • Astrid Berg sagt

      Von diesem Monster habe ich auch schon gehört und fürchte mich schrecklich vor ihm!!!
      LG
      Die weiße Socke und auch Astrid lässt ganz herzlich grüßen.

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