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Der Engel im Schnee

Klein-Luisa ist mit Oma Susanne spazieren. Sie stapfen durch den Winterwald. Unter ihren Füßen knirscht der Neuschnee. Es ist herrlich und die Kleine hat viel Freude an der weißen Pracht. Sie verlassen den Wald und gelangen auf eine Wiese.

„Schau mal Oma“, ruft Luisa aus. „Da liegt ein Engel im Schnee.“

„Ja, solche Engel haben wir früher auch immer gemacht“, erzählt die Großmutter. „Das geht ganz einfach. Wollen wir es versuchen?“

So kommt es, dass die Beiden sich auf den Rücken in den Schnee legen. Sie strecken die Arme links und rechts waagrecht im Schnee aus. Danach schieben sie mit den Armen den Schnee bogenförmig weg, so dass sich auf jeder Seite des Körpers ein Halbkreis bildet. Vorsichtig stehen sie wieder auf und vor ihnen liegen nun zwei Engel mit Flügeln. 
Luisa ist so begeistert, dass sie sofort wieder an einer anderen Stelle im Schnee liegt. Als sie gerade die Flügel „zaubern“ will, hält sie etwas in der Hand. Zunächst denkt sie, dass es ein Stein ist, aber bei näherer Betrachtung entpuppt sich diese Etwas als ein kleiner Engel. Er ist ganz aus Glas, hat zwei zarte Flügel, hält ein Herz in der Hand und über seinem Kopf schwebt ein Heiligenschein.

„Ist der schön!!!“, ruft das Mädchen aus. „Darf ich ihn mit nach Hause nehmen?“

„Wie er wohl hierher gekommen sein mag?“, überlegt Oma Susanne. „Hier ist niemand und uns ist auch niemand begegnet, der ihn verloren haben könnte.“

Luisa ist stolz auf ihren Fund und hat es plötzlich eilig nach Hause zu kommen. Das Engelchen hält sie fest umschlossen in ihrer kleinen Hand.

„Er ist sehr zerbrechlich“, sagt sie. Ich muss gut auf den Engel aufpassen.“

Vor lauter Aufregung, aber sicherlich auch aufgrund der winterlichen Temperaturen hat das Mädchen richtig rote Wangen. 

Eine halbe Stunde später sitzt sie in der warmen Stube vor einer Tasse heißer Schokolade und betrachtet strahlend den kleinen gläsernen Engel, der vor ihr auf dem Tisch steht. Die Großeltern sitzen ihr gegenüber und freuen sich mit der Enkeltochter.

„Wie er wohl dort in den Schnee gekommen ist?“, beginnt nun auch der Großvater zu überlegen.

„Oma meint, ihn hat jemand verloren“, gibt ihm Luisa zur Antwort. „Aber das glaube ich nicht.“

„Aha“, runzelt Opa Kurt die Stirn. „Welche Erklärung hast du denn?“

„Bestimmt ist er vom Himmel gefallen“, überlegt Luisa. „Er wollte zu uns Menschen auf die Erde.“

„Das hätte er auch gekonnt, wenn er an Weihnachten mit dem Christkind gekommen wäre. Ich glaube aber, dass es ganz anders passiert ist“, macht der Großvater das Mädchen neugierig.

„Wie denn? Bitte Opa, erzähl doch!“

„Das würde ich ja gerne, aber ich muss mich beeilen und noch schnell das Auto in die Werkstatt bringen. Dort holt mich Onkel Bernd ab. Ich soll ihm helfen den neuen Schrank im Wohnzimmer aufzubauen. Das wird sicher ein Weilchen dauern und ich werde erst am späten Abend zurück sein. Du wirst dann bestimmt schon schlafen.“

„Och!!! Bitte Opa!!! Es dauert doch gar nicht lange!!!“

Luisa ist enttäuscht, denn der Großvater schlüpft schon in seine Winterjacke, holt die Autoschlüssel und eilt zur Haustür hinaus.
Das kleine Mädchen nimmt ihren gläsernen Engel und geht in ihr Kinderzimmer, das die Großeltern extra für sie eingerichtet haben. Sie setzt sich auf ihr Bett und betrachtet das Engelchen.

„Kannst du mir nicht verraten, wie du auf die Erde gekommen bist?“, sagt sie und bewundert, das zarte Figürchen, das allerdings stumm bleibt.

Doch plötzlich vernimmt Luisa ein helles Stimmchen:

„Naja, du weißt doch, dass sich nicht nur die Menschen auf der Erde auf Weihnachten freuen. Auch wir Engel im Himmel sind fröhlich, tanzen und singen vor Freude. Ja und ich habe wohl zu nahe am Rand der Wolke getanzt und dann bin ich runtergefallen. Zum Glück bin ich im Schnee gelandet und habe mir nichts gebrochen. Allerdings bin ich zu Eis geworden. Da es geschneit hat, lag ich nun unter dem Schnee und erst du hast mich gefunden. Als du mich in die Hand genommen hast, habe ich mich in Glas verwandelt. So konntest du mich mit nach Hause nehmen. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Schau nur ich habe dir aus Dankbarkeit ein Herz mitgebracht und will dir damit Liebe und Glück schenken.“

Danach verstummt das Stimmchen und Luisa schläft noch ein Weilchen traumlos weiter. 

 

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10 Kommentare

  1. Liebe Astrid,
    das gleiche abgebildete Engelchen habe ich auch. Und dazu reihen sich noch weitere ähnliche Glasengelchen. Ich mag sie.
    Und eine schöne Geschichte dazu, die in die Weihnachtszeit passt.

    Ich schicke dir liebe Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Hallo liebe Traudi,
      ich habe dieses Glasengelchen und ein paar weitere kleine Figuren mal von meiner Schwiegermutter geschenkt bekommen. Sie stehen jedes Jahr zu Weihnachten auf der Anrichte im Wohnzimmer. Leider ist letztes Jahr eine kleine Figur kaputt gegangen.
      Hab eine schöne Vorweihnachtszeit und sei herzlich gegrüßt.
      Astrid

  2. Solch Geschichten hören Kinder gern. Ich denke, dass das kleine Engelchen für immer bei Luisa geblieben ist und sie immer an diesen Tag erinnern wird.
    Viele Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Das denke ich auch, liebe Kerstin.
      Ich nehme an, dass auch bei Euch heute nasskaltes Wetter ist. Gut, dass es drinnen schön kuschelig warm und auch weihnachtlich geschmückt ist, denn draußen erinnert nur wenig an das bevorstehende Weihnachtsfest. Der wenige Schnee, den wir hatten ist getaut oder liegt nass in den Ecken.
      Herzliche Grüße
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Auch ich wünsche Dir einen schönen 3.Advent. Ob ich noch eine Fortsetzung zu dieser Geschichte schreibe, weiß ich selbst noch nicht. Allerdings hast du recht, mich würde auch interessieren, was Opa Kurt noch zu erzählen hat.
      Liebe Grüße
      Astrid

  3. Karl-Heinz Ecke sagt

    Was für eine schöne Geschichte mit dem „Glas-engelchen“. Danke Dir.
    Liebe Adventsgrüße aus Nordwest Arkansas, liebe Astrid.

    • Astrid Berg sagt

      Dankeschön, lieber Karl-Heinz. Ich freue mich immer wieder, wenn meine Geschichten gefallen. Ich wünsche Dir einen schönen 3. Advent. Bisher hatten wir nur ein bisschen Schnee, mal sehen, ob wir weiße Weihnachten bekommen.
      Herzliche Grüße
      Astrid

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