Alle Artikel mit dem Schlagwort: Angst

Vom Winde verweht

Ich bin Laubinchen, ein Blatt. Vielleicht bist du mir schon einmal begegnet. Auf jeden Fall kennst du meine Schwestern und Brüder. Wir sind nämlich eine sehr große Familie. Wenn wir alle versammelt sind, nennt man uns Laub. Wir wohnen auf den Laubbäumen und sind im ganzen Land verteilt. Wenn der Baum groß und kräftig ist, also sozusagen schon ausgewachsen, dann hängen bestimmt 100 000 meiner Schwestern und Brüder an ihm. Obwohl es von uns so viele gibt, die sich auch noch alle ähneln, ist trotzdem jeder von uns einzigartig.  Im Frühjahr, wenn es langsam wärmer wird und die Sonne ihre wärmenden Strahlen zur Erde schickt, dann brechen wir aus den Blatthöckern heraus und lassen den einst kahlen Baum ergrünen. Die Menschen freuen sich dann und sagen, dass die Natur wieder erwacht. Im Herbst, wenn wir dann unser Grün gegen Gelb, Braun und Rot austauschen, erfreuen wir die Menschen wieder mit unserer Farbenpracht. Wenn wir unseren Farbstoff Chlorophyll abgebaut haben, dann dauert es nicht mehr lange und und wir fallen zu Boden. Der Baum ist dann …

Wo die Liebe hinfällt …

Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, von der ich neulich durch einen Bericht im Fernsehen erfahren habe. Ich war und bin so fasziniert, dass ich Euch hiervon in abgewandelter Form in der folgenden Kurzgeschichte erzählen möchte. Sie handelt von einer ungewöhnlichen Liebe und zeigt, dass Liebe nicht nur Berge zu versetzen vermag, sondern auch ungewöhnlich große Distanzen überwinden und ungeahnte Kräfte wachrufen kann. Fridolin* kann sich bis heute nicht mehr daran erinnern, wie es eigentlich passierte. Auf jeden Fall geriet er in eine fatale und im Grunde genommen ausweglose Situation. Irgendwo war aus ihm unbekannten Gründen eine große Menge Öl in das Meer gelaufen. Ein richtiger Ölteppich trieb im Meer und er war hineingeraten. Dabei wollte er nur ein bisschen im Meer herum schwimmen und plantschen, so wie es eben ein Pinguin gerne macht. Anscheinend war er auch zu weit hinaus geschwommen, aber das merkte er erst viel zu spät. Am Anfang machte das Schwimmen und Plantschen ja auch Spaß, doch dann fand er sich plötzlich inmitten des stark verunreinigten Wassers. Eigentlich war es …

So eine Aufregung! (2)

Ich liege also hier in meinem Gefängniskorb und schiele durch die Gitter. Mein Frauchen rennt kreuz und quer durch das Haus. Jetzt steht sie vor mir und zieht ihre Jacke und ihre Schuhe an und ich stelle so meine Überlegungen an. „Wenn sie ihre Jacke und ihre Schuhe anzieht, dann geht es jetzt nach draußen“, überlege ich mir so. „Spazierengehen scheint allerdings nicht angesagt zu sein, denn sonst würde ich nicht in diesem dummen Korb sitzen.“ Wenn Frauchen einen Spaziergang unternimmt, dann gehe ich auch immer mit. Ich laufe dann ganz einfach hinterher, nur wenn sie die Grenzen meines Reviers überschreitet, dann bleibe ich sitzen und rufe sie. Meistens dreht sie sich dann wieder um und bringt mich nach Hause. Heute allerdings geht sie mit dem Körbchen und seinem wertvollen Inhalt, damit meine ich meine Wenigkeit, direkt zum Auto. „Oh nein!“, schießt es mir durch den Kopf. „Jetzt ist auch noch Autofahren angesagt. Aber vielleicht überlegt sie es sich ja noch.“ Tut sie nicht. Sie stellt mich auf den Beifahrersitz und schnallt meinen Korb an. …

Warum mag mich keiner?

Heute sollen die Kinder ihre Lieblingszahl zwischen 1 und 30 aufschreiben und erzählen, warum sie diese Zahl mögen. Fast alle Zahlen haben sie aufgeschrieben, nur mich hat keiner gewollt. Ich bin ganz traurig. Jetzt liege ich ganz allein in der Ecke. Niemand sieht mich und niemand will mich. Bestimmt wisst ihr, welche Zahl ich bin, denn bestimmt mögt ihr mich auch nicht.  Ich bin die Zahl 13. Schon im Märchen von Dornröschen hat man mich gemieden. Zu den Gästen des Festes, das anlässlich der Geburt der Prinzessin gefeiert wurde, gehörten auch weise Frauen. Sie sollten dem Kind hold sein und Glück bringen. Die 13. weise Frau wurde jedoch nicht zum Fest eingeladen, da es nur 12 goldene Teller im Schloss des Königs gab. Deshalb hat diese 13. Frau das Dornröschen mit einem Fluch belegt. Das hat aber diese Frau getan, weil sie eigentlich böse war. Ich bin nicht böse, aber mir wird es angelastet. Ich tue eigentlich niemand etwas, aber jeder denkt, dass ich nicht schön bin. Warum nur finden sie mich hässlich? Ich kann …

Gänsehaut

Manchmal gibt es Situationen, die sind wirr und konfus, erscheinen aber im Moment des Durchlebens vollkommen logisch, absolut folgerichtig und plausibel. Im Nachhinein betrachtet, entpuppen sie sich jedoch als das genaue Gegenteil. Sie entbehren jeglicher Logik und sind weder nachvollziehbar, noch glaubwürdig. Trotzdem sind wir in genau diesem besagten Moment überzeugt, dass alles absolut einleuchtend ist. So auch in dieser Nacht: Es ist bereits weit nach Mitternacht, der Mond steht als Sichel am Himmel. Die Nacht ist sternenklar und wirklich eiskalt. Es ist einer dieser Nächte, wo man keinen Hund vor die Tür schickt. Ich bin bei meiner Mutter. Genauer gesagt, in meinem alten Kinderzimmer. Um exakt zu sein, ich liege im Bett und bin tief unter meiner Bettdecke versunken. Hier ist es schön mollig warm, ich schlafe tief und fest und voller Zuversicht auf den kommenden Tag. Im Haus herrscht absolute Stille. Nichts und niemand stört meinen Schlaf. Bis auf einmal ganz plötzlich Geräusche an mein Ohr dringen. Ich erwache. „Was war das?“, frage ich mich erschrocken. Ich halte die Luft an und wage …

Timo und die kleinen Tierchen in meiner Küche

Beim Aufräumen in meinem Arbeitszimmer ist mir eine blaue DIN A-4 Mappe in die Hände gefallen. Es ist einfach nur eine Sammelmappe ohne Aufschrift und ich kann mir schon denken, dass hier Handlungsbedarf besteht. Wahrscheinlich habe ich irgendwann einmal alles Mögliche und Unmögliche einfach nur hier hinein gesteckt, weil ich es nicht wegwerfen wollte, aber sonst nicht wusste wohin damit. Also löse ich die Gummiringe und öffne die Mappe. Vor mir liegen viele beschriftete Seiten auf denen ich u.a. Erlebnisse und Begebenheiten mit unserem damals noch kleinen Sohn in Worte gefasst habe und plötzlich sind alle Erinnerungen wieder da: Es war ein schöner Sommertag mit viel Sonnenschein und blauem Himmel. Ich stand in unserer Küche in Darmstadt und bereitete das Mittagessen vor. Unser etwa zweijähriger Timo spielte im Wohnzimmer mit seinen Bauklötzchen. Alles war friedlich und ich überlegte gerade, was wir nach Timos Mittagsschlaf unternehmen könnten, als unser Sohn zu mir in die Küche kam. Er setzte sich auf den Fußboden, um mir zuzusehen. Plötzlich wurde ich durch Timos zartes Stimmchen aus meinen Gedanken gerissen: …

Peinlich, peinlich…

Manche sind berühmt und berüchtigt dafür, in jedes Fettnäpfchen zu treten und keines auszulassen. Zum Glück gehören weder ich noch eines meiner Familienmitglieder zu diesem ausgewählten Kreis! Trotzdem passieren auch uns irgendwelche Missgeschicke, die mehr oder weniger peinlich sind. Wenn ich so nachdenke, fallen mir da einige Episoden ein, die im Nachhinein lustig sind, doch steckt man gerade in der betreffenden Situation empfindet man sie als peinlich: Mein Mann und ich hatten gerade unsere erste gemeinsame Wohnung bezogen, – wir waren also noch jung und unerfahren. Das sollte man zur Rettung unserer Ehre sagen, aber auch, dass man aus Schaden klug wird oder aus Fehlern lernt. Es war an einem Samstag, so Ende September oder Anfang Oktober, wenn ich mich richtig erinnere. „Ich muss noch schnell im Supermarkt einkaufen, der Kühlschrank ist leer“, erklärte ich Peter. „Dann lass uns das mal gleich machen“, meinte dieser sofort. „Ich brauche auch noch Druckerpapier.“ Der Einkaufswagen war auch schnell mit allen notwendigen Sachen beladen als wir an einem Sonderstand im Mittelgang des Marktes auf dem Weg zur Kasse …