Kurzgeschichten
Kommentare 6

Vorsicht!!!

Wir sind gerade dabei unsere Samstagseinkäufe zu tätigen, da kommt mein Göttergatte auf eine hervorragende Idee.

„Wollen wir uns nicht hier beim Bäcker einen Kaffee gönnen? Dort drüben ist gerade ein Tisch frei geworden.“

„Ja, auf einen Latte Macchiatto hätte ich auch Lust“, antworte ich und marschiere schon auf den Tisch zu, um dort meine Jacke hinzulegen und damit gleichzeitig den Platz zu reservieren. Peter stellt sich unterdessen an der Theke an, um zu bestellen. Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass sich zu den Kaffeespezialitäten auch noch jeweils ein Stück Kuchen gesellt. Die mahnende innere Stimme, die uns „Vorsicht Kalorien!“ entgegenruft, weisen wir mit dem Gedanken „Das Abendbrot fällt dann halt kleiner aus!“ erfolgreich zurück.

Als die Teller leer, aber die Trinkgefäße noch zur Hälfte gefüllt sind, genießen wir den Kaffee jeder auf seine eigene Art. Während Peter in einer Zeitung liest, lehne ich mich entspannt zurück und betrachte das Geschehen um mich herum. Dabei fallen mir zwei Frauen auf, die auf die gleiche Idee gekommen sind wie wir und sich an diesem Nachmittag etwas Leckeres gönnen. 

Die Erste nimmt bereits am Nachbartisch Platz während die andere gerade versucht ihr vollgeladenes Tablett von der hohen Bäckertheke zu ziehen, das allerdings irgendwo festhängt. Mein Blick beißt sich an einer Plastikflasche fest, in der sich ein halber Liter gelber Limonade befindet. Diese steht auf dem Tablett gleich neben der randvoll gefüllten Kaffeetasse.

„Vorsicht! – Oh, oh!“ entfährt es mir, doch die Frau schafft es das Tablett nebst Beladung sicher an sich zu nehmen. Jetzt tritt sie ebenfalls ihren Weg zu unserem Nachbartisch an.

„Gleich passiert es!“, flüstere ich meinem Mann zu, der verwirrt aufblickt und sich interessiert erkundigt: „Was denn?“

„Na, die Flasche… hundertprozentig kippt sie gleich um und fällt gegen die Kaffeetasse!“

„Oh, oh! Vorsicht!“, meint nun auch Peter als er den Balanceakt sieht, den die besagte Frau mit dem Tablett vollführt. „Ich kann gar nicht hinschauen“, fügt er noch hinzu bevor er den Blick abwendet.

Ich für meinen Teil erwarte jedoch das Unheil in Sekundenschnelle und betrachte gebannt das Wanken und Schwanken von Frau und Flasche.

„Wusste ich es doch!“, rufe ich im nahezu selben Moment aus, als die Flasche ihre Standhaftigkeit verliert, mit einem Schlag auf dem Tablett umkippt, die Tasse haarscharf verfehlt, aber genügend Wucht hat, um die das Tablett tragende Frau zu erschrecken. Gleichzeitig durchzieht diese ein schreckhaftes Zucken, was zum erneuten ruckartigen Ausbalancieren des Tabletts und zum Überschwappen des Kaffees führt. 

„Das war ja zu erwarten“, bestätigt mir nun auch Peter, der neugierig aufblickt.

Ehrlich gesagt, kann ich mir ein Grinsen kaum verkneifen. Es ist allerdings nicht die Schadenfreude, die meine Mundwinkel in die Höhe zieht, sondern meine Erinnerung an ein ähnliches Ereignis, bei welchem ich die Protagonistin war.

„Weißt du noch, als es mir beinahe ebenso erging?“, frage ich Peter, erzähle aber gleich weiter: „Damals stellte mir die Verkäuferin mein hochstieliges gefülltes Teeglas auf eine  auf dem Tablett befindliche unpassende Untertasse. Ich balancierte ebenso wie die besagte Dame. Doch als das Teeglas verdächtig zu Schwanken begann, marschierte ich einfach auf einen mir unbekannten Mann zu. Dieser sprang auf, ergriff geistesgegenwärtig das schwankende Glas und errettete mich sozusagen.“

„Scheint doch was dran zu sein an dem Spruch: ‚Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste‘ “, meint Peter.
Es ist echt peinlich, aber nun müssen wir beide lachen.

 

Vielleicht möchtet Ihr auch das noch lesen:

Filmreif

Peinlich, peinlich…

Im Eifer des Gefechts

 

6 Kommentare

  1. Liebe Astrid, sei herzlich gegrüßt.
    Von der langen Pause zurück.
    So ein Malheur anzusehen ist unschön, aber es zu verhindern unmöglich.
    Das langanhaltende Beobachten von Leuten ist nicht mein Ding, so daß ich eine vorhergesehene Situationen gar nicht mitbekomme.
    Hab eine gute Woche und tschüssi sagt Brigitte.

    • Astrid Berg sagt

      Ich war total gebannt und musste das Geschehen verfolgen, wahrscheinlich weil mir schon Ähnliches passiert ist 😉.
      Ich habe dich schon vermisst und hoffe, deine Pause hatte einen angenehmen Grund.
      Liebe Abendgrüße von mir zu Dir.
      Astrid

  2. Solche Situationen kennt wohl auch jeder. Immer diese Angst, dass man stolpert, dass man anrennt, dann man verschüttet. Und das vor den Augen aller Leute ringsrum.
    Und Leute beobachten macht Spaß 🙂 Machen wir so gern, meist klappt das nur im Urlaub. Ich schaue immer, was die Leute so für Sachen anhaben, was für Schuhe, schaue auf die Taschen. Lustiges kann man da sehen und manchmal nur den Kopf schütteln.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Auf die Schuhe sehe ich eigentlich seltener, wenn dann im Grunde genommen nur bei Frauen. Ich finde Gesichter sehr interessant und das gesamte Outfit. Oftmals betrachte ich auch Hund und Frauchen, bzw. Herrchen 😀.
      LG
      Astrid

  3. Liebe Astrid,
    eine volle Tasse und eine Flasche auf dem Tablett zu transportieren, ist schon eine wackelige Sache. Man ist schon froh, wenn der Kaffee nicht überschwappt.

    Auch ich lasse mir gerne während des Einkaufens in einer Bäckerei oder einem Café einen Cappuccino schmecken. Die Leute beobachten gehört natürlich dazu.

    Viele Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Oh ja, ich beobachte ebenfalls gerne die Leute und lasse normalerweise meine Gedanken still und leise schweifen. Dieses Mal konnte ich mir aber ein „Oh, oh …“ nicht verkneifen.
      Ich lege die Flasche auf das Tablett, allerdings kann sie so auch rollen, aber jedenfalls nicht umkippen. 😉
      LG und lass dir den Cappuccino schmecken.
      Astrid

Schreibe einen Kommentar zu Träumerle Kerstin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert