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Zeitreise

Am Wochenende haben wir wieder einmal einen Ausflug in den Spreewald gemacht. Und zwar führte uns unser Weg nach Burg und dort marschierten wir gezielt zum alten Spreewaldbahnhof, der sich mitten im Ort befindet. Nein, wir wollten nicht mit dem Zug verreisen. Dieser Bahnhof ist schon längst stillgelegt und seit 1995 befindet sich in dem historischen Gebäude ein Gasthaus und eine Pension. Aber unser Ziel war ein anderes:

Wir steuerten direkt auf ein Café der besonderen Art zu, um uns hier auf eine Zeitreise in die Vergangenheit zu begeben und zwar innerhalb von Reklame und Verpackung. Dieses „Reclamecafé“, wie es vom Inhaber genannt wird, zeichnet sich durch eine Ladenstraße aus, die sich im oberen Stockwerk des Gebäudes direkt vor dem Spreewaldbahnhof befindet.

1200px Spreewaldbahnhof

Diese Art eines Cafés ist einmalig in Deutschland. Werner Motzek, wie der Inhaber heißt, hat 45 Jahre gesammelt und zusammengetragen, um dieses einzigartige Reclamecafé mit alter Ladenstraße entstehen zu lassen. Er hat Schilder, Dosen, Behältnisse,

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1200px Erdal

alte Ladeneinrichtungen, Möbel, Fenster, Türen etc. von alten Geschäften aufgekauft und restauriert, die sonst nach der jeweiligen Geschäftsaufgabe vergessen und von der Bildfläche verschwunden wären.
Er hat ihnen und ihren früheren Besitzern damit eigentlich ein Denkmal gesetzt. Seine Rekonstruktion einer alten Ladenstraße beinhaltet 17 Ladengeschäfte, wie man sie früher kannte. Ich würde sie in die Zeit nach dem Krieg, Ende der 50er, 60er und Anfang der 70er Jahre einordnen.

1200px Ladenstrasse JPG
Die Straße ist mit Pflastersteinen versehen und Laternen säumen den Weg. Es lassen sich Geschäfte verschiedener Art finden, die in der älteren Generation Erinnerungen und in der jüngeren Generation Staunen und Interesse am Vergangenen hervorrufen.

Hier finden sich z.B. verschiedene Schokoladengeschäfte,

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eine alte Apotheke,

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eine Drogerie,

1200px-Drogerie

eine Milchhandlung,

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ein Tabakwarenladen,

1200px Tabakladen JPG

ein Geschäft für Kurz- und Miederwaren,

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sogenannte Tante Emma Läden,

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ein Uhrengeschäft und vieles mehr.

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Zu diesem Geschäft erzählte uns der Inhaber des Reclamecafés folgende Geschichte:
Während des 2. Weltkrieges riss ein russischer Soldat die Wohnzimmertür einer deutschen Bewohnerin auf. Genau in dem Moment, in welchem er diese Tür ruckartig öffnete, schlug die an der Wand hängende Uhr zwölfmal. Sofort und ohne zu zögern, schoss der Soldat in die Richtung, aus welcher die 12 Schläge erklangen und traf zielgenau die Uhr direkt bei der Zahl 12.
Irgendwann nach dem Krieg brachte die damalige Besitzerin die Uhr zu einem Uhrmacher, um das Ziffernblatt auswechseln zu lassen. Dieser tat ihr den Gefallen, behielt aber das alte Ziffernblatt. Bei der späteren Auflösung seines Geschäftes verkaufte er dem Sammler und heutigem Inhaber des Reclamecafés Werner Motzek unter anderem auch dieses besagte Ziffernblatt mit dem Einschussloch. Er bat jedoch darum, diese Geschichte des Ziffernblattes zu bewahren und weiter zu erzählen.

Nach der Besichtigung der Ladenstraße gingen wir wieder die Treppen hinunter in das Erdgeschoss, wo sich das Café und noch weitere Geschäfte, wie zum Beispiel eine Bäckerei befinden.

1200px Baecker

Aber auch eine Kaffeerösterei zeigte uns der Inhaber, mit dem wir noch ein langes und interessantes Gespräch führten. So berichtete er uns, dass in der eigenen kleinen Rösterei  die Bohnen für den hier ausgeschenkten Kaffee geröstet werden.

1200px Spreewaldkaffee

Wir hatten einen schönen und interessanten Nachmittag und bemerkten erst beim Verlassen des Reclamecafés, dass es zwischenzeitlich geregnet hatte.

15 Kommentare

  1. Martina sagt

    Es kann doch nicht wahr sein. Da hätte ich fast diesen genialen Post von dir übersehen. Durch Tanja wurde ich auf ihn aufmerksam gemacht. Sooooo schön! Vielen Dank für die tollen Aufnahmen und den hervorragenden Post! Ein wunderschönes Maiwochenende wünsche ich dir! Martina

    • Astrid Berg sagt

      Ja, ich habe mich gefreut, dass Tanja mich verlinkt hat. Eigentlich wollte sie noch zusätzlich von einem ähnlichen Museum in Cuxhaven berichten, aber das wurde leider aufgelöst. Schade.
      LG und ein schönes Wochenende
      Astrid

  2. Liebe Astrid,
    ich bin durch Tanja bei dir gelandet! :o) Das ist wirklich eine tolle Zeitreise – ich liebe solche Freilichtmuseen. Etwa eine oder anderthalb Stunden von uns entfernt gibt es im Burgenland ein ähnliches: http://rostrose.blogspot.co.at/search?q=freilichtmuseum
    Ich wünsche dir ein wunderbares erstes Mai-Wochenende!
    Alles Liebe und herzliche Rostrosengrüße
    von der Traude
    ☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼
    http://rostrose.blogspot.co.at/2015/04/uber-den-wolken-leuchtets-orange.html

    • Astrid Berg sagt

      Hallo Traude,
      ich heiße Dich herzlich willkommen auf meinem Blog und freue mich, dass Du hierher gefunden hast. Ich hoffe, es gibt bei mir auch noch andere für Dich interessante Beiträge und Geschichten aus meinem Leben.
      Ich werde am Wochenende bei Dir ebenfalls vorbei schauen.
      Ganz herzliche Grüße
      Astrid

  3. Oh wie genial. Solche Sachen liebe ich ja. Ich war noch nie im Spreewald. Das sind die kleinen Sachen, die nicht das große Publikum anziehen, aber trotzdem so interessant und liebevoll aufgebaut sind. Es gibt so etwas Ähnliches in Cuxhaven. Da bringst Du mich auf eine Idee. Ich werde Dir ein Pendant in meinem Blog schaffen. 😉 LG Tanja (Und werde Deinen Beitrag dort verlinken, wenn ich darf.)

    • Astrid Berg sagt

      Na klar Tanja, mach doch. Ich bin schon ganz gespannt darauf. Ich freue mich, wenn es meinen Lesern bei mir gefällt und sie Anregungen finden. Bin neugierig, was da in Cuxhaven los ist. Ich war nur als Kind einmal auf Klassenfahrt dort, dann nie wieder. Siehst Du, so funktioniert der Austausch. Du erfährst was über den Spreewald und ich von Cuxhaven 🙂
      LG
      Astrid

      • Leider leider ist das Museum, das ich auf meinem Blog empfehlen wollte, in Cuxhaven aufgelöst. Es ist nach Bremerhaven umgezogen. Die alten Fotos aus Cuxhaven kann ich nicht mehr verwenden (darf es auch nicht lt. der Betreiberin des Museums) und muss nun wohl erst nochmal hinfahren, damit ich mir überhaupt eine Meinung dazu bilden kann. Tja schade. Aber ich verlinke Deinen Beitrag trotzdem. 😉
        LG Tanja

        • Astrid Berg sagt

          Liebe Tanja,
          schade, dass das Museum aufgelöst wurde. Wäre sicherlich eine schöne Ergänzung gewesen. Danke Dir aber, dass Du mich trotzdem verlinken willst.
          Ich wünsche Dir noch einen schönes Wochenende und LG
          Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Fiona,
      ja es lohnt sich sicherlich, denn eigentlich ist es noch so etwas wie ein „Geheimtipp“, denn dieses kleine „Museum“ hat erst vor einigen Monaten eröffnet.
      Ich sehe schon, irgendwann laufen wir uns alle im Spreewald über den Weg 🙂
      LG
      AStrid

  4. Christine R. sagt

    DAS klingt ja ricbtig interessant – ein ganz besonderes „Museum“… Zu schade, dass wir so weit weg wohnen!
    Ich finde es toll dass es Mensxhen gibt, die solche Erinnerungsstücke sammeln und ihre Geschichten für die Nachwelt bewahren!
    Vielen Dank für diesen tollen Post!
    Liebe Grüße
    Christine

    • Astrid Berg sagt

      Auch ich finde es beachtlich 45 Jahre mit einer solchen Konsequenz zu sammeln und damit Dinge, aber auch Lebensweisen zu bewahren.
      LG
      AStrid

  5. Das muss ich mir gleich notieren, da müssen wir doch auch mal hin. Wir waren schon paar Jahre nicht mehr im Spreewald, obwohl ein jährlicher Besuch mit Freunden zur Tradition geworden war.
    Klasse, wie viel Aufwand doch darin steckt, wie viel Liebe zum Detail, das ist echt bewundernswert.
    Danke für diesen Beitrag liebe Astrid.
    Viele Grüße von Kerstin, die ganz begeistert ist, muss ich heut gleich meiner Familie zeigen.

    • Astrid Berg sagt

      Hallo Kerstin,
      vielleicht laufen wir uns doch mal über den Weg! Dann würde sogar was aus der Probefahrt werden 🙂
      Schön, dass Dir mein Beitrag gefallen hat.
      Viele liebe Grüße
      Astrid

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