Kurzgeschichten, Professor Konfusi-Geschichten
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Nobody is perfect!?

Der nette ältere Herr aus meinen Geschichten, den ich Professor Konfusi genannt habe, ist mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Vielleicht geht es Euch ähnlich.  Tanja (fruendliche scherereien) fragte neulich, ob der liebenswerte Professor denn auch Macken habe. Lasst mich heute eine weitere Geschichte erzählen und entscheidet selbst, ob es da doch eine klitzekleine Macke bei ihm gibt.
Professor Konfusi hält alle seine beruflichen Termine schriftlich in seinem Terminkalender fest. Darin ist er sehr genau und hat auch noch keinen der Termine vergessen, geschweige denn hat er sich jemals verspätet. Aber mit seinen privaten Terminen ist das so eine ganz spezielle Sache:

Professor Konfusi sitzt in seinem Arbeitszimmer und schreibt an einer Veröffentlichung, während seine Frau vor ihrem Kleiderschrank steht. Sie sucht sich das passende Outfit für ihr Treffen mit ihren Freundinnen aus. Sie sind zu viert und treffen sich regelmäßig in einem kleinen Café am Stadtrand.
Heute freut sie sich besonders darauf, denn sie möchte den Freundinnen die Fotos von der letzten Reise mit ihrem Mann zeigen. Die anderen haben auch versprochen ein paar Fotos von ihren Reisen und Ausflügen mitzubringen.
„Das wird sicherlich sehr interessant und auch kurzweilig“, denkt sie und nimmt ein geblümtes Sommerkleid aus dem Schrank.
„Das passt perfekt zu dem heutigen Sonnenwetter und zu meiner guten Laune. Nur schade, dass es wahrscheinlich einer der letzten sommerlichen Tage des Jahres sein wird“, überlegt sie sich während sie in das Kleid schlüpft.
Beschwingt dreht sie sich vor dem Spiegel und greift danach noch nach einem leichten Sommerjäckchen, – nur für den Fall, dass es am Spätnachmittag doch schon etwas abkühlen sollte.
Bevor Frau Konfusi das Haus verlässt, schaut sie noch einmal kurz zu ihrem Mann ins Arbeitszimmer hinein. Sie öffnet die Tür und bleibt im Türrahmen stehen. Sie will ihn nicht stören, aber trotzdem noch schnell Bescheid sagen, dass sie dann gleich weg ist.
„Ich geh dann mal“, sagt sie mit gesenkter Stimme. „Bis nachher!“
„Ja, ja!“, antwortet ihr Gatte, ohne seine Arbeit zu unterbrechen und aufzublicken, da er vollkommen vertieft in seine Veröffentlichung ist.
Frau Konfusi ist gerade im Begriff die Tür wieder zu schließen, da fällt ihr noch etwas ein. Doch sie will nicht weiter stören. Deshalb geht sie schnell in die Küche und schreibt ihrem Mann noch eine kurze Botschaft auf einen Zettel, den sie auf den Küchentisch legt und dann ist sie auch schon verschwunden.
„Hallo meine Liebe“, wird sie wenig später von ihrer Freundin Gertrud begrüßt. „Hast du eigentlich dein Handy dabei?“
„Ja natürlich. Das habe ich immer in meiner Handtasche, aber das weißt du doch“, antwortet Frau Konfusi und grinst.
„Na, dann wird es wohl auch heute wieder klingeln!“, freut sich Mathilde und klatscht begeistert in die Hände.
„Wollen wir eine Wette abschließen?“, erkundigt sich Anna.
„Was soll das?“, fragt Frau Konfusi zurück. „Ich weiß genau, was du wetten willst, aber wer von uns soll denn dagegen wetten. Wir wissen doch alle, was spätestens in einer Stunde passieren wird.“
Die vier Frauen brechen in Vorfreude auf das bevorstehende Ereignis in schallendes Gelächter aus und lassen sich dann Kaffee und Kuchen schmecken.
Fast hätten sie über dem Austausch von Neuigkeiten und dem Betrachten der Fotos Frau Konfusis Handy vergessen, doch plötzlich ertönt ein unüberhörbarer Klingelton aus deren Handtasche.
„Na also!“, rufen alle vier Frauen im Chor.
Alle verstummen schlagartig, nur Frau Konfusi holt das Handy aus der Tasche und meldet sich mit einem einfachen, aber freundlichen:
„Hallo, mein lieber Göttergatte!“
„Wo bist du denn?“, tönt die Stimme von Herrn Konfusi aus dem Telefon.
„Na da, wo ich jeden zweiten Mittwoch im Monat bin“, antwortet sie und grinst ihre Freundinnen an, die sich kaum das Lachen verkneifen können.
„Und wo ist das?“
„Ach mein Lieber, seit drei Jahren rufst du mich jeden zweiten Mittwoch an, stellst mir die selbe Frage und ich gebe dir auch immer wieder gerne die selbe Antwort: Ich bin bei meinem Damenkränzchen.“
„Ach so! Und ich dachte schon, du seist beim Frisör.“
„Aber nein, dort bin ich jeden Samstag.“
„Als wenn ich das nicht wüsste“, kommt jetzt eine leicht verärgerte Antwort.
„Natürlich weißt du das, aber es ist dir anscheinend gerade entfallen.“
„Ich nehme an, dir ist aber etwas anderes entfallen“, kontert jetzt Professor Konfusi. „Und daran möchte ich dich jetzt erinnern. Du kannst heute nicht so lange bei deinem Kaffeekränzchen bleiben, denn du musst nachher noch zum Zahnarzt.“
„Ach!“, ist das einige, was Frau Konfusi beim Versuch ihr eigenes Lachen zu unterdrücken, hervorbringt.
„Gut, dass ich deinen Notizzettel auf dem Küchentisch gefunden habe. Dort hast du dir nämlich folgendes notiert: 17 Uhr Zahnarzt.“
„Das hast du aber missverstanden“, antwortet Frau Konfusi inzwischen wieder mit ganz ruhiger Stimme. „Das ist nicht mein Termin, sondern deiner!“
„Ohje, den hätte ich jetzt glatt vergessen. Gut, dass ich dich angerufen habe. Diese privaten Termine machen mich ganz konfus. Vielleicht sollte ich sie mir mal aufschreiben.“
Gerade will Frau Konfusi ihrem Gatten beipflichten, als dieser seiner Feststellung noch einen Satz nachschiebt.
„Oder besser noch: Du erinnerst mich immer an meine privaten Termine!“
„So machen wir es!“, kichert Frau Konfusi.
„Aber sag mal, ihr seid wirklich eine sehr lustige Truppe. Man hört euch immer nur lachen“, stellt der Professor fest. „Ihr werdet doch wohl nicht über mich und meine kleine Macke lachen.“
„Nein nein!“, rufen alle vier Damen in das Handy.
„Übrigens, Gertrud!“, ruft Professor Konfusi aus. „Ich gratuliere dir recht herzlich nachträglich zu deinem gestrigen Geburtstag und haben nicht Anna und Erwin nächsten Monat 30jährigen Hochzeitstag und Mathildes Tochter wird am nächsten Samstag 45?!“
Frau Konfusi ist mindestens so baff wie Gertrud, Mathilde und Anna.
„Woher weißt du das alles?“, fragt Frau Konfusi sichtlich überrascht. „Das habe ich dir doch gar nicht erzählt!“
„Oh, ich weiß noch viel mehr. Zum Beispiel weiß ich ganz genau, dass du jeden zweiten Mittwoch mit deinen Damen zusammen sitzt, aber man kann doch nicht einfach so zugeben, dass man seine Frau vermisst. Außerdem habe ich mir bereits vor ungefähr einem Jahr schon einen Terminkalender extra für private Termine zugelegt und da steht auch dein Mittwochnachmittagtreff drin! Aber es hat dir und deinen Freundinnen immer so viel Freude bereitet, wenn ich jeden Mittwoch angerufen habe, da wollte ich euch den Spaß nicht nehmen. Außerdem erinnerst du mich immer so lieb an alle privaten Termine.“
„Du Schlawiner!“, sagt Frau Konfusi jetzt nicht ganz ohne Rührung.

 

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10 Kommentare

    • Astrid Berg sagt

      Du wirst es wahrscheinlich nicht glauben, aber mir ging es selbst beim Schreiben der Geschichte so. Ich musste tatsächlich lachen 🙂
      Herzliche Grüße von mir zu Dir
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Ja, so ein bisschen schelmisch ist er schon, der liebe Professor Konfusi. Ich gestehe, dass ich diese von mir erfundene Figur schon ziemlich in mein Herz geschlossen habe.
      Sei lieb gegrüßt
      Astrid

  1. Liebe Astrid, ich schicke Dir einen freundlichen Sonntagsgruß.
    Dieses Erlebnis ist mir nicht fremd. Wenn ich SchwieMu besuche, dann kann man drauf warten, daß mich Männe so nach 1 Std auf dem Handy bei ihr anruft und fragt, ob wir uns gut unterhalten und was wir machen oder ob wir beim Einkaufen sind.
    Auch, daß meine Schulfreundin mich angerufen hatte, das erzählt er mir und übermittelt mir ihre Grüße, obwohl er damit warten könnte, bis ich wieder zu Hause bin und ich sie dann gleich zurückrufe.
    Ja, es ist wirklich von Männe ulkig.
    Alles Gute, tschüssi Brigitte

    • Astrid Berg sagt

      Tja, so sind sie, unsere lieben Männer. Mein Mann hat mir nach dem Lesen meiner neuesten Professor-Konfusi-Geschichte auch gestanden, dass es ihm ähnlich geht und er mich immer vermisst, sobald ich für länger als eine Stunde aus dem Haus bin. Ist das nicht schön?!!!
      Hab einen guten Wochenstart und liebe Grüße an Dich und Deinen Männe
      Astrid

    • Astrid Berg sagt

      Schön, dass ich Dir mit meiner Geschichte eine kleine Freude bereiten konnte.
      Sei herzlich gegrüßt
      Astrid

  2. Ja ha, das ist ja ein ganz schönes Schlitzohr, der liebe Professor!! Und es passt wieder hervorragend zu seiner schelmischen Persönlichkeit!! Gut gelungen, liebe Astrid! Das hat mir wieder viel Freude bereitet beim Lesen. LG Tanja

    • Astrid Berg sagt

      Danke, liebe Tanja. Ich freue mich riesig über dieses Lob, denn mir hat das Schreiben der Geschichte selbst so viel Spaß gemacht und ich freue mich doppelt, weil es auch meinen Lesern gefällt.
      LG
      Astrid

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