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Die Mäusefamilie überlegt (4)

Familie Maus blickte ein wenig hilflos zu Elfinchen. Es war verständlich, dass die kleine Elfe Sehnsucht nach ihrer eigenen Familie hatte. Sie hatte sich verlaufen und wusste nicht, ob sie ihre Eltern und Geschwister jemals wieder sehen würde. Diese wären mit Sicherheit in großer Sorge um ihr geliebtes Elfinchen.

„Bitte!“, bettelte Elfinchen erneut und sah den Mäusevater, die Mäusemutter und die Mäusekinder aus traurigen Augen an. „Helft mir! Ihr seid alle so lieb zu mir und habt mich vor dem sicheren Tod gerettet, aber ich habe soooo schreckliches Heimweh! Ich möchte nichts lieber, als endlich wieder bei meiner Familie zu sein! Bitte, bitte!“
Die Mäusemutter streichelte zärtlich über Elfinchens Arm und meinte tröstend zum wiederholten Male: 
„Es wird alles wieder gut! Aber du musst noch ein bisschen Geduld haben.“
„Ich halte es aber nicht mehr aus!“, gab Elfinchen zu. „Diese Sehnsucht nach meiner Familie tut so weh! Jetzt weiß ich warum es ‚Heimweh‘ heißt. Ich muss auch ständig weinen, wenn ich an meine Lieben zu Hause denke.“
Bob, Babsi und auch Eddi waren ganz still geworden. Sie spürten die Qualen, die Elfinchen durchlitt und hatten Mitleid mit ihr. Sie waren froh, nicht von ihren Eltern getrennt zu sein und erkannten, welches großes Glück es ist, bei ihrer Familie Liebe, Schutz und Geborgenheit zu haben.
Jetzt ergriff der Mäusevater das Wort: 
„Elfinchen, erzähle uns von deinem Zuhause, damit wir herausfinden können, wo du herkommst und wie wir dich wieder zurückbringen können. Berichte uns alles, woran du dich erinnern kannst!“
„Ich weiß nicht mehr aus welcher Richtung ich gekommen von, denn ich habe vollkommen die Orientierung verloren. Keine Ahnung, ob ich mich mehrmals um die eigene Achse gedreht habe oder ob ich nur geradeaus gelaufen und geschwebt bin. In meinem Kopf geht alles kreuz und quer.“
„Woran erinnerst du dich ganz genau? Wo hast du dich noch richtig ausgekannt?“, wollte Eddi wissen.
„Im Schlossgarten. Dort kenne ich mich sehr gut aus. Selbst bei Dunkelheit finde ich mich da zurecht. Die Glühwürmchen weisen mir dann den Weg nach Hause. Aber in der Fremde bin ich verloren…“, schluchzte Elfinchen.
„Versuche doch bitte mal das Schloss zu beschreiben!“, bat der Mäusevater.
„Oh!“, strahlte Elfinchen in Erinnerung daran. „Es ist ein großes und prunkvolles Schloss mit unendlich vielen Zimmern. Alles glitzert golden und es gibt dort einen König, eine Königin und eine kleine Prinzessin. Sie ist meine Freundin!“
„Du bist mit einer richtigen Prinzessin befreundet?!“, Babsis Augen wurden immer größer. „Das ist ja toll! So eine Freundin hätte ich auch gerne! Wie heißt sie denn?“
„Annelie!“, antwortete Elfinchen. Sie ist erst vier Jahre und sie hat mich oft im Schlossgarten besucht. Sie hat lockiges, langes blondes Haar und manchmal trägt sie ein kleines goldenes Krönchen auf dem Kopf. Aber das mag sie gar nicht, denn wenn wir ausgelassen Ringelreihen tanzen und Nachlauf spielen, dann fällt es manchmal herunter. Sie legt es dann auf die Bank unter der großen Eiche und setzt das Krönchen erst wieder auf, wenn sie ins Schloss rein gehen muss.“
„Was weißt du von Annelie noch alles?“, versuchten die Mäusekinder neugierig herauszubekommen.
„Sie liebt die Blumen genauso sehr wie ich. Manchmal bringt sie ihr Gießkännchen mit und gibt den Blumen ein bisschen Wasser, damit sie nicht verdursten.“
„Und der König und die Königin?“, will Babsi wissen.
„Oh, der König ist ein strenger, aber gerechter Mann. Die Königin ist eine wunderhübsche Frau, die rauschende lange Kleider trägt und Annelie über alles liebt.“
Der Mäusevater saß stirnrunzelnd in seinem Sessel. Er war sehr schweigsam, was ein Zeichen dafür war, dass er angestrengt nachdachte. Doch immer wieder schüttelte er den Kopf. Irgendwie konnte er sich keinen Rein aus den Erzählungen Elfinchens machen. Doch die Mäusemutter lächelte gedankenverloren in sich hinein. Nach einer ganzen Weile, in der niemand gewagt hatte etwas zu sagen, meinte sie mit ihrer zärtlichen Stimme:
„Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“
Alle Augen richteten sich auf die Mäusemutter und Elfinchen begann neue Hoffnung zu schöpfen.
„Du kennst den Schlossgarten, der meine Heimat ist?“
„Nein, eigentlich nicht“, gestand Eddis Mutter und zerstörte damit die aufgekeimte Hoffnung der kleinen Elfe.
„Aber du hast doch gesagt, dass es dir bekannt vorkommt“, fragte Elfinchen unter erneut aufgekommenen Tränen.
„Ja, ich kenne eine Geschichte von einer Königsfamilie, die in einem Schloss wohnt. Meine Großmutter hat sie mir erzählt und die hat sie von ihrer Großmutter und die wiederum hat sie einst vom Weihnachtsmann erzählt bekommen. Aber das ist lange, lange her und die kleine Prinzessin war ganz sicher nicht Annelie.“
„Aber vielleicht ihre Urururgroßmutter oder so…“, gab Babsi zu bedenken, die von dieser Geschichte vollkommen in den Bann gezogen worden war.
„Ich habs!“, meldete sich plötzlich Bob zu Wort. Er war ein kluges Köpfchen und in der Mäuseschule Klassenbester. „Warum fragen wir nicht einfach den Weihnachtsmann?! Der kennt bestimmt die kleine Annelie in dem großen Schloss, denn er kommt viel in der Welt herum!“

 

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