Alle Artikel mit dem Schlagwort: Regen

So eine Aufregung

Eigentlich haben wir Fangen gespielt. Das macht richtig Spaß, aber irgendetwas ist wohl falsch gelaufen. Plötzlich waren die anderen nämlich weg. Erst haben sie mich hierher gelockt und jetzt sind sie alle verschwunden und haben mich hier allein gelassen. Ich frage mich nur, wo sie sind. Wahrscheinlich sind sie längst schon wieder draußen und spielen im Garten weiter Fangen.  „Hey, was machst du hier drinnen?“, höre ich eine Frau empört rufen. Meint sie etwa mich? Ich würde ja gerne raus, aber ich weiß nicht wo.  „Sieh zu, dass du nach draußen verschwindest!“, schimpft sie mit mir und dann beginnt sie mir ihr Leid zu klagen: „Ich dachte, dass ich heute mal Glück hätte. Ich habe extra erst den Wetterbericht gehört und sie haben für heute und morgen Wolken und Sonne gemeldet, aber keinen Regen. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen. Meistens habe ich nämlich Pech und es regnet noch am selben Tag, spätestens aber am nächsten Tag.“ Bis jetzt weiß ich überhaupt nicht wovon diese Frau redet und was das alles mit mir zu tun …

Die Freitag – Sonntag-Berichterstattung

Der Freitag läutet zwar das Wochenende ein, allerdings zeigte er sich von der Wetterseite her weniger optimistisch. Es regnete bei uns den ganzen lieben langen Tag. Schön war lediglich der Regenbogen, den ich begeistert am Himmel erspähte, aber nur vom Auto aus mit dem Handy einzufangen versuchen konnte. Da man ihn auf dem Foto fast nicht erkennen konnte, öffnete ich das Seitenfenster um schnell einen weiteren Versuch zu starten. Allerdings musste mein Mann gleich wieder weiterfahren, da er im Rückspiegel schon die Autos sehen konnte. In solchen Fällen ärgere ich mich immer, dass ich nur das Handy zur Hand habe und meine Kamera zu Hause im Schrank liegt. Am Freitagabend kamen dann unser Sohn und seine Lebensgefährtin. Sie blieben das ganze Wochenende und weil das Schmuddelwetter vom Freitag von strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen abgelöst wurde, machten wir am Samstag wieder einmal einen kleinen Ausflug in den Spreewald. Dort war es schon wesentlich grüner als bei unserem letzten Besuch Ende März, wie die Fotos deutlich zeigen. 28.3.2021                 …

Zwischen zwei Regenschauern

Es ist Sonntag und es regnet schon den ganzen Tag. Mal mehr, mal weniger. Am Spätnachmittag hört es plötzlich auf und die Sonne lugt sogar manchmal zwischen den Wolken hervor. Wir ergreifen die Gelegenheit und fahren in den Branitzer Park. Einen Regenschirm nehmen wir allerdings vorsichtshalber mit. Als wir nach ein paar Autominuten dort ankommen, erwartet uns der Park in einem ganz besonderen Licht. Seht Ihr die weißen Punkte auf dem Wasser? Sie kommen immer näher. Majestätisch gleiten die beiden Schwäne an uns vorbei. Es sind Hermann und Lucie (benannt nach dem Fürstenpaar). Gut, dass sie nicht ans Ufer kommen, denn so schön sie auch sein mögen, sie flößen mir auch Respekt ein. Zu nahe möchte ich sie nicht an mich herankommen lassen. Die Pyramide spiegelt sich im Wasser und über ihr ziehen die Wolken hinweg. Ein malerisches Bild zeigt sich uns. Von uns aus gesehen rechts sieht man das Kreuz auf einem Grab. Hier befindet sich die letzte Ruhestätte von Fürst von Pückler und Fürstin Lucie Muskau. Malerischer als in diesem Moment könnte sich …

Gut beschirmt

Da liegt er nun. Mitten in der Stadt hat man ihn ausgesetzt. Niemand achtet wirklich auf ihn. Nur ein Junge, der vorbeikommt, gibt ihm noch einen Fußtritt, damit er den Bürgersteig frei macht. Verschreckt bleibt er an einer Mauer liegen. Ein verwelktes Blatt hat sich zu ihm gesellt. „Wieso liegst du hier so rum?“, fragt das Blatt. „Ich bin traurig, denn mich mag keiner mehr! Man hat mich einfach weggeworfen.“ „Wieso? Stimmt mit dir irgendetwas nicht?“ „Ach“, sagt er, „das ist eine lange Geschichte. „Dann erzähle sie mir doch! Ich kann gut zuhören und außerdem habe ich viel Zeit.“ „Na gut: Am Anfang stand ich in einem Geschäft mit anderen Kollegen zusammen. Viele Menschen gingen täglich in dem Laden ein und aus. Keiner würdigte uns eines Blickes, denn draußen war Sommer und die Sonne brannte vom Himmel. Uns brauchte niemand, wir waren überflüssig.“ „So ein Quatsch, wie kann jemand wie du überflüssig sein. Du bist total nützlich!“ „Das dachte ich auch immer, aber schau her, wie ich enden muss!“, schnieft der Schirm total traurig. „Erzähl …

Ein Tag mit Hindernissen

Heute ist ein Tag, der besser zum November passen würde, als zum Spätsommer. Wolkenverhangen, trüb und regnerisch. Schon am Morgen als Lara die Augen aufmacht, hat sie schlechte Laune. Ihr Schlaf war unruhig gewesen. Sie hat schlecht geträumt. Lauter wirres Zeug, an das sie sich jetzt nicht mehr erinnern kann. „Das war jetzt also meine erste Nacht in meiner neuen Wohnung?“, fragt sie sich mürrisch. „Was man in der ersten Nacht träumt, das soll sich angeblich erfüllen. Das kann doch nur schief gehen hier. Außerdem kenne ich in dieser Stadt keine einzige Menschenseele, außer Ludmilla Labermann. Und die habe ich gestern schon zur Genüge genossen.“ Lara hätte sich einen anderen Start in den neuen Tag und in ihr neues Leben gewünscht. „Vielleicht war alles ja eine Schnapsidee“, überlegt sie laut. „Aber das Jobangebot des Verlags ist einfach fantastisch und ich freue mich riesig auf meine neue Tätigkeit. Und so habe ich mich halt spontan entschlossen in die Großstadt zu ziehen. Ich habe keine Ahnung, ob diese Entscheidung nun richtig oder falsch war.“ Lara entschlüpft dem …

Gedankenverloren

Gedankenverloren stehe ich am Fenster, blicke hinaus. Es ist einfach nur ein Graus. Dieser Regen und die Nebelschwaden, eindeutig meiner Laune schaden. Ich lasse wehmütig meine Blicke schweifen und muss es einfach nur begreifen. Wieder neigt ein Jahr sich dem Ende zu und die Natur begibt sich zur Ruh’. Hat doch erst gestern die Sonne vom Himmel gelacht, die bunten Blätter zum Leuchten gebracht. Heute nun ist es kalt und nass schon den ganzen Tag, dass weder Mensch noch Tier vor die Türe mag. Der Herbst ständig wechselt sein Gesicht, stiehlt uns immer mehr das Tageslicht. Dann wieder erstrahlt er leuchtend in allen Farben und überschüttet uns mit seinen Gaben. Es fegt durch die Bäume geschwind des Herbstes kalter Wind. Er rüttelt und schüttelt sie tüchtig alle, damit jedes einzelne Blatt nach unten falle. Die Kinder stopfen mit Kastanien sich die Taschen voll, das Rascheln der Blätter finden sie toll. Lassen ihren Drachen im Winde steigen, tanzen glücklich im Blätterreigen. Sie stapfen mit ihren Füßen in die Pfützen, sind bekleidet mit Stiefeln und Mützen. Sie …

Elisa und Luise

Jetzt haben wir schon bald den 11. November. Für mich persönlich ist und bleibt es der Sankt Martinstag. Die Kinder verbinden mit ihm den Martinsumzug mit Laternen und mancherorts auch mit einem Sankt Martin auf dem Pferd, der mit einem Bettler seinen Mantel teilt. Selbst wenn die Geschichte vom Bischof von Tours nicht allen bekannt ist, ist diese Tradition doch noch weit verbreitet. Bei den Erwachsenen denken viele an die Martinsgans und treffen sich zum Gänseessen. Ich esse ebenfalls gerne Gänsebraten, doch ich muss auch an die vielen armen Gänse denken, die ihr Leben für den Gaumenschmaus der Menschen lassen müssen oder sogar nur deshalb gezüchtet werden. Meine heutige Geschichte widme ich all diesen armen Gänsen: Elisa liebt die Spaziergänge im Herbst. Wenn die Blätter sich bunt färben, selbst wenn sie von den Bäumen fallen und auch wenn der Wettergott zu weinen beginnt, hält sie nichts mehr im Haus. In wetterfester Kleidung dreht sie ihre tägliche Runde. Früher war ihr Mann an ihrer Seite, doch inzwischen ist sie alleine unterwegs, genießt die Natur und hängt ihren …

Pit Struwwel und Franz Stroh

Pit steht am Rande des Stoppelfeldes. Er ist eigentlich ein lustiger Geselle. Schon sein Aussehen ist kunterbunt. Er trägt eine braune Hose mit bunten Stoffflicken und einen grünen Mantel, der ebenfalls einige Flicken enthält. Um seinen Hals ist ein orangefarbenes Tuch geschlungen und auf seinem Kopf thront ein schwarzer Schlapphut mit einem grünen Band. Meist hat Pit gute Laune, doch heute ist er alles andere als gut drauf, wie man landläufig so sagt. Seine Stimmung ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Warum? Naja, erstens weil er hier fast alleine in der gottverlassenen Gegend herumsteht und zweitens, weil es in Strömen regnet. Der dritte Grund für seine schlechte Laune sind die immer weiter sinkenden Temperaturen. Normalerweise würde er gar nicht mehr hier draußen stehen, sondern wäre in der Wärme und hätte ein Dach über dem Kopf. „Ich frage mich, warum sie mich hier einfach stehen lassen und sich keiner um mich kümmert“, überlegt er. „Das war noch niemals so. Jedes Jahr haben sie mich abgeholt.“ Pit blickt sich mürrisch in der Gegend um. Sein Blick sucht jemand. …