Weihnachten & Ostern
Kommentare 16

Ei, Ei, Ei und noch ein Ei

Es ist Wochenende und wir haben uns ein Stündchen länger Schlaf gegönnt. Auf dem Weg in die Küche erkundigt sich mein Mann bei mir nach meinen Geschichten, die ich im Blog eingestellt habe.

„Du schreibst doch gerade Ostergeschichten, oder?“ Das fliegende Ei /Unsere persönliche Ostergeschichte
„Ja, ich habe erst neulich von meiner Ostereiersuche als Kleinkind erzählt“, antworte ich ihm. „Wieso fragst du?“
„Du hast doch schon mehrere „Eiergeschichten“ geschrieben, stimmt’s?“, kommt wiederum eine Frage zurück. (Sorbische Ostereier) „Ich hätte da noch eine Idee für eine neue Eiergeschichte!“
„Hast du die heute Nacht geträumt?“ will ich grinsend wissen und erwarte jetzt eine Traumerzählung. In diesem Punkt habe ich mich allerdings getäuscht, denn mein Mann schüttelt den Kopf und gibt mir einen Tipp, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
„Nein, es ist eine wahre Begebenheit. Du kannst dich sicherlich noch an meinen Chef aus meiner Industriezeit erinnern.“
Ich nicke, denn genau jetzt erklingt sozusagen in meinem Ohr dessen George-Clooney-Stimme. Trotzdem weiß ich nicht, was er mit meinen (Oster)eiergeschichten zu tun haben könnte. Doch mein Mann gibt mir sofort den nächsten Hinweis:
„Er hat in München gelebt und wenn ich dort auf Dienstreise war, hat er mich immer vom Hotel abgeholt. Meistens saß ich noch beim Frühstück, wenn er eintraf. Er hat sich dann zu mir gesetzt und sich ebenfalls einen Kaffee, Brötchen und ein Frühstücksei bestellt.“
Ich sehe meinen Mann ein wenig verwirrt an, weil bei mir immer noch nicht der Groschen gefallen ist. Irgendwie scheine ich im Moment auf dem Schlauch zu stehen.
„Ich sage nur Eierstichtest!“, erklärt er und löst bei mir nicht nur die Erinnerung aus, sondern auch einen regelrechten Lachkrampf, in den mein Mann unweigerlich einstimmt.
Nachdem wir uns einigermaßen beruhigt haben und auch wieder Luft bekommen, fordere ich Peter auf, mir alles noch einmal ganz genau zu berichten, da möglicherweise in meinem Gedächtnis doch einige Lücken vorhanden sind. Aber auch, weil ich es liebe, wenn er mir lustige Geschichten erzählt.
„Wir sind gemeinsam häufig nach England geflogen und haben dann im selben Hotel übernachtet. Demzufolge haben wir auch morgens gemeinsam unser Frühstück eingenommen. Du weißt, wie gerne ich ein leckeres Frühstücksei esse, obwohl ich in England auch häufig „bacon and egg“ verspeist habe. An dem besagten Morgen hatte ich gerade mein Frühstücksei vor mir, als mein Chef erschien. Ich köpfte es und das Eigelb, aber auch das Eiweiß ergoss sich über das Tischtuch. Sowohl mein Chef als auch ich schauten ungläubig auf das zerflossene Ei.
‚Was ist denn das?“, fragte ich. ‚Das ist doch kein Frühstücksei!‘
Ich war total empört und auch mein Chef verwunderte sich sehr über die Konsistenz des Eis. Er zögerte nicht lange, beschwerte sich und bestellte für mich und ihn noch einmal jeweils ein Frühstücksei. Das auch prompt freundlich und mit Entschuldigungen von Seiten der Bedienung serviert wurde.“
„Und jetzt kommt der Eierstichtest!?“ lache ich.
„Genau! Mein Chef hat sein Messer genommen und damit in das Ei gestochen. Mit meinem Frühstücksei verfuhr er ebenso. Angeblich war er in der Lage so Rückschlüsse auf die Konsistenz des Eis zu schließen. Auf jeden Fall ließ er umgehend beide Eier wieder zurückgehen. Sein Test habe bewiesen, dass beide Eier wiederum zu weich gewesen seien. Auf seine Reklamation hin, erhielten wir kurz darauf wieder zwei frisch gekochte Eier. Du kannst dir sicherlich vorstellen, was er sogleich gemacht hat“, richtet Peter die rhetorische Frage an mich.
„Einen erneuten Eierstichtest!“, kommt es blitzschnell aus meiner Richtung.
„Richtig!“, bestätigt Peter meine Vermutung.
„Und?“
„Stell dir vor, die Eier waren laut seines Eierstichtests nun zu hart. So langsam war mir die Sache schon etwas unangenehm. Ihm jedoch in keiner Weise, denn er verbot mir regelrecht das Ei zu verzehren und orderte erneut zwei Frühstückseier. Anscheinend gab sich der Koch in der Küche jetzt besondere Mühe, denn der Test meines Chefs ergab, dass diese Eier genau die richtige Konsistenz aufweisen würden.“
„Lass mich jetzt raten“, bitte ich meinen Mann. „Ihr hattet nach all dem Hin und Her überhaupt keinen Appetit mehr auf Frühstückseier?!“
„Oh doch und wie. Jetzt erst recht. Jedenfalls ich. Immerhin hatte ich ja außer Kaffee noch nichts weiter zu mir genommen. Mir hing der Magen bereits in der Kniekehle. Meinem Chef allerdings schien der Appetit vollkommen vergangen zu sein. Er verweigerte nämlich sein Ei und schmierte sich nur ein Butterbrötchen. Er spendierte mir sozusagen sein Frühstücksei. Aber ich muss gestehen, dass der Eierstichtest meines Chefs vollkommen korrekt war. Die beiden Frühstückseier waren hervorragend, – nicht zu hart und nicht zu weich. Wenn ich ihn wieder einmal treffe, muss ich unbedingt fragen, ob er diesen Test immer noch durchführt.“
„Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das jetzt sechs Eier!“
„Neun vielleicht sogar! Ich glaube es ist noch einmal passiert und du musst mein allererstes Frühstücksei auch noch mitzählen. Aber immerhin habe ich die beiden letzten genüsslich verspeist“, rechnet Peter mir vor.
Inzwischen haben wir in unserer Küche schon den Tisch gedeckt und während Peters Erzählung habe ich auch unsere Frühstückseier gekocht. Als ich sie auf den Tisch stelle, warne ich meinen Gatten lachend:
„Unterstehe dich und mache auch den Eierstichtest. Hier gibt es keine Reklamationen. Wenn dir die Konsistenz des Eis nicht behagen sollte, so ist dir freigestellt, ein neues Ei zu kochen.“
„Apropo Ei und Reklamation! Da fällt mir noch eine Geschichte aus unserem Leben ein“, ereifert sich Peter plötzlich.
„Jetzt fang ja nicht mit diesen ollen Kamellen an, das ist doch schon fast vierzig Jahre her und niemals wieder vorgekommen“, kontere ich energisch.
„Du gibst also zu, dass das Ei damals verdorben war?!“
„Du hast es behauptet“, gestehe ich. „Das war mein letztes Ei, das ich im Kühlschrank in meiner Studentenbude hatte. Du wolltest es unbedingt essen. Ich weiß nicht wie lange es schon in meinem Kühlschrank gelegen hatte. Ich muss es total übersehen haben“, gebe ich zu.
„Naja, das war ja auch nicht schlimm. Ich habe mich eigentlich mehr über dich geärgert“, erzählt Peter.
„Ich frage mich nur wieso. Ich habe dir ja nicht absichtlich ein verdorbenes Ei gegeben.“
„Das wohl nicht“, grinst mein Mann. „Aber als ich mich über den seltsamen Geruch beschwerte, hast du mir das nicht glauben wollen und dich aufgeführt, als hättest du das Ei selbst gelegt.“
„Gack, gack, gaaaack!“, mache ich ein Huhn nach und lasse ein gekochtes Ei über den Tisch in Richtung Peter rollen.

 

Vielleicht möchtet Ihr auch folgende Geschichten noch lesen:

Mensch ärgere dich nicht!

Meine ganz normale, chaotische Familie

Die Sache mit der Vorahnung

 

16 Kommentare

  1. Gestern Abend im Sport gab es sogar ein Suchspiel und jeder bekam am Ende ein gekochtes Osterei 🙂
    Ich verabschiede mich schon mal, denn wir verreisen am Freitag.
    Ich wünsche dir und deiner Familie ein buntes Osterfest und hoffentlich ein wenig Sonnenschein.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Kerstin,
      wohin Euch Euer Weg an Ostern auch führt, ich wünsche Euch viel Spaß und viele, viele bunte Ostereier. Habt ein frohes Osterfest und schöne gemütliche Stunden.
      Ganz herzliche und bunte Ostergrüße
      Astrid

  2. Eier kochen kann tatsächlich nicht jeder liebe Astrid…auch nicht der Eierkocher, ich habs ausprobiert nachdem ich jahrelang ohne KOCHER meine Eier meist so hatte wie sie gewünscht wurden!
    Wahrscheinlich . ich vermute es – liegt es tatsächlich an der unterschiedlichen Größe der Eier…
    eine Schmunzelgeschichte die mich zum lachen – bringt – denn, dunkel erinnere ich mich daran, dass ich einmal in fröhlicher Urlaubsstimmung als Jugendliche an einem Eierwettbewerb in Holland teilgenommen hatte und mich dort fürchterlich überfuttert hatte – 9 auf einen STreich und dann war mir schlecht!!!
    danach konnte ich jahrelang kein weichess Ei mehr ansehen, geschweige denn zum Mund führen ohne mich schrecklich zu grausen!
    lachende Grüße Angelface..und dir ein frohes Osterfest…

    • Astrid Berg sagt

      Ohje, das kann ich mir aber sehr lebhaft vorstellen! Neun Eier!!! Da kann einem ja nur schlecht sein!!! 🙂
      Liebe Angel, auch ich wünsche Dir ein schönes Osterfest, das hoffentlich im Vogelsberg nicht im Schnee stattfindet. 🙂
      Ich schicke Dir herzliche Ostergrüße und wünsche Dir viele bunte Ostereier, kleine und große Schokohasen und natürlich auch ein paar Liköreier 🙂 .
      Astrid

  3. Frühstückseier kochen ist auch fast eine Kunst. Früher haben wir die Eier im Topf gekocht, so und so viele Minuten für weich oder hart.
    Heut haben wir einen Eierkocher und trotzdem werden sie jedes Mal anders 🙂 Wir haben probiert und getestet hin und her, ich gebe auf. Klar gibt es kleinere und größere Eier, aber immer perfekt geht offenbar kaum.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • Astrid Berg sagt

      Ich gestehe, dass auch ich die Eier immer im Eierkocher koche. Ob sie jetzt einen Eierkochspezialisten überzeugen würden, kann ich nicht sagen. Uns jedenfalls schmecken sie und das ist wohl die Hauptsache. 🙂
      LG
      Astrid

  4. Ich habe herzlich gelacht. Wer die restlichen Eier in der Küche wohl gegessen hat?
    Auch Klein Astrid auf Eiersuche, diese Geschichte, ich konnte mir so richtig die Kleine mit ihrem Körbchen vorstellen.
    Du bist eine begnadete Erzählerin. Ich liebe deine Geschichten!!!!!
    Nun wünsche ich dir und deiner Familie ein wunderschönes Oserfest, viel Erfolg beim bunten Eiern suchen und viel Fröhlichkeit und Gemütlichkeit. LGLore

    • Astrid Berg sagt

      Oh, liebe Lore, ich kann Dir immer wieder nur herzlich für Deine lieben Worte danken.
      Ich freue mich immer Deine Kommentare, aber auch Deine schönen Märchen und andere Geschichten zu lesen. Für mich gehören Märchen und Lore ganz fest zusammen.
      Ich schicke Dir herzliche Ostergrüße und wünsche Dir ein frohes Osterfest. Lass Dir die vielen bunten Ostereier und die gefüllten Schokoladeneier gut schmecken.
      Astrid

  5. Herrlich! In der Tat kommt es bei einem Frühstücksei auf die Konsistenz an. Wenn das Eiweiß noch nicht fest ist, bin ich schon bedient – lach! Aber natüüüürlich muss das Eigelb flüssig sein. Eine wahre Kunst, die wohl nicht jeder beherrscht :-)! – Oh, so ein verdorbenes Ei riecht fürchterlich! – Ich wünsche dir eine schöne neue Woche! LG Martina

    • Astrid Berg sagt

      Das mit dem verdorbenen Ei war so eine Sache, die wir wohl nie vergessen werden. Anscheinend war ich damals richtig beleidigt, obwohl ich ja nicht die Henne war, wie mein Mann so schön sagt. Aber es kam halt aus meinem Kühlschrank, wo es wohl schon seit längerer Zeit gelegen hatte.
      Liebe Martina, ich danke Dir an dieser Stelle für Deine treuen Besuche und Deine lieben Kommentare.
      Ich schicke Dir herzliche Ostergrüße und wünsche Dir ein frohes Osterfest mit viel Kinderlachen, mit bunten Ostereiern und Schokoladenhasen.
      Astrid

  6. Nasowas, liebe Astrid,
    diesen Test kannte ich bisher nicht. Der Eierkoch in dem Hotel besaß jedenfalls ganz offensichtlich kein besonders großes Talent in seinem Beruf. Wenn ich mich auf ein Frühstücksei so richtig, richtig freue, dann kann es mir eine zu weiche oder zu harte Konsistenz auch den Appetit verderben. Kernweich muss so ein Frühstücksei sein! Mmmmm!
    Habt eine schöne Osterwoche mit ausschließlich perfekt gekochten Frühstückseiern :-)!
    Herzliche Rostrosen-Palmsonntagsgrüße
    Traude

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Traude,
      ich mag die Frühstückseier auch kernweich, aber nicht flüssig. Mein Mann liebt es eher etwas flüssiger, aber das Eiweiß darf auf keinen Fall flüssig sein. Da pflichte ich Dir vollkommen bei.
      Ich wünsche Dir ein fröhliches Osterfest mit vielen bunten Ostereiern und kleinen Schokohasen.
      Liebe Ostergrüße
      Astrid

  7. Liebe Astrid,
    deine Geschichte hat mich zum schmunzeln gebracht.
    Das mit dem Frühstückseier kochen ist bei mir so eine Sache. Es gibt zwischen meinem Mann und mir immer Diskussionen, ob man die Eier anstechen soll oder nicht. Ich steche sie nicht an – und sie platzen tatsächlich nicht auf (naja, gaaaanz selten). Ich sollte noch erwähnen, dass wir keinen Eierkocher haben. Und wie lange die Eier im Wasser liegen – das kann ich wirklich nicht beantworten. Da möchte ich behaupten, dass ICH selbst die lebendige Eieruhr bin, das geht nach Gefühl. Und ich möchte behaupten, meine Eier sind hätten den Test bestanden.

    Viele Grüße
    Traudi

    • Astrid Berg sagt

      Oh, ich glaube, ich bin durch den Eierkocher schon sehr verwöhnt. Ohne ihn müsste ich echt wieder ausprobieren, wie lange ich die Eier kochen muss, damit sie unserer Vorstellung von einem perfekten Frühstücksei entsprechen. Abgesehen davon, haben mein Mann und ich sowieso unterschiedliche Vorstellungen davon.
      Ich wünsche Dir ein frohes und buntes Osterfest und schicke Dir herzliche Ostergrüße
      Astrid

  8. Liebe Astrid,
    ich habe laut gelacht. Eine köstliche Geschichte.
    Das ist auch Ostern. Danke für diese Geschichte.
    Einen sonnigen Start ins Wochenende wünscht Dir
    Irmi

    • Astrid Berg sagt

      Liebe Irmi,
      leider komme ich erst jetzt dazu Dir für Deinen lieben Kommentar zu danken. Ich möchte Dir an dieser Stelle ein schönes Osterfest wünschen und freue mich auch weiterhin auf unsere gegenseitigen Besuche.
      Herzliche bunte Ostergrüße
      Astrid

Schreibe einen Kommentar zu Träumerle Kerstin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert