Für Kinder, Kurzgeschichten, Weihnachten & Ostern
Kommentare 8

Warten auf den Nikolaus

In Kathrins Kinderzimmer gibt es viele Stofftiere, die sie alle sehr liebt. Am meisten jedoch den Krokodilshund Paul und den Teddy Ben. Diese beiden hat ihr Oma Marie geschenkt. 

Heute geht Kathrin aufgeregt ins Bett, denn es ist Nikolausabend. Zuvor hat sie noch ihre Stiefel vor die  Kinderzimmertür gestellt. Sie hofft, dass der Nikolaus vorbeikommt und ihr die Stiefel mit Geschenken und Süßigkeiten füllt. Bestimmt kann sie die ganze Nacht nicht schlafen. Eigentlich will sie das auch gar nicht.
Gerne würde sie nämlich den alten Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel beobachten, wenn er kommt. Aber nur heimlich, denn ein bisschen fürchtet sie sich auch. Aber alle haben ihr erzählt, dass er ein ganz lieber Mann ist.
„Ich muss einfach wach bleiben und wenn ich seine stampfenden Schritte höre, schleiche ich mich zur Tür und schaue durch das Schlüsselloch.“
Ganz so einfach ist das mit dem Wachbleiben allerdings nicht. Erstens ist die Nacht ziemlich lang und Kathrin weiß nicht, wann er bei ihr vorbeischaut. Immerhin gibt es noch viele andere Kinder, die der gute Mann beschenken will.
Mutti hat schon das Licht im Kinderzimmer ausgemacht, aber neben dem Bett steckt ein kleines Nachtlicht in der Steckdose. So kann Kathrin ihre Kuscheltiere sehen und fühlt sich nicht allein. Leise zieht sie Paul und den kleinen Teddy Ben zu sich heran. 
„So“, flüstert sie den beiden leise zu, „jetzt warten wir bis der Nikolaus kommt.“
Das ist nicht leicht, denn einerseits darf die Mutter nicht merken, dass Kathrin nicht schläft und andererseits könnte sie ja auch müde werden. Im Moment hat sie allerdings das Gefühl, dass sie noch hellwach ist. Sie hat die Augen weit geöffnet. Aber ein bisschen langweilig ist das schon, wenn man still sein muss und sich auch sonst nichts regt.
„Vielleicht singe ich ein Lied. Ganz, ganz leise natürlich. Nein, das hört Mutti bestimmt trotzdem.“
Kathrins Blick wandert zum Fenster. Durch die Schlitze des Rollladens dringt ein wenig Licht herein. Aber das ist auch unheimlich, denn dadurch entstehen Schatten an der Wand. Manchmal bewegen sich diese Schatten sogar. 
„Denk daran, was Mutti erklärt hat“, spricht sich das Mädchen selbst Mut zu. „Das kommt durch den Wind, der die beiden Tannenbäume vor dem Fenster tüchtig schüttelt und dadurch verdecken sie manchmal das Licht der Straßenlaterne und manchmal eben nicht. Und weil das ganz schnell geht, sieht es aus, als würden sich die Schatten an der Wand bewegen.“
Kathrin zieht ihre beiden Stofftiere fester an sich und schließt für einen Moment die Augen. 
„Augen auf!“, ermahnt sie sich selbst. „Sonst schläfst du am Ende noch ein!“
Dann fällt ihr etwas Wichtiges ein:
Jeden Abend schließt Mutti die Haustür zu. Das hat sie doch bestimmt heute auch gemacht.
„Aber dann kann doch der Nikolaus nichts in meine Stiefel legen. Ob sie schnell noch mal nach Mutti ruft?“
Das wagt das Mädchen aber nicht. Sie kriecht ein Stückchen tiefer unter die Bettdecke. Inzwischen ist es wieder so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte, wie Oma immer sagt. 
Kathrin muss gähnen und auch ihre Augen wollen einfach nicht aufbleiben. Immer wieder fallen sie zu und das Mädchen muss sie schnell öffnen. 
„Ach, denkt sie, „einen kleinen Moment kann ich sie geschlossen halten. Ich denke einfach fest an den Nikolaus und stelle mir vor, wie er mit einem Schlitten durch den Winterwald stapft. Dann schlafe ich ganz sicher nicht ein.“
Fast im selben Moment als Kathrin den Nikolaus in seinem roten Mantel sieht, vernimmt sie ein Kratzen an der Zimmertür, die sich ein wenig öffnet und danach ist ein Trippeln zu hören.
Vorsichtig blinzelt sie mit einem Auge in die Dunkelheit ihres Zimmers hinein und sieht zwei leuchtende Punkte direkt vor ihrem Bett.
Gerade als sie nach ihrer Mutter rufen will, kann sie deren leise Stimme vernehmen:
„Mauz, komm raus und lass Kathrin noch ein wenig schlafen. Sie träumt bestimmt vom Nikolaus!“
„Nein, Mama ich bin wach!“
„Guten Morgen, mein Schatz, willst du nachsehen, ob der Nikolaus deine Stiefel gefüllt hat?“
Jetzt erst merkt Kathrin, dass sie geträumt hat und beim Warten auf den Nikolaus tief und fest eingeschlafen ist.
Und er hat es wieder einmal geschafft von ihr unbemerkt heimlich die Stiefel mit Geschenken und Süßigkeiten zu füllen. Außerdem sitzen ihre Stofftiere auf dem Sessel in ihrem Zimmer. Der Krokodilshund Paul und der Teddy Ben sind als Nikolaus verkleidet. Die Katze Mauz liegt mit einer Nikolausmütze zwischen den beiden Kuscheltieren. Auch ihr hat der Nikolaus etwas gebracht, nämlich eine kleine Stoffmaus.
„Aber nächstes Jahr schlafe ich nicht ein und beobachte den Nikolaus, wenn er heimlich zu mir kommt. Ganz bestimmt!“, nimmt sich das Mädchen vor. Ob das wohl klappt?

8 Kommentare

  1. Ach wie süß, mein Mauz spielt eine Rolle 🙂 Ich bin nachts hellwach, wenn ich die kleinen Tapsgeräusche höre und Mauz hinaus will.
    Ich habe es leider nie geschafft, den Nikolaus zu erwischen 🙂
    Wir haben uns noch über Pfefferkuchen, Mandarinen und kleine Süßigkeiten gefreut. Heut sind die Stiefel der Kinder sicher rappelvoll mit Leckereien und anderen brauchbaren Dingen. Und man sagt sich, dass es doch „nur“ Nikolaus ist und noch kein Weihnachten.
    Liebe Grüße in die neue Woche von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Ich habe leider weder den Nikolaus noch das Christkind je erwischt. Mein Mann behauptet jedes Jahr kurz vor der Bescherung, wenn alle gerade mal schnell noch in der Küche zu tun haben, dass er gerade das Christkind entschwinden gesehen hat. Er reißt dann das Fenster und die Terrassentür ganz weit auf und zeigt mit staunenden Augen in den Himmel. Natürlich sind dann alle schon angerannt und sehen leider nichts. Dieses kleine Ritual hat er von seinem Großvater übernommen und es darf an keinem Hl. Abend fehlen 🙂 .
      LG
      Astrid

  2. Eine süße Geschichte ist das, liebe Astrid! 🎅🏻
    Ich selber hatte nie Angst vor dem Nikolaus, ich wußte ja, dass ich brav gewesen war 😇 Bei uns kam der Nikolaus aber nicht ins Haus, sondern wir waren immer bei einem Nikolauskränzchen, das von der Arbeitsstelle meines Vaters organisiert wurde. Da waren natürlich meine Eltern mit dabei, und ich wusste, dass mir nichts Unangenehmes passieren kann… Ich musste dem Nikolaus nur immer ein Gedicht aufsagen, um mein Geschenk zu erhalten – kann mich allerdings bloß noch an eines erinnern, das mit mein Vater eingeflüstert hat und für das ich viele Lacher bekam:
    „Ich bin klein, mein Herz ist rein, mein Höschen ist schmutzig, ist das nicht putzig?“ 😂
    Hab noch einen angenehmen 2. Advent und einen schönen Nikolausabend!
    🕯️🌟☃️🌟🕯️
    Herzlichst, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2020/12/unser-november-von-himmelblau-bis.html
    🎅🏻🌟😘❄️

    • Astrid Berg sagt

      Jetzt musste ich aber tüchtig über dein kleines Gedicht lachen . So ging es dem Nikolaus damals bestimmt auch😀. Über solche Begebenheiten kann man sich auch nach so vielen Jahren noch freuen.
      Ich wünsche Dir einen gemütlichen Restsonntagabend.
      Astrid

  3. Platz Lore sagt

    ich hatte auch Angst vor dem Knecht Ruprecht, obwohl ich ja eigentlich ein braves Kind war (zwinkern) Ich wünsche dir einen schönen 2. Advent und einen braven Nikolaus. LGLore

    • Astrid Berg sagt

      Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen 2. Adventssonntag. Bestimmt habt Ihr schon Schnee. Bei meiner Mutter in Hessen liegt er jedenfalls schon. Hier bei uns gab es neulich mal einen kurzen Schneefall, seitdem sind wir aber wieder schneefrei. Aber vielleicht werden es dieses Jahr mal wieder weiße Weihnachten.
      Herzliche Grüße
      Astrid

  4. Eine nette Geschichte, liebe Astrid.
    Ich hatte als Kind Angst vorm Krecht Ruprecht. Die Tage vor dem Nikolaustag war ich das brävste Kind.
    Und als mich der Heilige Nikolaus besuchte – ich war etwa 5 Jahre alt – brachte er mir einen Adventskalender und erklärte mir, ich darf gleich am Anfang 6 Türchen aufmachen. 🙂

    Ich wünsche dir einen schönen 2. Advent. Hast du deine Stiefel schon vor die Tür gestellt?
    Liebe Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Oh, da muss ich schnell noch meine Stiefel putzen, damit sie schön glänzen und der Nikolaus mir etwas hineinlegt😉.
      Das ist eine schöne Kindheitserinnerung, die Du geschildert hast. Ich kann mich an eine mit Süßigkeiten verzierte Rute erinnern. Ich war ein braves Kind , trotzdem war mir auch ein bisschen mulmig.
      Liebe Adventsgrüße
      Astrid

Schreibe einen Kommentar zu Astrid Berg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert