Alle Artikel mit dem Schlagwort: Heimat

Gesundes Misstrauen

Wieder einmal sind wir in unserer alten Heimat. Da einige Erledigungen auf meinem Tagesplan stehen, fahre ich mit dem Auto durch die Stadt. Mein Weg führt mich an diesem schönen Sonnentag am Freibad vorbei. Erinnerungen durchzucken meinen Kopf. Ich werfe einen kurzen Blick nach links und kann durch den Zaun das Schwimmbecken und einen Teil der Liegewiese erkennen.  „Genau da“, denke ich,“haben wir uns immer alle getroffen und unsere Badetücher auf der Wiese ausgebreitet.“ Lange kann ich mich dieser Erinnerung nicht hingeben, denn schon bin ich an einem Vorfahrt-Achten-Schild angekommen. Hier muss ich sogar anhalten, denn ein paar Autos auf der Hauptstraße haben Vorfahrt. Ja und das ist genau der Moment, in dem eine ganz andere Erinnerung in mir hervorgerufen wird. Sie war wohl ganz tief in der hintersten Schublade meines Gedächtnisses versteckt und scheint just auf diesen Moment gewartet zu haben. Ich war damals so fünfzehn oder sechszehn Jahre alt und war stolze Besitzerin eines Mofas. Damals stand ich mit meiner orangefarbenen Vespa genau an diesem Kreuzungspunkt, als ich einen leichten Ruck von hinten …

Kreuz und quer

Heute möchte ich Euch ein paar Fotos von einem Spaziergang in der alten Heimat zeigen. Wir waren im Vogelsberg unterwegs und wollten das schöne Wetter nutzen. So suchten wir uns einen Parkplatz in der Nähe eines Waldgebietes und machten uns bei strahlend blauem Himmel auf auf den Weg. Licht und Schatten wechselten sich ab. Dort, wo die Sonne ihre wärmenden Strahlen nicht hinschickte, gab es noch Stellen mit Schnee. Eigentlich hatten wir ein Ziel, doch folgten wir dem vorgeschriebenem Wanderweg nicht lange, sondern entschlossen uns in den Wald hineinzugehen. Wir marschierten einfach drauf los. Zum Teil gingen wir auf mit altem Laub bedecktem Boden, teils stapsten wir auf matschigem Untergrund, liefen an kleinen schneebedeckten Stellen und an bemoosten Steinen oder liegenden Baumstämmen vorbei. Unser Weg führte uns immer weiter in den Wald hinein. Inzwischen waren wir kreuz und quer gelaufen und mein Orientierungssinn hatte mich längst verlassen. Zum Glück ging es meinem Mann nicht so. Er hat ein hervorragendes Orientierungsvermögen, das auch jetzt nicht versagte. Und so führte er uns ganz zielsicher wieder zurück zu …

Die Mäusefamilie überlegt (4)

Familie Maus blickte ein wenig hilflos zu Elfinchen. Es war verständlich, dass die kleine Elfe Sehnsucht nach ihrer eigenen Familie hatte. Sie hatte sich verlaufen und wusste nicht, ob sie ihre Eltern und Geschwister jemals wieder sehen würde. Diese wären mit Sicherheit in großer Sorge um ihr geliebtes Elfinchen. „Bitte!“, bettelte Elfinchen erneut und sah den Mäusevater, die Mäusemutter und die Mäusekinder aus traurigen Augen an. „Helft mir! Ihr seid alle so lieb zu mir und habt mich vor dem sicheren Tod gerettet, aber ich habe soooo schreckliches Heimweh! Ich möchte nichts lieber, als endlich wieder bei meiner Familie zu sein! Bitte, bitte!“ Die Mäusemutter streichelte zärtlich über Elfinchens Arm und meinte tröstend zum wiederholten Male:  „Es wird alles wieder gut! Aber du musst noch ein bisschen Geduld haben.“ „Ich halte es aber nicht mehr aus!“, gab Elfinchen zu. „Diese Sehnsucht nach meiner Familie tut so weh! Jetzt weiß ich warum es ‚Heimweh‘ heißt. Ich muss auch ständig weinen, wenn ich an meine Lieben zu Hause denke.“ Bob, Babsi und auch Eddi waren ganz still …

Mitbringsel

Wieder einmal sind wir in meiner alten Heimat und schlendern durch die Straßen meiner Geburtsstadt. Hier gibt es viele alte Fachwerkhäuser zu bestaunen. Eines davon ist vor kurzem verkauft worden. Es ist ein relativ großes Haus, das über mehrere Stockwerke verfügt. Im Erdgeschoss befanden sich in meiner Kindheit nacheinander verschiedene Geschäfte. Ich erinnere mich, dass es dort unter anderem Sirup zu kaufen gab, den man mit Wasser zu einem köstlichen Erfrischungsgetränk mixte. Es schmeckte nach Holunder und war echt lecker. Ich blicke in das Schaufenster, das an diesem Tag ebenfalls dekoriert ist. Allerdings befinden sich hinter der Glasscheibe diverse Haushalts- und Geschirrartikel. Sie sind alle gebraucht und entstammen der Haushaltsauflösung, die mit dem Verkauf des Hauses einhergeht. „Lasst uns mal reingehen!“, schlage ich meinem Mann und meiner Mutter vor. Drinnen empfängt uns die ehemalige Besitzerin und wir kommen ins Gespräch. „Kaufen Sie nichts, nur weil sie etwas kaufen wollen“, rät sie uns. „In unserem Alter sollte man nämlich eher ausmisten, als Dinge zu erwerben. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede. So einen Hausstand …

Hessischer Herbst

Ich möchte Euch heute einfach mal zeigen, wie sich der Herbst im Hesseländle von seiner besten Seite zeigt. Ein goldener Oktober, wie man sich ihn erträumt. Bunt mit Sonnenschein und blauem Himmel, – einfach traumhaft schön. Zunächst ein kleiner Rundgang durch den Alteburgpark in Schotten, im Herzen des Vogelsberges. Zwischen den schon fast kahlen Zweigen ragt der Kirchturm in den blauen Himmel. Versteckt hinter den bunten Herbstbäumen lugt die Alteburg hervor. Und jetzt geht es noch ein Stückchen weiter nach oben, in den Hohen Vogelsberg und zum Segelflugplatz in der Nähe von Breungeshain. Im Hintergrund erkennt man den Fernmeldeturm, der ganz oben auf dem Hoherodskopf steht. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch, ich habe ihn bereits schon einmal im Winter gezeigt (Bilderbuchwetter in der alten Heimat). Ich hoffe Euch hat der kleine Ausflug in den Hessischen Herbst gefallen. Vielleicht möchtet Ihr noch mehr über meine alte Heimat lesen, dann schaut doch mal hier nach: „Deutsche Sprache,-schwere Sprache“ Ein Falke, zwei Prinzessinnen und meine Heimatstadt Großvaters Haus

Bilderbuchwetter in der alten Heimat

Letzte Woche waren wir wieder einmal in der alten Heimat und haben die beiden Mütter besucht. Da am Mittwoch die Sonne vom Himmel lachte, beschlossen wir auf den zweithöchsten Berg des Vogelsberges zu fahren, den sogenannten Hoherodskopf. Er ist 763 Meter hoch* und bietet neben den Wanderwegen, dem Kletterwald, dem Baumkronenpfad, der Skipiste und der Sommerrodelbahn noch viele andere verlockende Attraktivitäten. Hier erwartete uns nicht nur das berühmte Bilderbuchwetter, sondern auch Schnee. Der Blick auf den Fernmeldeturm, der hoch in den blauen Himmel ragt und auf die schneebedeckten Hänge ist einfach faszinierend und weckt in uns viele Kindheitserinnerungen. Zielstrebig fahren wir den großen Parkplatz an und bewundern den Fernmeldeturm, den blauen Himmel und die Schneelandschaft. Mein Mann eilt schon voraus, um in das Tal hinab zu schauen. An diesem Mittwochvormittag ist nicht sehr viel los, aber am Wochenende kommen neben den Touristen auch Besucher aus den Gebieten rund um Frankfurt am Main.Hier bin ich als Kind mit meinem Schlitten den Hang hinunter gefahren und habe sicherlich auch oftmals im Schnee gelegen.In In dieser Gaststätte wärmten wir uns als …

Und noch mehr Kindheitserinnerungen

Wir sitzen gerade vor einer Bäckerei in einem kleinen Städtchen. Es ist nicht irgendeine Stadt. Nein, es ist meine alte Heimatstadt, das heißt: Hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Es ist kurz nach zehn Uhr und wir haben uns hier gemütlich niedergelassen, um ein verspätetes Frühstück einzunehmen. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und auch wir sind guter Dinge. Es ist ein ganz gewöhnlicher Wochentag und so verfolgen wir das Treiben auf dem kleinen Platz vor uns. Menschen gehen in der gemütlichen Bäckerei ebenso ein und aus wie in der angrenzenden Apotheke. Während wir das Hin und Her beobachten und unser Frühstück genießen, fliegen meine Gedanken ganz weit zurück in meine Vergangenheit. „Dort vorne am Eck war der Zuckerbäcker“, erkläre ich meinem Mann, der meine Heimatstadt auch seit seiner eigenen Kindheit kennt, da unsere Elternhäuser nur fünfzehn Kilometer auseinander liegen. „Ach ja“, fällt es ihm ein, „den haben wir doch neulich getroffen.“ Ich nicke ihm zustimmend zu und erliege weiter meinen Erinnerungen. So sitzen wir ein oder zwei Minuten schweigend vor unserem Frühstück. …

Natürlich schön

Wieder einmal waren wir in der alten Heimat. Und wieder einmal haben wir Altbekanntes neu entdeckt. So machten wir zum Beispiel am Sonntag einen wunderschönen Spaziergang. Wir fuhren nach Bad Salzhausen, einem kleinen, aber überaus schnuckeligen Kurort. Dieser  liegt nördlich von Frankfurt am Main, am Fuße des Vogelsberges.  Ich möchte Euch gerne den Kurpark in Bad Salzhausen vorstellen, der ebenso wie das dortige Kurhaus im 19. Jahrhundert entstand und sich uns in seiner natürlichen Schönheit und im Glanz der Herbstsonne gezeigt hat. Anfangs war es hier zwar noch ein wenig menschenleer und auch dunstig, als wir morgens um 10 Uhr den Park betraten, aber das sollte sich sehr schnell ändern. Wir liefen direkt auf die Trinkhalle zu. Leider hatte ich keinen Trinkbecher dabei, aber ich kostete das Heilwasser der Södergrundquelle trotzdem. Es plätscherte aus dem Trinkbrunnen, der von einem kleinen Nackedei auf einer Gans bewacht wurde. Justus Liebig höchstpersönlich hat laut Bildunterschrift die  Quellen im Jahre 1824 analysiert und damit die Grundlagen für die Heilbadentwicklung geleistet. Es gibt hier insgesamt sechs Heilquellen (Söderquelle, Roland-Krug-Quelle, Lithiumquelle, …

Clown August und der Ententanz

Wir waren für ein paar Tage in der alten Heimat und haben die Mütter besucht. Im Moment befinden wir uns auf derAutobahn und fahren in unsere neue und jetzige Heimat. Wir fahren also gewissermaßen von Zuhause nach Hause.  Keine Ahnung, ob jemand diese unsere Logik versteht, aber diese Ausdrucksweise trifft es noch am Besten. Bestimmt ist auch nachvollziehbar, dass wir von so einer Reise in die Vergangenheit auch gewisse Erinnerungen mit in unsere Gegenwart bringen. Gerade fahren wir an einem Pritschenwagen vorbei, da fallen Peter und mir Geschichten ein, die uns an eine ganz bestimmte Person erinnern. „Du hast doch neulich die Geschichte vom Umzug meiner Schwester geschrieben und dabei kam so ein ähnlicher Pritschenwagen vor“, sagt Peter zu mir. „Hast du denn schon mal was von Tante Leni geschrieben?“ „Nein, noch nicht! Aber sag mal, wie war das eigentlich? Wenn ich mich richtig erinnere, dann war sie doch gar nicht deine Tante.“ „Sie war die Schwägerin von meiner Oma, väterlicherseits“, klärt mich Peter auf. „Das war jetzt aber umständlich formuliert. Sie war also die …