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Mit Volldampf über die Elbe

Dresden ist immer einen Ausflug wert. Ich liebe diese Stadt, denn sie hat Atmosphäre. Deshalb sind wir auch mindestens einmal im Monat dort. Einfach nur mal so, zum Shoppen oder um ein wenig Entspannung vom Alltag zu finden. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, sei es in der Stadt oder in der näheren oder weiteren Umgebung. Dieses Mal haben wir ein verlängertes Wochenende dort verbracht und viel Schönes erlebt.

Dazu gehörte auch die obligatorische Fahrt mit einem Raddampfer.

„Mit ihren Dampfmaschinen und ihren Schaufelrädern sind die Schiffe der Dresdener Raddampferflotte Zeitzeugen einer längst vergangenen Epoche der Technikgeschichte. Seit 2004, als das Dresdener Elbtal in das UNESCO- Weltkulturerbeprogramm aufgenommen wurde, zählen die Raddampfer zu den besonderen technischen Denkmälern.

Die Sächsische Dampfschifffahrts-Gesellschaft verfügt derzeit über die größte und älteste Seitenraddampferflotte der Welt…“*

Diese Dampfer fahren nicht nur hin und wieder oder zu besonderen Anlässen, sondern es besteht ein regelrechter und täglicher Linienverkehr. Sie gehören inzwischen zu Dresdens Bild genauso wie die Semperoper, der Zwinger und die Frauenkirche.

1200px Flotte

Der Heimathafen dieser Dampfschiffflotte ist  Dresden und ihre Anlegestelle das Terrassenufer.

Wir fuhren mit der „Leipzig“ (Bj 1929) zum Schloss Pillnitz. Hiervon will ich Euch in einem anderen Blogbeitrag noch berichten, aber heute geht es nur um die Dampfmaschine, die zu so einer Raddampferflotte gehört.

1200px-Leipzig 1

Jedes Schiff hat in dieser Flotte seinen Namen und auch seine eigene Geschichte. So gehören folgende Schiffe zur Flotte: „Stadt Wehlen“ (Bj 1879), „Diesbar“ (Bj 1884), „Meissen“ (Bj 1885), „Pillnitz“ (Bj 1886), „Krippen“ (Bj 1892), „Kurort Rathen“ (Bj 1896), „Pirna“ (Bj 1898), „Dresden“ (Bj 1926), „Leipzig“ (Bj 1929).

 

1200px-Leipzig 2JPG

Hinter der Aufschrift „Leipzig“ verbirgt sich das Schaufelrad. Auf allen Dampfern kann der Fahrgast das Schaufelrad innen durch ein Fenster sehen.

1200px-Leipzig2

Der Schornstein, aus dem dann das Rauchgas aus der Verbrennung in den Himmel emporsteigt, wirkt mächtig.

1200px-SchornsteinJPG

Dieser Schornstein muss bei der Durchfahrt unter einer niedrigen Brücke umgekippt werden. Auf dem unteren Bild kann man erkennen, wie der Schornstein nach der Durchfahrt unter dem „Blauen Wunder“ mithilfe eines Drahtseils wieder hochgezogen wird. Noch ist er leicht abgekippt, aber gleich ragt er wieder senkrecht in den Himmel.

1200px-eingekl. Schornstein

Hier sieht man die Pfeife aus der die Signaltöne erklingen …

1200px-Pfeife

und Wasserdampf austritt, ähnlich wie bei einem Wasserkessel. Der Signalton entsteht dadurch, dass der Wasserdampf durch einen schmalen Spalt gegen den Rand einer Pfeifenglocke entweicht.

1200px-Dampf

Der Kapitän gab mir die Erlaubnis ihn auf seiner Brücke zu fotografieren.

i1200px-Kapitaen

Im unteren Bild erkennt man das Sprachrohr, mit dem sich der Maschinist aus dem Maschinenraum mit dem Kapitän auf der Brücke in Verbindung setzen kann.

1200px-Sprachrohr

Jetzt zeige ich Euch noch die Meßinstrumente, welche die verschiedenen Drücke im Dampfkreislauf und die Temperatur anzeigen.

1200px-Instrumente

Und nun möchte ich noch ein paar Worte zur Dampfmaschine selbst schreiben. Ich habe es mir von meinem Mann erklären lassen und versuche es jetzt mit meinen Worten und möglichst wenigen Fachbegriffen wiederzugeben.

1200px-Maschinenraum JPG

1200px Kessel JPG

Das Wasser wird auf den Kesseldruck ( ca. 15bar) gebracht. Im Kessel wird das Wasser verdampft. Die erforderliche Wärme zum Verdampfen des Wassers kommt aus einer Verbrennung (heute: Öl/früher: Kohle). Der unter Druck stehende Wasserdampf wird ca. auf 300-350 Grad erhitzt und besitzt eine hohe Energie, weil das Volumen des Dampfes (verdampftes Wasser) sich gegenüber dem (flüssigen) Wasser gewaltig erhöht hat.

Diese Energie drückt in der Dampfmaschine die Kolben nach unten. Damit wird Arbeit erzeugt und die Bewegung über die Kurbelwelle in eine Drehbewegung umgesetzt.

Mit dieser Drehbewegung werden die Schaufelräder angetrieben und somit das Schiff bewegt.

Der aus der Dampfmaschine in den Kondensator austretende Dampf wird bei dieser speziellen Maschinenbauart durch Einspritzen von Elbewasser abgekühlt. Der sich hierbei einstellende Druck liegt unter dem Atmosphärendruck. Das kondensierte Wasser wird über eine Pumpe in die Elbe gepumpt.

Frischwasser wird aus der Elbe entnommen und durch eine Pumpe wird der Druck wieder auf den Kesseldruck erhöht (15 bar). Somit ist der Prozess geschlossen und beginnt wieder von vorne (Kreisprozess).

1200px-Dampfmaschine 1

Der Maschinist im oberen Bild reguliert gerade die Leistung der Dampfmaschine. Aber auch andere Aufgaben hat er zu erfüllen, wie zum Beispiel das Ölen und Schmieren und selbstverständlich auch das Putzen der Maschine.

1200px-Dampfmaschine 2 JPG

 

1200px-Dampfmaschine 3JPG

Hier sieht man die alte Ruderanlage, die nicht mehr in Betrieb ist. Damals hat man sie mit Dampf betrieben, heute wird das Ruder hydraulisch betrieben. Man hat übrigens alle Ruderanlagen (außer bei dem Dampfer „Diesbar“) auf den elektro-hydraulischen Antrieb umgebaut.

1200px-alte rudermaschine

Leider konnte ich das Schaufelrad nur hinter Glas fotografieren, was allerdings zu unschönen Spiegelungen geführt hat. Aber immerhin ist es erkennbar.

Es ist toll, dass der Fahrgast durch diese Fenster die Möglichkeit erhält das Schaufelrad zu sehen. „…denn nirgendwo anders lässt sich die Umsetzung des Weges des Dampfes vom Kessel zur Dampfmaschine, die anschließende Umwandlung in mechanische Leistung und Verwandlung in die Kraft an der Radschaufel so anschaulich und auf direktem Weg verfolgen, wie an dieser Stelle auf dem Hauptdeck der Dresdner Raddampfer.“**

1200px-Schaufelrad

Im unteren Bild sieht man, wie es sich im Wasser dreht.

1200px-Schaufelrad 2

Unsere Rückfahrt von Schloss Pillnitz traten wir dann auf dem Schiff  „Stadt Wehlen“ an, das übrigens der älteste Dämpfer ( Bj 1879) der Flotte ist, und begegneten dabei der „Leipzig“, die uns entgegen kam.

1200px-DSC03777

Bei der Einfahrt in den heimatlichen Hafen wurden wir durch einen wunderschönen Blick auf die Altstadt von Dresden belohnt.

1200px-RueckfahrtJPG

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Eines ist klar:

Das war nicht unsere letzte Fahrt auf einem Raddampfer. Es macht immer wieder Spaß und ist ein besonderes Erlebnis.

Das interessiert euch vielleicht auch noch:

Erlebnisreicher Kurztrip (1)

Kurztrip (2): Barockes Paradies

Erhebend

 

*Zitat aus: Frank Müller, Wolfgang Quicker, Die Dresdner Raddampferflotte, Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2007, Umschlagtext

** Zitat aus: Frank Müller, Wolfgang Quicker, Die Dresdner Raddampferflotte, Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2007, S. 81

Auch die Baujahreszahlen und Namen der einzelnen Raddampfer sind diesem Buch entnommen.

 

 

 

 

 

9 Kommentare

  1. Meine liebe Astrid,
    darum beneide ich dich. Ich liebe Dresden auch über alles. Leider kann ich jetzt nicht mehr reisen. Ich würde noch gern einmal in die Semperoper gehen und auch das Grüne Gewölbe ist immer einen Besuch wert. Aber ich schweife ab.
    Dein Bericht und die Erläuterungen zu dem Raddampfer sind wirklich sehr, sehr aufschlußreich. Ich bin auch einmal ein Stück gefahren. Von Bad Schandau aus.
    Einen geruhsamen Abend wünscht dir
    Irmi

    • Astrid Berg sagt

      Ja, in Bad Schandau waren wir auch schon mehrmals, allerdings mit dem Auto. Schade, dass Du nicht mehr reisen kannst, aber die modernen Medien und das Internet machen es ja möglich auf virtuellem Wege solche Reisen zu unternehmen. Das ist heutzutage besser als früher. Der Spruch, dass früher alles besser war, stimmt also nicht immer 🙂
      Ich danke Dir für deinen Kommentar und wünsche Dir ebenfalls einen schönen Abend
      LG
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Das ist auch ein unbedingtes Muss, wenn man in Dresden ist.
      LG
      Astrid

  2. Eva V. sagt

    Liebe Astrid, das hast Du schön dokumentiert. Das habe ich mir auch vorgenommen, dort einmal hinzufahren, vor allem in die Semper Oper will ich unbedingt. LG Eva

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Eva,
      ich kann Dir einen Besuch in Dresden nur empfehlen, denn diese Stadt und die ganze Gegend dort hat viel zu bieten. Ein Besuch lohnt sich immer.
      LG
      Astrid

  3. Martina sagt

    Zu meinem 50. Geburtstag habe ich von meinem Mann eine Woche Dresden geschenkt bekommen und natürlich haben wir auch eine Fahrt mit dem Raddampfer gemacht. Leider weiß ich nicht mehr, ob es zufällig auch die Leipzig war, in jedem Fall war es eine ganz tolle Sache, damit über die Elbe zu schippern. Ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben – wie überhaupt diese Stadt. Ich war – lass mich mal kurz überlegen – 1973 schon einmal dort. Wahnsinn, diese Veränderung. Charme hatte die Stadt damals schon, doch jetzt ist sie richtig erblüht! Schön, dass du so oft dort sein kannst. Für uns ist es eine Strecke von 7 Stunden – die fährt man nicht mal ‚eben so‘. LG Martina

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Martina,
      wenn wir alle 4-6 Wochen zu unseren Müttern fahren, sind es auch immer fast 600 Kilometer, die wir fahren müssen. Daher weiß ich, wie anstrengend dies sein kann. Wahrscheinlich wäre ich auch nur 1 oder 2m Mal in Dresden gewesen, wenn ich immer diese Strecke zurücklegen müsste, aber so ist es für uns ein Katzensprung. Ich genieße jeden Besuch in dieser Stadt.
      LG
      Astrid

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