Kurzgeschichten, Reisen
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Oh Schreck!!!

Wir sitzen mit Freunden zusammen und erzählen von unserem Sommerurlaub. Ich komme regelrecht ins Schwärmen, denn von diesen drei Wochen gibt es viel zu erzählen. 

„Es war ein rundum gelungener Urlaub“, sage ich und zeige auf meinem Handy einige Fotos. 

„Deine Begeisterung steckt regelrecht an“, meint mein Gegenüber. „Gibt es denn etwas, das du nicht gut fandest oder worüber du dich geärgert hast?“

Ich überlege und will gerade mit dem Kopf schütteln, da schaltet sich mein Mann ein.

„Ich wüsste da schon etwas!“

Stirnrunzelnd schaue ich ihn an. Um mir gedanklich auf die Sprünge zu helfen, formt er seine rechte Hand so, als würde er hiermit etwas umklammern. Er hebt die Hand über seinen Kopf und bewegt sie hin und her. Ich verstehe endlich, was er damit andeuten will.

„Ach“, sage ich. „Ja, da gibt es schon eine Begebenheit, über die ich mich tüchtig geärgert habe.“ Zu meinem Mann gerichtet füge ich noch hinzu:

„Du brauchst gar nicht zu grinsen, denn ich fand die Sache alles andere als lustig. – Na gut, vielleicht im Nachhinein.“

„Dann erzähl doch mal!“, fordern unsere Freunde mich auf.

„Ja, ja, damit ihr auch etwas zum Lachen habt, – natürlich auf meine Kosten“, erwidere ich, lasse mich aber dennoch nicht lange bitten und gebe mein Missgeschick zum besten.

„Wir waren gerade vom Landgang zurück auf das Schiff gekommen. Ich wollte mich schnell für das Essen und das anschließende Abendprogramm fertig machen, also ging ich ins Bad. Ich habe die Angewohnheit mir die Haare immer am Waschbecken zu waschen. So schamponierte ich sie ein und spülte anschließend den Schaum auch wieder aus den Haaren. Danach stellte ich mich mit den nassen Haaren unter die Dusche und seifte mich ein.“

„Hör auf zu grinsen!“, rufe ich meinem Mann zu. „ Du hättest mir helfen können, aber du hast meine Hilferufe ja nicht gehört.“

„Ich lag in der Hängematte und war gerade ein bisschen eingedöst“, sagt er unschuldig in die Runde. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ein Notfall eingetreten war. Außerdem passiert so etwas auch nur in Filmen.“

Spätestens jetzt sind unsere Freunde neugierig geworden und schauen erwartungsvoll von mir zu meinem Mann und wieder zu mir.

„Was soll ich sagen?!“, druckse ich herum. „Ich hatte mich gerade eingeseift, als das Wasser nur noch tröpfchenweise aus dem Duschkopf kam.“

Jetzt habe ich bereits alle Lacher auf meiner Seite.

„Sag bloß!“, kichert meine Freundin. „Aber in Filmen kommt gar kein Wasser mehr.“

„Mein Glück!“, gebe ich zu. „Mit diesen wenigen Tropfen konnte ich die Seife abwaschen. Außerdem war ich heilfroh, dass ich mir die Haare bereits zuvor am Waschbecken gewaschen hatte.“

„Rund um das Schiff gab es doch genügend Wasser“, will mich mein Mann auf den Arm nehmen.

„Was war die Ursache? Hast du vergessen den Wasserhahn aufzudrehen?“, erkundigt sich einer unserer Freunde.

„Haha!“

„Es gab eigentlich kein Problem“, mischt sich mein Mann ein. Als sie aus dem Bad kam und mich aus meiner Hängematte zog, musste ich im Bad nach der Ursache suchen. Ich musste allerdings nicht lange auf die Suche gehen, denn der Schlauch hatte sich abgeknickt und die Ummantelung gelöst. Ich habe den Knick rausgemacht und konnte mich ohne Probleme und mit viel Wasser duschen“, erklärt er den anderen.

„Ja, hinterher kann ich auch darüber lachen, sogar über mich selbst. Aber in dieser Situation war ich für jeden Tropfen Wasser, den ich erhaschen konnte sehr, sehr dankbar“, gebe ich zu.

„Das kann ich mir vorstellen!“, stimmte meine Freundin mir zu. 

„Ende gut,- alles gut“, sage ich. „Und nun lasst uns auf diesen gemütlichen Abend mit euch anstoßen.“

„Und auf die kleinen Missgeschicke im Leben, die uns zum Lachen bringen“, fügt mein Mann hinzu, während wir uns zuprosten.

8 Kommentare

  1. Ja, des Einen Leid ist des Anderen Freud *ggg*.
    Wie du selbst schreibst … im Nachhinein lustig, aber währenddessen echt ärgerlich.

    LG F rauke

    • Astrid Berg sagt

      Ja, bislang dachte ich, das gibt es nur im Film 😀, aber das Leben hat mich eines Besseren belehrt.
      Ich wünsche Dir einen schönen restlichen Tag.
      Astrid

  2. Da muss ich an eine Doku über Camper denken, die ich neulich gesehen habe. Da ging eine Frau in die Sanitäranlage und warf Münzen für die Dusche ein. Kabine 7 (sag ich jetzt so, Nummer weiß ich nicht mehr). Und was macht sie? Geht in Kabine Nr. 8. Meckert, weil kein warmes Wasser kommt. Geht raus, wirft weitere Münzen ein. Falsche Kabine 🙂 Meckert weiter und geht genervt zum Wohnmobil zurück, um dort zu duschen. Köstlich, vor allem die Kommentare dazu. die eingesprochen werden 🙂 Dumm gelaufen und der Zuschauer hat sich amüsiert.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Das hätte ich gerne gesehen 😀. Ja, ja die Schadenfreude 😉, aber inzwischen kann ich auch über mein Missgeschick lachen. Hätte ich den Schlauch begutachtet, hätte ich mit einem Dreh den Fehler beheben können und das Wasser wäre wie immer aus dem Duschkopf geflossen und nicht nur getröpfelt.
      Ich wünsche Dir einen schönen Abend.
      Astrid

  3. Lustig geschrieben liebe Astrid,
    ein rundum schöner Urlaub, immerhin hat es genug getröpfelt. 🙂
    Ich habe mal vor Jahrzehnten so eine ähnliche Situation erlebt, das Wasser wurde wärend dem duschen abgestellt, da war nix mit tröpfeln… Hab mich dann an der eiskalten Stranddusche den Schaum abgewaschen.
    Eine schöne erinnerungsreiche Zeit wünsche ich dir.
    Gruß Helga

    • Astrid Berg sagt

      Du hattest wenigstens die Stranddusche noch als Alternative, aber auf hoher See…😀.
      Du hast mich an unseren ersten Urlaub erinnert. Damals haben wir in Kroatien gezeltet. Da haben wir auch am Strand geduscht, weil es an den Sanitäranlagen gemangelt hat. Aber das ist nun schon vier Jahrzehnte her. 😉
      LG
      Astrid

  4. Liebe Astrid,
    das Gleiche passierte meiner Tochter – damals 8-jährig – in unserem Hotel im Rumänien-Urlaub. Da kam überhaupt kein Wasser mehr. Anscheinend war das damals (1982) öfter der Fall… – Sie fand es ganz lustig! 🙂

    Liebe Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Ja, mit 8 Jahren findet man das noch lustig. Auf jeden Fall hat sie eine bleibende Erinnerung an diesen Urlaub, auch wenn sie sich sonst vielleicht an keine Sehenwürdigkeit mehr erinnern kann.
      Liebe Grüße
      Astrid

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