Alle Artikel mit dem Schlagwort: Mitleid

So eine Aufregung! (2)

Ich liege also hier in meinem Gefängniskorb und schiele durch die Gitter. Mein Frauchen rennt kreuz und quer durch das Haus. Jetzt steht sie vor mir und zieht ihre Jacke und ihre Schuhe an und ich stelle so meine Überlegungen an. „Wenn sie ihre Jacke und ihre Schuhe anzieht, dann geht es jetzt nach draußen“, überlege ich mir so. „Spazierengehen scheint allerdings nicht angesagt zu sein, denn sonst würde ich nicht in diesem dummen Korb sitzen.“ Wenn Frauchen einen Spaziergang unternimmt, dann gehe ich auch immer mit. Ich laufe dann ganz einfach hinterher, nur wenn sie die Grenzen meines Reviers überschreitet, dann bleibe ich sitzen und rufe sie. Meistens dreht sie sich dann wieder um und bringt mich nach Hause. Heute allerdings geht sie mit dem Körbchen und seinem wertvollen Inhalt, damit meine ich meine Wenigkeit, direkt zum Auto. „Oh nein!“, schießt es mir durch den Kopf. „Jetzt ist auch noch Autofahren angesagt. Aber vielleicht überlegt sie es sich ja noch.“ Tut sie nicht. Sie stellt mich auf den Beifahrersitz und schnallt meinen Korb an. …

Der Einzelgänger (3)

Hannes Findel hatte sich also mit 19 Jahren, – gerade das Abitur in der Tasche, aber noch keine Idee, wie es beruflich weitergehen sollte, – auf die Suche nach einer geeigneten Familie zwecks Adoption gemacht. Das hatte sich als gar nicht so einfach entpuppt. In seiner Vorstellung sollte es am besten ein Ehepaar sein, das so in die Fünfzig, besser vielleicht sogar schon Mitte Sechzig war, denn er wollte sie als Adoptivsohn auch in nicht allzu ferner Zukunft beerben. Kinderlos sollte das Ehepaar auf jeden Fall sein und möglichst keine Verwandtschaft mehr besitzen. „Ich muss mir eine Strategie überlegen, wie ich an ein geeignetes Ehepaar herankomme. Ich kann ja schlecht eine Anzeige aufgeben: ‚Suche kinderloses Ehepaar zwecks Adoption‘.“ Das mit der Anzeige war vielleicht gar nicht so schlecht, nur nicht in dieser Art und Weise. “Vielleicht sollte ich meine Dienste als Gärtner oder so anbieten. Da ein bisschen schnippeln, dort ein bisschen hacken und die Blumen gießen. Nur in Arbeit sollte es nicht ausarten, außerdem sind meine gärtnerischen Fähigkeiten etwas begrenzt“, dachte er. Gärtner, so …